Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
und reichte sie Jess und machte, dass ich davonkam, um nicht sehen zu müssen, was sie mit dem Gemüse anstellte.

27
    Ich traf unseren freundlichen Zombie aus der Nachbarschaft in der Küche an, wo er gerade damit beschäftigt war, unseren Toaster zu zerlegen. »Fang gar nicht erst an«, warnte er, ohne aufzublicken. Auf der ganzen Arbeitsplatte lagen Schraubenzieher und andere glänzende Werkzeuge verstreut. »Du isst ja nicht mal Toast oder Bagels.«
    »Als scherte ich mich einen Dreck darum, was du mit unseren Haushaltsgeräten anstellst! Aber wenn du eine mentale Herausforderung brauchst … wie wär’s, wenn du dich um die Wäsche kümmertest?«
    Marc lachte, das erste herzliche Lachen, das ich von ihm hörte, seit er sich vor einer Woche in seinem Zimmer ins Nichts gebeamt hatte. Er legte den Schraubenzieher weg und nahm ein Glas von der Theke, das mit einer klaren blauen Flüssigkeit gefüllt war. In wenigen gierigen Schlucken stürzte er das halbe Glas hinunter, dann widmete er sich wieder seiner Zerlegetätigkeit.
    »Ich finde, du solltest dir das Sidolin wieder abgewöhnen.«
    »Das ist Crème de Cacao, du Dummi. Mein siebter. Wir haben doch gleich siebzehn Uhr, oder etwa nicht?« Er schaute auf seine Uhr. »Genauer gesagt, exakt fünf. Was ist das für eine Welt, in der ich mich nicht betrinken darf, nachdem ich von den Toten auferstanden bin?«
    »Äh, aber du hattest bereits in der Vergangenheit ein Problem damit. Mit dem Suff, meine ich.« Ich hatte nie herausgefunden, ob Marc nun ein waschechter Alkoholiker oder einfach nur ein Säufer gewesen war. Monate konnten vergehen, ohne dass er einen Tropfen trank. Dann soff er zwei Tage und zwei Nächte durch. Manchmal ging er zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker, dann wieder längere Zeit nicht. Leider muss ich gestehen, dass ich meistens zu viel mit mir selbst zu tun hatte, um mir um andere Gedanken zu machen. Immerhin war er erwachsen, redete ich mir ein, und noch dazu Arzt … Er war doch viel klüger als ich! Auf ihn achtzugeben, ihm das Händchen zu halten, das war nicht mein Job.
    Ich weiß. Ganz schön armselig, was?
    »Nicht, dass es mich etwas anginge«, fügte ich ein wenig lahm hinzu. »Äh … glaube ich jedenfalls. Aber hattest du nicht ein Alkoholproblem?«
    »Ja. Als ich noch am Leben war. Doch jetzt bin ich tot, und Sprit kann mir nichts mehr anhaben. Zigaretten übrigens auch nicht. Ich könnte mir sogar eine Dosis reinstes Aids-Virus spritzen und würde nicht mal ’nen Schnupfen kriegen. Aber sag mal, Betsy: Was spricht dagegen, dass ich nach meinem Tod einen über den Durst trinke? Hmm?«
    »Ich halte eben Sidolin nicht für die beste Wahl.«
    »Vergiss es! Was liegt an?«
    »Wo stecken denn alle?«
    »Tja, also, Detective Nick, den du fortan DeeDee nennen solltest, wie ich finde, hat dafür gesorgt, dass ich heute Nachmittag viel zu tun habe, bevor er sich auf die Jagd nach den bösen Buben machte. Jessica geht mir aus dem Weg, so gut sie es vermag. Sinclair hat sich in der Bibliothek verkrochen, und Antonia und Garrett sind noch nicht aus dem Schlafzimmer gekommen.«
    »Gut. Dann ist ja alles in Butter.«
    »Ich weiß nicht, ob man das ›in Butter‹ nennen kann, aber man muss ihr Durchhaltevermögen wirklich bewundern.«
    »Ich meine doch nicht sie, du Idiot! Es ist gut, dass niemand in der Nähe ist.« Ich ließ mich auf den Stuhl ihm gegenüber plumpsen. Marc trug heute einen schokobraunen OP -Kittel, sein Haar war zwar sauber, doch verwuschelt, und während er redete, fuhr er fort, den Toaster zu zerlegen. »Erinnerst du dich, wie du mich gebeten hast, dich zu töten?«
    »Das ist keine fünfzehn Stunden her. Natürlich erinnere ich mich.«
    »Jetzt ist es an der Zeit, mir den Gefallen zu vergelten.«
    »Aber du hast doch noch gar nichts getan …«
    »Zeit, mir den Gefallen zu vergelten!«
    Ich erklärte ihm die Lage. Irgendwie war ich erstaunt, wie rasch ich alle Probleme meines Lebens nach dem Tod zusammenfassen konnte.
    »Hm.« Er hielt mit der Arbeit inne und legte den Schraubenzieher hin. »Das ist also dein Plan?«
    »Weiter bin ich noch nicht gekommen.«
    »Dann sollten wir ihn besser durchziehen.«
    Ich nickte. »Genau.«
    »Du bist aber echt schwer zu killen.«
    »Ich weiß.«
    »Das Letzte, was ich möchte, ist, dass du wieder aus dem Grab krabbelst.«
    »Widerlich«, stimmte ich ihm zu.
    »Das wäre … einfach eine Katastrophe. Wir müssen dich also gründlich töten. Enthauptung oder so.«
    »Oder so«, pflichtete

Weitere Kostenlose Bücher