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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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er gefunden hatte, dass ein Streit zu laut wurde. Viel Sinn hatte diese Maßnahme nicht, denn mein schrilles Kreischen übertönte sogar den kettensägenartigen Krach des Mixers.
    »Sie hat ihr Leben lang alles verabscheut, wofür ihre Mutter steht! Sie ist nicht der Antichrist, sie ist der Anti-Antichrist!«
    »O-kay«, sagte Jessica und rieb sich das linke Ohr. »Entspann dich mal!«
    »Ich entspanne mich, wenn du aufhörst, in aller Gemütsruhe davon zu schwatzen, dass es nur logisch ist, wenn Laura die Hölle übernimmt, du treulose Tomate!«
    »Das war jetzt aber gemein«, sagte sie vorwurfsvoll. »Wart’s nur ab, bis ich deiner Mom erzähle, wie du mit schwangeren Frauen sprichst!«
    »Nicht mit allen Schwangeren. Nur mit dir. Und wage ja nicht, es Mom zu petzen.« Ich hatte vor drei Minuten geglaubt, Angst zu haben? Das war nichts im Vergleich zu der Horrorvorstellung, eine Standpauke über gutes Benehmen von der unbarmherzigen Dr. Taylor zu ertragen, die zwar völlig unbeeindruckt blieb, wenn sie mich in zweifacher Ausfertigung antraf, sich jedoch unendlich aufregte, wenn ich die Beherrschung verlor und mich wie ein ungezogenes Gör benahm.
    »Betsy, nun beruhige dich mal!« Laura bemühte sich um einen vernünftigen Ton. Ich hatte jedoch keinerlei Interesse an dem, was der Antichrist für vernünftig halten mochte. Der Teufel war nun mal der Teufel. Und Laura war … Laura. Meine kleine Schwester. Ein guter Mensch (wenn sie nicht gerade boshafte Vampire oder Serienmörder abmurkste oder versuchte, mich in einem Wutanfall zu töten. Hey, wer ist schon perfekt?) Sie war nicht dazu berufen, die Hölle zu regieren. »Meine Mutter hat nie einen freien Tag gehabt. Niemals einen Tag Urlaub.«
    »Dann empfiehl ihr doch, Klage bei der Gewerkschaft einzureichen.« Es war mir unmöglich, auch nur das kleinste bisschen Mitleid für Satan zu empfinden. Sie wissen schon, warum: weil sie eben Satan war.
    »Du machst dich bloß lustig …«
    »Nicht wirklich«, sagte ich.
    »… aber sie hat wirklich niemanden außer mir. Verstehst du das denn nicht? Es gibt niemanden. Außer mir.«
    »Äh, nein, wohl nicht.« Mir gefiel die Richtung gar nicht, die diese Diskussion nahm. Überhaupt nicht. Und Sinclair hörte ich auch nicht mehr in meinen Gedanken. Sein Gesicht hatte den Ausdruck einer Statue auf der Osterinsel angenommen.
    »Selbst wenn ich sie hassen würde …«, setzte Laura an.
    »Du hasst sie!«
    »… könnte ich sie niemals im Stich lassen, nun, da ich begriffen habe, warum es mich gibt«, fuhr Laura fort. »Weißt du überhaupt, dass ich einer der wenigen Menschen bin, der die Antwort auf die ewige Frage …«
    Und – möchtest du Pommes dazu?
    »… seiner Existenz kennt?«
    »Hör mal zu, Laura. Hör mir gut zu. Okay? Schau auf meine Lippen: Du bist nicht die Zeitarbeiterin der Verdammten.«
    »Und wieder machst du Witze«, seufzte sie.
    »Ich mache absolut keine Witze!«
    »Jetzt kommt schon, Leute! Beruhigt euch.« Marc schob jedem von uns ein kleines Saftglas zu, in das er randvoll Smoothie geschenkt hatte. »Trinkt! Vergessen wir das Ganze erst mal! Niemand wird die Hölle von jetzt auf gleich übernehmen.«
    »Oder jemals.«
    »Von jetzt auf gleich«, wiederholte er, um sicherzugehen, dass ich ihn verstanden hatte. »Außerdem bin ich der Meinung, dass du möglicherweise projizierst, Betsy.«
    »Ach, tatsächlich, Doktor Zombie?«
    »Wenn du das Gefühl hast, dass du in die Ecke gedrängt wirst oder dich im Irrtum befindest, neigst du dazu, um dich zu schlagen und Gemeinheiten von dir zu geben«, präzisierte er, wobei er für einen verdammten Zombie verdammt heilig aussah.
    »Halt die Klappe, du Ausschuss aus einem feuchten George-Romero-Traum.«
    »Elizabeth.«
    »Und du kannst auch die Klappe halten«, fuhr ich fort und funkelte Marc an, wohl wissend, dass ich mich wie ein ungezogenes Gör oder eine Zicke benahm und mich nicht stoppen konnte. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht. Manchmal schien es wichtig zu sein, die Gefühle meiner Freunde zu verletzen, damit ich nicht über die wahren, furchtbaren …
    »Ich glaube, du wehrst dich so vehement gegen die Vorstellung, dass Laura die Hölle übernimmt, weil du es als ihr Schicksal siehst – so wie dein Schicksal die Herrschaft über die Vampire ist und eines Tages vielleicht sogar über die Menschheit, nachdem in einer fernen Zukunft eine Katastrophe eintreten und die Sonne auslöschen wird.« Marc beobachtete mich scharf, doch da ich mich nicht auf

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