Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
quasselst endlos über den freien Willen, obwohl du die Menschen immer nur zum Bösen ermutigst.«
    »Ja, genau! Freier Wille. Ich bringe sie nicht dazu, etwas zu tun. Ich ermutige sie zu gar nichts.«
    »Also bitte! Kein Mensch würde einen anderen Menschen umbringen, wenn der Teufel ihn nicht dazu ermutigt hätte. Und du sitzt auf deinem Thron aus Flammen und predigst …«
    »Ich ›predige‹ niemals, und ich besitze auch keinen Flammenthron. Du verwechselst mich mit meinem Vater.«
    »… und predigst über den freien Willen, als wäre es nicht dein heimlicher Plan, alles zu beherrschen, ach nee, stimmt nicht, das ist ja Gottes Plan. Es ist der reine Betrug, oder? Natürlich besitzen wir alle einen freien Willen … und du bist dazu da, ihn uns auszureden. Ständig. Nie hörst du damit auf.«
    »Das ist richtig«, sagte sie und erschreckte mich mit ihrer bereitwilligen Zustimmung. »Ich höre nie damit auf.« Sie warf einen Blick auf meinen Laptop und grinste schief. »Also wirklich, Betsy … bist du jetzt neuerdings Bloggerin?«
    »Ich hab überhaupt nichts dagegen, mich mit dir zu kabbeln, doch falls du Laura suchst … sie ist grad nicht da.«
    »Ja, ich weiß. Sie vertritt mich.«
    »Und mein älteres Ich ist auch nicht … was?«
    »Hm?« Lena Olin begutachtete ihre glänzend polierten, wunderbar gepflegten Nägel.
    »Was macht Laura?«
    »Sie vertritt mich. Sie ist meine … wie hast du’s noch gleich genannt? ›Zeitarbeiterin der Verdammten‹?«
    »Aha.«
    »Ja.«
    Himmel, wie ich ihre Arroganz hasste, die sie ständig zur Schau trug! Sie war wirklich eine Nummer zu groß für mich – was sollte man vom Teufel auch anderes erwarten? –, und ich hasste ihr hochmütiges Grinsen. Die wenigen, wenigen Male, da ich die Oberhand gewonnen hatte, reichten bei Weitem nicht aus, damit wir quitt waren.
    Eines schönen Tages, schäumte ich innerlich, eines schönen Tages werde ich so viel Macht besitzen, dass dieses gerissene Miststück mir nicht mehr …
    Oha.
    Okay, das war nicht der geeignete Weg, um mit Satan fertigzuwerden. An so etwas durfte ich nicht einmal denken. Niemals.
    Ich gähnte. »So, so, du hast also meine kleine Schwester zur Vertretung in die Hölle gesetzt und verbringst jetzt deinen ersten freien Tag in zig Millionen …«
    »Fünf Milliarden.«
    »… Jahren damit, mir zu verklickern, dass meine Schwester dich vertritt? Echt? So willst du deinen freien Tag verplempern? Erbärmlichkeit, dein Name ist Luzifer.« Ich zwang mich zu einem Kichern und starrte so gebannt auf meinen Laptop, als wäre ich vollkommen von meinem Königinnen-Tagebuch beansprucht.
    »Sie ist wirklich begabt.«
    »Hm-hm.«
    »Tatsächlich erinnert sie mich an dich.«
    »Hm-hm. Erbärmlich schreibt man mit ä, richtig?«
    »An dein anderes Ich, meine ich. Das Ich, das etwas getan hat. Mit dem es sich lohnt zu reden.«
    »Sagte sie, indem sie es mir sagte. Na ja, was soll’s? Mach dich vom Acker, Lena Olin! Führe Gott zu einem verspäteten Vatertags-Brunch aus!«
    Ich spürte förmlich, wie es im Zimmer wärmer und wärmer wurde, während Satan darum kämpfte, nicht die Beherrschung zu verlieren. Fast wog dies den Schock und die Angst auf, die mich in ihrem Bann hielten, seit ich von Lauras neuester Beschäftigung gehört hatte.
    Warum nur hing Satan hier herum? Es war fast, als wollte sie etwas. Und zwar von mir … nicht von Laura. Doch was?
    Ebenso schlimm hatte ich mein älteres Ich empfunden, das mir in seiner Vergangenheit aufgelauert hatte. Auch sie hatte etwas von mir erwartet, dabei aber nicht so geheimnisvoll getan. Sie hatte darauf gewartet, dass ich etwas unternahm. Oder sie hatte darauf gewartet, dass ich nichts unternahm. Aha. Sehr hilfreich.
    Das stank zum Himmel. Es gab keinen logischen Grund, warum diese beiden sich in meinem Leben breitmachen mussten. Folglich war etwas Gewaltiges und Böses auf dem Weg zu mir. Oder, schlimmer noch … es war bereits da.
    »Du bist so eine Art Voyeur, nicht? Es gefällt dir, uns zu beobachten.«
    »Ich bin ein Fan der Menschheit«, sagte sie, indem sie dreist eine Zeile von Al Pacino aus
Im Auftrag des Teufels
klaute.
    »Du schaust wirklich gern zu. Eigentlich tust du nicht wirklich jemals etwas. Du hängst einfach nur rum, bis irgendwas passiert. Das ist irgendwie widerlich«, teilte ich ihr zuckersüß mit.
    »Ich würde auch nicht erwarten, dass du meine Beweggründe verstehst, dummes Kind.«
    »Und wieder lässt du diese Überlegenheitsnummer raushängen. Ja, ja,

Weitere Kostenlose Bücher