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Schlackern untenrum einfach nicht so sehr.
Als Nächstes ist die Wohnküche dran. Mit fünfzehn Litern purem Essigreiniger und Desinfektionsmittel reinige ich den Stuhl, welchen er ebenso mit seinem bloßen Gesäß beglückt hat. Wäre dies nicht Perry, sondern Claudia Schiffer gewesen, würde ich genau so handeln! Nur, dass ich wegen seinem haarigen Problem vor dem Wischen zusätzlich alles saugen muss. Claudia hat nämlich bestimmt keinen Rücken wie einer der Gorillas, die Dian Fossey so ausgiebig erforscht hat.
» Puhhhh «, atme ich – trotz Betäubungsgefühls in der Lunge – auf.
Oh weia. Da habe ich wohl doch zu viel vom Nebel eingeatmet. Aber das macht nichts. Der so vertraute sterile Krankenhausgeruch verbreitet sich langsam in meiner Wohnung.
Zufrieden stelle ich fest, dass ich noch lebe.
Zu meinem Verdruss beginnt sich, ein Brummschädel zu melden, der meinen Mut ebenso auf die Probe stellt, wie meine Angst auf einer Flugzeugtoilette müssen zu müssen .
Beschissener Kater: Und das, obwohl ich eine Katzenallergie habe. Zweimal die Woche wie einst ein Harald Juhnke zu saufen, ist scheinbar doch zu viel für meinen Organismus. Ich zittere und kalter Schweiß läuft mir am ganzen Körper hinab.
Mit meiner Zweitdecke, die Perry gar nicht gebraucht hat, lege ich mich auf meine Couch. Vorher stelle ich allerdings sicher, dass Mustafa und Aische kein Kasperletheater ohne Eintrittsgeld bekommen. Ich schließe die Vorhänge und schalte den Fernseher an, merke aber nach zehn Minuten, dass das Licht zu grell ist. Es ist zwar schon so dunkel wie im Hintern eines Buckelwals, aber selbst der kleine rote Punkt der Stand-by-Anzeige meiner Stereoanlage ist zu viel für meine Rezeptoren.
Um das Übel zu umgehen, begebe ich mich auf die Suche nach dem letzten Teil, das mich an meine Exfreundin erinnert. In einem Koffer unseres letzten gemeinsamen Urlaubs finde ich eine Schlafmaske, die ich während des Fluges hatte mitgehen lassen. Ausgestattet mit diesem Zubehör, lege ich mich wieder hin.
Schlaf kann ich dennoch nicht finden.
Die Vorfälle des Morgens lassen mich darüber nachdenken, ob das alles nur ein Traum gewesen sein könnte.
›Nein – Perry is’n Crossdresser? Hätte ich ja nie für möglich gehalten die Sache. Ausgerechnet der größte Macho, den ich kenne!‹, denke ich mit wirrem Kopf.
Erholung scheint unerreichbar. Der Alkohol fordert seinen Tribut. Um nicht an der Einsamkeit meiner vier Wände zu (z)erbrechen, mache ich das Radio an. Der Soundtrailer einer meiner favorisierten Sendungen beginnt soeben.
Kirche in Eins Live …
»Ah. Toll. Mal sehen, was diesmal Thema ist?«, frage ich mich, derweil der Sprecher mit langsam bedächtiger Stimme anfängt.
Letzten Samstag da war ich mit meiner Freundin Wenke und ihrem Mann Torben im Programmkino.
Der Film „Leaving Las Vegas“ mit Nicholas Cage wurde uns dort vorgeführt.
Während die Bilder auf die Leinwand flimmerten, fiel mir eine Ironie des Schicksals auf: Wir alle saßen mit einer Flasche Bier im Saal. Welch Scheinheiligkeit … bei einem Film über die Gefahren des Alkohols.
Nach dem Film diskutierten Wenke, Torben und ich noch lange über dieses Paradoxon.
Wenke meinte: „Hey du. Du hast ja so recht, nöööh.“
Torben konnte nicht umhin, ihr ins Wort zu fallen: „Oh Mann. Ich fühle mich so schlecht. Nie wieder werde ich was trinken.“
Bis in die frühen Morgenstunden weinten wir noch gemeinsam, während Torben seine Querflöte spielte.
So bitte ich euch da draußen am Äther: Wenn Ihr das nächste Mal Alkohol trinkt, denkt daran, dass es Leute gibt, die seiner süchtig machenden Wirkung anheimgefallen sind!
… Sören Pönsken-Pullermann – Paderborn …
Kirche in Eins Live – ein Beitrag der evangelischen Kirche.
Jetzt bekomme auch ich ein schlechtes Gewissen über meine gestrige Trunkenheit. All die guten Dinge, die man mit dem versoffenen Geld hätte anstellen können: eine Spende an die Anonymen Alkoholiker von Paderborn oder eine Flasche Scotch für Keith Richards. Welch eine Verschwendung! Ich muss Sören so sehr recht geben, dass ich das kleine Kofferradio mit meiner TV-Fernbedienung auswerfe.
Bei dieser Aktion fällt es zwar auf den Boden und zerspringt in tausend Stücke, aber die Ruhe ist erholsam und Balsam für meine Seele.
Lea erobert wieder meine Gedanken. Wie hübsch anzuschauen sie gestern abend war. Diese Anmut und was für eine Grazie. Der Geruch ihrer Haare kommt mir wieder in den
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