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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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sagte ich zu Sinclairs Hintern, während er langsam, aber stetig die Treppe zu unserem Schlafzimmer emporstieg, »doch diese hier lässt es völlig kalt.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Selbstgefälliger Mistkerl.«
    »Ja.«
    »Ich liebe dich nicht«, sprach ich zu seinem Hintern, zu seinem fabelhaften, fantastischen Hintern. Jessas, wie viele verdammte Treppenstufen kamen denn noch? »Nicht mal ein kleines, kleines bisschen.«
    »Lügnern wird der Po versohlt.«
    Ach, tatsächlich? Das verhieß alle möglichen schmutzigen, spaßigen Spielchen. Und davon hatten wir in letzter Zeit viel zu wenig gehabt. Es war höchste Zeit, nein, allerhöchste Zeit, sich nackt mit dem Vampirkönig zu vereinen, um einander nackt und schwitzig und unanständig Unsägliches anzutun …
    Sinclair blieb zwei Stufen vor Erreichen unseres Stockwerks stehen. Ich merkte, dass er lauschte, hatte jedoch keine Ahnung, worauf. Immerhin hielt ich mich zurück und kreischte nicht: »Was hast du?«, wie es diese lästigen Filmheldinnen zu tun pflegen, wenn die Guten versuchen, auf die Schritte der Bösen zu horchen, und das Gekreische der lästigen Heldin natürlich im unpassendsten Moment kommt …
    Vom fernen Ende des Korridors drang ein tiefes Knurren zu uns, das stetig lauter wurde. Dämlich. Wer sollte hier schon knurren? Jessica schlief wahrscheinlich schon. Laura pflegte nicht zu knurren, und Marc, da war ich ziemlich sicher, auch nicht. Tatsächlich war die einzige logische Kandidatin …
    »Oh, Scheiße! Vollmond!«
    Sinclair seufzte und setzte mich ab.
    »Weil wir so viel Mist um die Ohren haben, hab ich doch glatt vergessen, dass Vollm…«
    Und da nahte auch schon Antonia, als hätte der Gott der verpassten Rendezvous ihr das Stichwort gegeben. In ihrer Wolfsgestalt war sie vollkommen schwarz, ihr üppiges Fell hatte dieselbe Farbe wie ihr struppiges Haupthaar. Ihre Augen waren glühende Teiche, in die ich lieber nicht hineinsehen wollte … Schon die menschliche Antonia war reizbar genug – auf vier Pfoten aber wurde sie zu einem Hurrikan aus Fell und Zähnen.
    Auch dass sie erst seit Kurzem fähig war, sich bei Vollmond in einen Wolf zu verwandeln, war keine sonderliche Beruhigung. Antonia war zwar Rudelmitglied, hatte jedoch zu jenen Werwölfen gehört, die ihre Gestalt nicht wandeln konnten. Solche Werwölfe sahen stets wie Menschen aus, obwohl sie zu gewissen Zeiten keine waren. Und diese Bedauernswerten wurden von denjenigen, die die Verwandlung beherrschten, wie schwächliche Invaliden behandelt. Stellen Sie sich das so vor: Ach, du Ärmste, ich muss mich jetzt in einen Wolf verwandeln, wir sehen uns später … oder nie. So ungefähr war das vermutlich.
    Jedenfalls war Antonia ebenfalls in die Fänge der teuflischen Bibliothekarin geraten, die Sinclair vor unserer Hochzeit entführt hatte. Und als ich die Bibliothekarin tötete (»Du kannst an deinen überfälligen Büchern ersticken, Miststück, und scheiß auf die Überziehungsgebühren!«), hatte ich es irgendwie gleichzeitig zuwege gebracht, dass Antonia sich zum ersten Mal in ihrem Leben in einen Wolf verwandeln konnte.
    Wir mussten eben noch lernen, miteinander auszukommen, sprich zu wohnen. Paradebeispiel: Ein riesiger rabenschwarzer, furchterregender Werwolf mit ungefähr tausend blitzenden Zähnen kommt durch den Korridor auf dich zugerast, sein Knurren klingt, als zerreiße Samt, möglicherweise tut er dir nichts … Aber immerhin war das hier Antonia, deren Vorstellung von einer höflichen Begrüßung in einer Frage gipfelte wie »Warum gehst du mir verdammt noch mal nicht aus dem Weg?« Sie war bereits von ihrem Rudel gefürchtet worden, bevor sie die Fähigkeit der Verwandlung erlernt hatte. Und selbst der Teufel hatte sie loswerden wollen, weil sie allen in der Hölle auf die Nerven gegangen war.
    Vielleicht sollten wir uns auf den Teppich fallen lassen und uns zusammenkrümmen wie kleine Häschen?
    Glaube mir, Darling, ich denke auch ernsthaft daran. Möglicherweise wird sie uns nichts tun, aber …
    Bevor wir uns feige fallen lassen konnten, war Antonia schon da. Und dann sahen wir, wie sie sich in den Teppich zu bohren schien, sahen, wie sie sich abstieß und in einem Riesensprung über uns hinwegsetzte.
    Wir starrten ungläubig, während Antonia über unsere Köpfe und den größten Teil der Treppe flog, mit lautem Krachen auf die vierte Stufe von unten prallte, sich fing, wieder einen Sprung machte … und dann galoppierte sie schon auf die Haustür zu, nur dass

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