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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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meiner selbst und der mürrischen aufgeblähten Jessica. Wenn Sinclair zuließ, dass Nickie/Dickie mich von hier fortbrachte, dann konnte er einerseits einen wertvollen Verbündeten besänftigen (er legte großen Wert darauf, mit der Polizei auf gutem Fuß zu stehen) und andererseits Antonia verfolgen, ohne sich Sorgen um meine Sicherheit machen zu müssen (das hatte er ja von Anfang an beabsichtigt). Also schwieg er und hielt sich klug zurück.
    »Du hast das Recht zu schweigen.« Es klirrte, als Nickie/Dickie die Handschellen von seinem Gürtel löste. Ich war so überrascht, dass ich sie mir anlegen ließ, ohne Widerstand zu leisten. Außerdem hatte ich gerade ein totales Déjà-vu-Erlebnis: Es war wie am Abend des Abschlussballes, nur dass ich nicht so viel getrunken hatte wie damals. »Falls du auf dieses Recht verzichtest …«
    »Du verhaftest mich?«
    »Äh …«, begann Tina. Auch in ihr konnte ich lesen wie in einem Comic. Sie war entsetzt, wusste jedoch keinen Ausweg. Ihr König bewegte sich keinen Zoll breit von der Stelle, während ihre Königin kurz davorstand, in den Knast verfrachtet zu werden. Sie konnte nicht beide gleichzeitig unterstützen, deshalb wählte sie den Weg, der (ihrer Meinung nach) für mich der sicherste war. »Äh, meine Königin, vielleicht ist es besser, bis wir Eure … äh, die Villa sichern, dass der Detective euch verhaftet, anstatt zu versuchen, Antonia oder Garrett zu …«
    »Halt den Mund!«, befahl ich ihr, und sie verstummte abrupt und mit dankbarem Dackelblick. »Wie lautet denn die Anklage? Dass ich die unfähige Königin der Untoten bin?«, fragte ich Nick/Dick.
    »Klar, das klingt doch schon mal gut. Du hast das Recht zu schweigen.«
    »Wohl kaum!«
    »Wenn du auf dieses Recht verzichtest …«
    »Ich werd dir ins Gesicht stechen.«
    »… kann alles, was du sagst, vor Gericht gegen dich verwendet werden.«
    »Da mach dich mal auf einiges gefasst!«
    »Wenn du dir keinen Anwalt leisten kannst …«
    »Du weißt sehr wohl, dass ich das kann, du Heini.«
    »… wird dir ein Anwalt zur Verteidigung gestellt werden.«
    »Weißt du, was ich dir stellen werde, Nick?«
    »Verstehst du diese Rechte, die ich dir vorgelesen habe?«
    »Ich habe bereits die Verletzungen im Gesicht erwähnt, die ich dir zufügen werde, oder?«
    Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Sinclair bei dieser Farce mitmachte. Dass er keinen Sex mit mir hatte, war sein Ruin.
    »In diesem veränderten Zeitstrom musst du ja unbedingt wieder Cop sein, wie?«, protestierte ich. »Hättest du nicht lieber Buchhalter werden können? Oder Clown? Ich sollte dir den Kopf abreißen.«
    »Das tust du nicht«, entgegnete Nick und rang sich ein Lächeln ab, ein schwaches, gestresstes Lächeln zwar, doch immerhin ein Lächeln. »Du könntest mir nichts antun, Bets, selbst wenn man dich mit vorgehaltener Waffe bedrohte.«
    Was sollte ich dazu noch sagen? Ich ließ mich widerstandslos auf den Rücksitz verfrachten und konnte so zum ersten Mal das Innenleben eines Streifenwagens bewundern. Ich war wütend, andererseits aber auch geschmeichelt, dass Nick sein Leben darauf verwetten würde, dass ich ihm nichts antat.
    Was andererseits nicht stimmte. Ich hatte ihm vieles angetan. Aber daran erinnerte er sich nicht, denn es war ihm in einem anderen Zeitstrom widerfahren.
    Konnte das bedeuten, dass es nie passiert war? Ich zum Beispiel erinnerte mich an alles, an das Gute wie an das Böse. Ich hatte Nick wehgetan … nur, dass ich es eben nicht getan hatte. Argh. Ich hasste diese Zen-Betrachtungen, die auf verpfuschten Zeitströmen beruhten.
    Ob er nun verwirrt war oder unter Schlafmangel litt, Nick hatte jedenfalls das Einzige gesagt, das mich dazu bewegte, mich wie ein Lamm in den Kerker stecken zu lassen.
    Also fuhr ich davon, verhaftet von einem meiner Mitbewohner. Was mir jedes Recht gab, alle außer Sinclair aus der Villa zu schmeißen. Vielleicht.

37
    »Hör mal, Nick …«
    »Jessas. Betsy. Ich heiße Richard. ›Dick‹ ist die Kurzform, und Jessica und Leute, die ich wirklich mag, nennen mich ›Dickie‹, also merk dir das endlich mal! Soll ich’s mir vielleicht auf die Stirn tätowieren lassen?«
    »Das fände ich eigentlich ganz praktisch«, gab ich zu. »Ich besitze nun mal nicht die längste Aufmerksamkeitsspanne.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen«, presste er zwischen Zähnen hervor, die knirschten wie … wie heißen diese Dinger noch gleich, die gegeneinander mahlen? (Auch ich sollte

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