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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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seine tiefe Stimme klang in der Dunkelheit, in die Antonia und Garrett geflohen waren, ungemein beruhigend.
    »Klar. In den letzten Jahren haben wir ja fast jedes Horrorfilm-Klischee gelebt. Warum also nicht? Gibt es hier zufällig einen See in der Nähe, an dem vor zehn Jahren ein paar junge Mädchen umgebracht worden sind? Dann wäre das hier der perfekte Ort, um uns zu trennen.«
    »Ich liebe dich«, sagte der König, »aber ich kann nicht behaupten, dass ich deinen Worten stets folgen kann.«
    »Ich weiß.«
    »Wir müssen uns nicht aufteilen. Antonia ist in diese Richtung davongaloppiert, und Garrett ist ihr natürlich gefolgt. Wenn wir uns beeilen, können wir sie …«
    In diesem Augenblick bog ein Streifenwagen mit rotierendem Blaulicht in unsere Auffahrt ein.
    »Oh, verdammt!«, fluchte ich. Dann: »Ach so. Ist bloß Nick.«
    »Was zum Teufel …?« Er sprang aus dem Wagen, und seine Augen blitzten zorniger als während unserer Auseinandersetzung in der Küche. »Jess hat mir gesimst, dass jemand das große Fenster im Erdgeschoss zerteppert hat und jetzt das ganze Viertel unsicher macht?«
    »Ja, aber es sind bloß …«
    »Sie hat mir SOS gesimst! Das macht sie sonst nur, wenn’s bei Byerly’s keine Bananen mit Schokoüberzug mehr gibt! Und sie können auch keine mehr haben, weil ich heute Nachmittag da war und die letzten Kartons gekauft habe! Das bedeutet, dass sie wirklich Angst hat!«
    »Es ist doch bloß Antonia«, versuchte ich, ihn zu beruhigen. Ein wütender, verängstigter Nick machte mich schrecklich nervös. »Ähm, allerdings in Gestalt eines unglaublich riesigen Wolfes, weil wir nämlich …«
    Nick/Dick stöhnte verzweifelt. »Ich wusste doch, dass bald Vollmond ist, aber ich hab’s glatt vergessen!« Er schlug mit der flachen Hand auf die Motorhaube, und ich zuckte zusammen. Im alten Zeitstrom war Nick zwar oft wütend gewesen, doch niemals hysterisch. Sollte es etwa mein Schicksal sein, Detective Berrys Leben in jedem Zeitstrom zu vermasseln? Eine deprimierende Vorstellung. »Wir mussten sämtliche Zeugen noch mal vernehmen, und Jess hat in letzter Zeit nicht gut geschlafen, also hab ich auch nicht gut geschlafen. Dazu noch die Sache mit den Bananen und deinem Ich aus der Zukunft und Satan …«
    »Wir haben’s ja geschnallt. Du bist überfordert.«
    »Wir bekommen ein Kind!«, erinnerte er uns, als könnte irgendeiner von uns ›Den Bauch, Der Wie Jessica Wandelte‹ vergessen.
    »Wann eigentlich? Denn es scheint da einige Verwirrung zu herrschen.« Er starrte mich an, als wüsste er nicht, wovon die Rede war. Na schön, darum würde ich mich später kümmern. »Hör mal, überlass das alles uns, okay?«
    »›Überlassen‹ in dem Sinn, dass wir hier in aller Ruhe miteinander quatschen, während eine brandgefährliche Werwölfin durch die Gegend streift, verfolgt von ihrem nackten Vampir Liebhaber, der so gründlich gefoltert wurde, dass er nicht mehr weiß, wie viele Unschuldige er getötet hat, bevor er dich anfiel und zur Vampirkönigin machte?«
    Ich starrte ihn an. »Wenn du es so sagst, hört es sich furchtbar an.«
    Nickie/Dickie raufte sich vor Verzweiflung das kurz geschorene Haar. »Bist du jetzt dafür zuständig oder nicht?«
    »Bin ich«, verkündete ich mit fester Stimme. Das stimmte doch. Oder nicht?
    »Du bist also verantwortlich.«
    Sieh dich vor, Liebste!
    Hab’s schon geschnallt, du Unke.
    »Bin ich.«
    »Na schön. Elizabeth Taylor, dann erkläre ich Sie hiermit für verhaftet.«
    »Wie bitte?« Ha. Was für eine verrückte Nacht! Das klang ja beinahe, als wäre …
    »Du bist verhaftet«, wiederholte einer meiner Mitbewohner, während zwei andere Mitbewohner einander verblüffte Blicke zuwarfen.
    »Warum?«
    »Weil du deine Arbeit beschissen machst!«, fauchte er.
    »Ich gebe mein Bestes!«
    »Genau das ist ja das Problem!«
    »Ach, ja? Tja, du faschistisches Arschloch! Entweder mache ich sie, oder keiner macht sie, also mache ich sie.«
    Sinclair zog die Augenbrauen hoch. Ich konnte in dem Penner lesen wie in einem Lucifer-Comic. Normalerweise hätte er als Alphamännchen jeglichen Forderungen Nicks energisch entgegentreten müssen. Andererseits war ihm vor allem daran gelegen, dass mir nichts zustieß. Im Knast würde ich Wand an Wand mit Gesetzesbrechern hausen. Aber unser Heim, wo wir uns eigentlich entspannen sollten, wo wir uns sicher fühlen und gelegentlich Liebe machen sollten, quoll über von Werwölfen und Zombies und dem Teufel und älteren Ausgaben

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