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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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hat.«
    »Ausgerechnet du kommst mir mit Zitaten aus
Top Gun
? Ernsthaft?«
    »Ich habe meinen Flügelmann verloren«, giftete ich und kämpfte wieder mit dem Einkaufswagen, bevor er auf Abwege geriet und erneut einem Unschuldigen in die Hacken fuhr – zum Glück besaß ich ja meine Vampir-Superkräfte! »Und hier stehe ich in meinen sauberen weißen Boxershorts und starre mich im Spiegel an, während Tom Skeritt meinen Hintern begutachtet!«
    »Ach, du liebes Lieschen!«
    »Warum kann mir das Miststück nicht einfach sagen, was Sache ist? Hm? Warum dieser ganze geheimnisvolle ›Ich bin nur zu Besuch‹-Scheiß? Sie soll mir einfach sagen, was schiefgegangen ist und wie ich es wieder in Ordnung bringen kann.«
    »Welches Miststück meinst du? Satan? Die ältere Betsy? Oder den Anti …«
    »Die ältere Betsy. In den Filmen heißt es ja auch immer: ›Oooh, wir dürfen bloß kein Zeitparadoxon erzeugen, deshalb muss ich in Rätseln sprechen und darf nicht eingreifen‹, und dann wundern sie sich, dass nichts funktioniert. Ich sollte sie einfach kidnappen, mir eine Lötlampe oder Ähnliches besorgen und sie damit bearbeiten, bis sie mir sagt, wie ich alles wieder in Ordnung bringen kann.«
    »Ekelhaft.«
    »Ja, aber möglicherweise wirksam.«
    »Nein, es ist ekelhaft«, beharrte sie, »und außerdem begibst du dich damit auf die Straße des Bösen, die du doch meines Wissens stets sorgfältig gemieden hast.«
    »Lass mir doch meine Träume«, seufzte ich, und Jessica überließ mich meinen morbiden Folterfantasien.

30
    Nach unserer Rückkehr in die Villa gelang es mir, einige meiner Probleme zu vergessen und mich auf das Abendprogramm zu freuen. Da ich zurzeit weder Sex hatte noch mit einem Plan aufwarten konnte und da ein Zombie im Haus umherschlich, hockte ich neuerdings ungewöhnlich häufig vor der Glotze.
    »Okay, hör mal! In dem Film … da macht die Heldin diesen Wahnsinns…«
    »Aber ich kann Rene Russo nicht ausstehen!«, beschwerte sich Jess, während ich unzählige Einkaufstüten in die Küche schleppte. »In Outbreak war sie total langweilig. Der Affe war tausendmal interessanter, obwohl er nicht mal Gefühle ausdrücken musste. Und als sie schließlich doch erkrankte, wurde sie im Gegensatz zu allen anderen, die sich mit dem Virus ansteckten und aus Ohren und Augen bluteten, nur leicht rot im Gesicht. Das war das einzige Anzeichen dafür, dass sie die tödliche Seuche auch erwischt hatte: Sie kriegte mehr Rouge aufgelegt!«
    »Aber in diesem Film wirst du sie mögen, das wette ich. Darin tut sie nämlich etwas äußerst Bemerkenswertes. Der Mörder ruft an und versucht, sie zu einem Treffen mit ihm allein zu überreden, und sie, die einzige Zeugin seines grässlichen, unsagbar schrecklichen Verbrechens, weigert sich.«
    »Was?«
    Ich packte die Tüten aus und stapelte Dosen und gefrorene Vögel und Schachteln mit Fertig-Füllungen auf der Arbeitsplatte. »Ja. Sie will sich nicht mit dem Mörder um Mitternacht mitten in einem Maisfeld treffen, ohne vorher jemandem Bescheid gesagt zu haben. Unerhört! Und als der Mörder versucht, einen neuen Termin mit ihr zu vereinbaren, lässt sie ihn wieder auflaufen. Echt!«
    »Klingt schon irgendwie cool«, gab Jess zu.
    »Dieses Mal allerdings will sie gar nicht erst ihr sicheres Wohnzimmer verlassen, um sich mit einem verdächtigen Typen in einem verlassenen Bürogebäude an einem Kai zu treffen, auf dem sämtliche Laternen kaputt sind. Sie lehnt es rundweg ab. Und deshalb überlebt sie und kann gegen ihn aussagen! Unerhört! Solcher Mut, finde ich, gehört honoriert. Ich werde mir alle Filme holen, die Rene Russo je gedreht hat.«
    »Du schaust in letzter Zeit ungewöhnlich viel fern.«
    »Genau das hab ich gerade auch gedacht!«
    »Erinnerst du dich an unseren Denzel-Marathon?«
    »Ein Film ist kein Marathon«, korrigierte ich, doch ich erinnerte mich gut. Es war der Tag, nachdem Marc sich umgebracht hatte, deshalb hatte ich den Film dreimal nacheinander sehen müssen, bevor ich überhaupt daran hatte denken können, etwas anderes zu tun. Mich zu nähren beispielsweise. Oder zu weinen. Zu fluchen. Zu denken.
    »Ich brauche nicht Dead Man Walking, ich brauche Mann unter Feuer.«
    »Wann hast du eigentlich das letzte Mal geschlafen?«, fragte Jessica.
    Ich wühlte weiter in dem DVD -Stapel, ohne auf ihre Frage einzugehen. Ich brauchte den Film, nicht das Buch. Das Buch war fast so deprimierend wie
Dead Man Walking
, womit ich nicht meine, dass es schlecht war,

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