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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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das große Panoramafenster im Weg war …
    KKKLLLLLLLLIIIIIRRRRRR !
    Und fort war Antonia.
    »Ah, verflucht noch …«
    Neuerliche Schritte. Garrett. Er nahm den gleichen Weg wie Antonia und rief uns im Vorbeirasen »Sorry!« zu. Dann stürzte er die Treppe hinunter und nahm dabei immer vier oder fünf Stufen auf einmal wie eine dürre, bleiche Gazelle, bis er schließlich durch das neu geschaffene Loch im Panoramafenster verschwand, wobei er zum Abschied brüllte: »Sie hat Probleme mit dem Eingeschlossensein!«
    Ach ja, und er war nackt gewesen. Hatte ich das bereits erwähnt?
    Ich sah meinen Ehemann an, der ebenso schreckstarr war wie ich. »Also läuft jetzt eine zickige Werwölfin in unserer Nachbarschaft herum, gefolgt von einem nackten und manchmal wilden Vampir, der sie dringend bespringen will.«
    »Ja.«
    »Wir sollten vermutlich etwas unternehmen, irgendwas Königliches und Befehlendes.«
    »Ja«, sagte mein Gemahl mit einem letzten bedauernden Blick auf mein Dekolleté. Dann seufzte er und wandte sich in Richtung Treppe. »Ich werde mich darum kümmern, mein Herz.«
    »Sei doch nicht so dämlich, ich komme mit!«
    »Bitte.« Er drehte sich zu mir um und hielt eine Hand hoch. »Ich mache mir ständig Sorgen um dich, jetzt mehr denn je. Bitte bleibe hier, wo es relativ sicher ist!«
    »Hier? Sicher?« Ich musste lachen. »Komm schon, ich helfe dir. Es könnte ja auch ganz lustig werden«, sagte ich in dem Versuch, ihn aufzuheitern. »Du weißt schon, am Schluss.«
    Er schüttelte nur den Kopf, lächelte jedoch, und dieses Lächeln erschien mir wie eine Verheißung: als stellte unser sexloser Zug durch die Nachbarschaft am Ende doch ein begehrenswertes Ziel dar.

36
    So geschah es, dass ich verhaftet wurde. Kennen Sie das? Wenn alles zum Zeitpunkt des Geschehens merkwürdig und unzusammenhängend wirkt und man erst später mit etwas Abstand die wahren Zusammenhänge erkennt?
    Nun, so war es eben nicht. Sinclair und ich (und Tina und später Nick) liefen Antonia und Garrett nach, und ich wurde verhaftet, und die ganze Geschichte war saudämlich und nervig. Und es war auch überhaupt nicht hilfreich, dass Sinclair es irgendwie saukomisch fand. Unsere Jagd war so rasant, dass die Vorstellung, ihn eines Tages in das Buch der Toten zu verwandeln, mir nicht mehr die ganze Zeit abstoßend vorkam … Wenn das nicht traurig ist!
    »Und was zum Teufel ist das hier?«
    »Eine halb automatische Kimber Custom, Majestät«, antwortete Tina, wie immer ausnehmend höflich. Sie machte irgendwas mit der glänzenden Pistole, und ein Unheil verkündender und knarrender Laut ertönte. Ich kannte zwar Schrotflinten (Enten- und Gänsejagd mit Mom, als ich noch ein Teenager war) und Gewehre (weil es einfach Spaß macht, auf ein zweihundert Meter entferntes Ziel zu zielen, und noch mehr Spaß, es sogar zu treffen), aber darüber hinaus wusste ich herzlich wenig über Waffen.
    Obwohl es eigentlich unsinnig war, kriegte ich jedes Mal Zustände, wenn die zarte, zierliche Tina, die wie eine fahnenflüchtige Nonne wirkte, Waffen nachlud und Kugeln goss. Sinclair hatte ihr in einer Ecke unseres riesigen Kellers eine Nachladebank eingerichtet, und manchmal klirrte und rasselte das Ding die halbe Nacht lang. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit schleppte Tina Gewehre und Schrotflinten in Gewehrkoffern herum, hantierte mit Pistolen wie ein Magier, der Tauben verschwinden lässt, und reinigte ihre Waffen in unserer Küche. Ich hätte sie mir lieber in Reifrock und Häubchen auf der Veranda einer Südstaatenvilla vorgestellt, mit einer selbst gemachten Zitronenlimonade in der Hand.
    »Ooooh, wie hübsch!« Ich tat, als müsste ich nach Luft schnappen, während sie das Magazin herausnahm und prüfend betrachtete.
    »Nun ja.« Ein leises Lächeln blühte auf ihrem Gesicht auf. »Ihr mögt ja glänzende Dinge.«
    »Aber warum besitzt du ausgerechnet so eine Pistole?«
    »Weil ich bevorzugt amerikanische Fabrikate kaufe.« Ich hatte keinen Schimmer, ob sie Spaß machte.
    »Brauchen wir denn eine Waffe? Wir wollen doch nur Antonia einfangen, bevor sie aus Versehen jemanden auffrisst. Und Garrett, weil er, nackt wie er ist, die Nachbarn erschrecken könnte.« (Die Menschen in Minnesota sind sehr prüde, besonders im November.)
    »Oh, das ist nur die Pistole, die ich ohnehin dabeihabe«, versicherte sie.
    Ach so. Wie dumm von mir. Natürlich. Das war nur die Pistole, die sie ohnehin dabeihatte.
    »Sollen wir uns aufteilen?«, fragte Sinclair, und

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