Wer zweimal stirbt, ist laenger tot
Ende siegte meine Sturheit.
(Scheiß auf dich, Lena Olin! Du machst mir Angst, aber du wirst sterben, oder ich werde sterben, und mir macht das nichts aus, denn die Zeit ist ein Rad …)
Ich streckte die Hand ins Leere …
»Stopp! Stopp! Stopp!«
… und packte das Höllenfeuerschwert des Antichristen …
»Nicht! Betsy! Mutter! Nicht!«
… das niemand außer Laura oder ihren Blutsverwandten schwingen konnte …
»Lass mich los! Was machst du … lass los!«
… und stieß es dem Teufel ins Herz. Oder zumindest an die Stelle, wo ihr Herz gesessen hätte, wenn sie eines gehabt hätte.
Lauras letzter Schrei brach ab, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Und vielleicht hatte das auch jemand getan.
Entsetzt starrte Satan auf den Lichtstrahl, der aus ihrer Brust ragte. Ich muss gestehen, ich war auch überrascht, obwohl es mit ziemlicher Sicherheit genau das war, was sie gewollt hatte, was sie seit der Minute von Lauras Geburt geplant hatte und seit der Minute, als ich von den Toten wiederauferstanden war.
Aber es zu wissen war nicht dasselbe, wie es zu tun. Erstaunt und tödlich erschrocken starrten wir auf dieses Stück von Lauras Seele, ihrer Seele, aus der sie Waffen erschuf, die Engel und Vampire töten konnten. Dann schauten wir uns in die Augen. Keine von uns wusste, was sie tun sollte.
Also stieß ich das Feuerschwert noch tiefer in Satans Brust. Keine Ahnung … es schien einfach das Angebrachte zu sein. Also tat ich es.
»Endlich«, seufzte Satan und starb.
Darauf fiel ich aber nicht unbedingt herein. Ich vermutete lediglich, dass sie tot war.
Aber weil Dr. Taylor keine Idiotin großgezogen hatte, schlug ich ihr zur Sicherheit noch den Kopf ab. »Ich habe gewählt«, sagte ich zu dem Kopf, als er neben mir aufprallte. »Bist du jetzt zufrieden?«
42
»Gott, Betsy!«
War ich jemals so müde gewesen? Als meine Schwester endlich neben mir angelangt war, schaute ich auf. Es kam mir vor, als hätte sie eine Ewigkeit geschrien. Doch nun war sie verstummt. Für den heutigen Tag reichte es.
Ich hoffte nur, sie würde sich nicht weigern, mich wieder nach Hause zu bringen. »Nenn mich einfach ›Betsy‹.« Ich wischte mir das Blut aus den Augen. »Nicht ›Gott‹.«
»Was tust du da?«, wollte Laura wissen.
»Ich verhöhne den abgeschlagenen Kopf deiner Mom.« Dieser lag inzwischen still. Ich unterdrückte den Drang, das Ding fortzukicken. Das würde meiner Schwester kaum gefallen. »Ich kann doch jetzt sowieso nichts sagen, ohne dass es nicht verrückt klingt.«
»Warum hast du … wieso musstest du …« Der Antichrist brach in Tränen aus. »Warum nur? Warum?«
»Um Sinclair zu retten. Und mich.« Das klang zugegebenermaßen stark vereinfacht. Aber die Wahrheit klingt manchmal so. Es spielte auch gar keine Rolle, was ich sagte, denn Laura würde mir ohnehin nie verzeihen. Vermutlich würden wir uns wegen dieser Sache ganz schlimm verkrachen. Zumindest würde sie Thanksgiving absagen.
Oh. Thanksgiving. Da Satan mich nicht getötet hatte, blieb mir immer noch diese Sorge.
»Und dich! Was hast du dir nur dabei gedacht? Meine Mutter hatte Achtung vor dir! Meine Mutter …«
»Hatte allen Grund der Welt, mich zu fürchten.«
Die ältere Betsy war inzwischen aufgetaucht und wirkte so glücklich, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte. Wir starrten einander eine Weile an, dann meinte sie: »Das war’s. Das war’s, worauf ich gewartet habe.«
»Was du nicht sagst!« Klar, jetzt, da es erledigt war. Hätte sie nicht vorher sagen können: »Du musst den Teufel für mich töten, um die Zukunft zu retten?« War das so schwer auszusprechen? »Danke für deine Hilfe.« Denn aus den vielen blauen Flecken in ihrem Gesicht konnte ich schließen, dass Laura sich wie eine … nun ja, Höllenkatze gewehrt hatte.
Aber mein hinterhältiges böses Ich hatte Laura gar nicht so sehr abwehren müssen. Sie hatte bloß den richtigen Zeitpunkt abpassen müssen, um ihr in die Hölle zu folgen – oder hatte sie Laura gar gebeten, sie mitzunehmen? Oder konnte sie nach all den Jahrhunderten, in denen sie mit Satan abgehangen hatte, eigenmächtig hin- und herreisen? Jedenfalls hatte sie Laura nur für ein paar entscheidende Sekunden aufhalten müssen.
Und hatte es getan.
»Im Moment hasse ich dein Gesicht – aber so richtig«, sagte ich zu meinem betrügerischen, gerissenen Ich.
»Deines ist kaum zu erkennen!«, erwiderte sie mit nur schlecht verhohlener Bewunderung. »Satan hat dich ganz schön fertiggemacht,
Weitere Kostenlose Bücher