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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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bekanntermaßen den Meister.
    » Lea Stolle «, sage ich an mich selbst gewandt. Hallo! Man könnte den Namen auch ein wenig ändern.
    » Leas Tolle «, giggele ich wie ein kleines Mädchen.
    »Super. Leas tolle  … hmmm  … Pornoshow «, sage ich leise und kritzele die Wörter gedankenverloren auf das Papier.
    Aber es geht mir ja nicht nur um diesen sogenannten Sex, den ich nur noch vom Hörensagen her kenne. Treue Begleiterin meiner letzten Tage war stets sie, jede freie Minute habe ich mit ihr verbracht und dadurch den Eindruck gewonnen, dass es vorangeht. Von Malte spricht sie nur noch alle fünf bis zehn Minuten. Zusätzlich hat sie ein reges Interesse an meinem Freundeskreis entwickelt und fragt mich über diesen aus: Beispielsweise über Chris und Jasmin. Ich habe sogar aufgehört, dumm zu glotzen, wenn sie mit mir spricht. Auch sonst geht es gut. Moss Man verbringt viel Zeit mit seiner Cousine Petra, die übrigens nur eine Schwipp-Schwapp-Cousine dreizehnten Grades sei, so erklärte er mir.
    Chris auf der anderen Seite scheint über die Sache mit Jasmin fast hinweg zu sein. Sie seien jetzt gut befreundet und es täte ihr leid, dass sie ihm ihren Freund verschwiegen habe.
    Nur Perry macht einen weiten Bogen um mich und ebenso um Moss Man. Jan fängt zwar schon an, unangenehme Fragen zu stellen, was denn bloß mit unserem vorbildlichem Weiberhelden passiert sei, aber ich stehe zu meinem Wort und halte dicht. Überhaupt hat Perry nun gar keinen Kontakt mehr mit den anderen Kollegen. Er scheint sich in eine Art Schneckenhaus oder Unterwäschegeschäft zurückgezogen zu haben.
    Ich will mir gar nicht vorstellen, wie peinlich ihm die Sache sein muss. Auch wenn ich immer noch versucht bin, die Story bekanntzumachen und an das Schwarze Brett der Kantine zu hängen. Aber meine gute Erziehung verbietet mir solch drastische Maßnahmen. Ich muss schweigen. Selbst Lea habe ich bisher nichts von dieser Sache erzählt. Obwohl sie mir doch so viel Intimes berichtet und offenbart. Mittlerweile sind mir alle halbwegs schmutzigen Details ihrer Beziehung mit Malte bekannt.
    Im Bett habe er immer: »Mama, Mama. Ja! Bitte hab’ mich ganz doll und feste lieb!«, geschrien.
    Bescheuert, das hat so wenig gemein mit dem großen Lyriker, der er sein will.
    Mein Schienen-Schätzchen scheint auch bald gänzlich vergessen zu sein. Zumal sie in den letzten zwei Wochen nicht mehr im Zug gesessen hat. Was soll’s – ich habe anderes in Ausschau.
    Durch die positiven Entwicklungen der letzten Tage bin ich endgültig auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Aachen. Hatte ich zuvor meine Annoncen aus purer Gewohnheit gelesen, bin ich jetzt bereit, wirklich einen Umzug zu wagen. Ich muss Lea so nah wie möglich sein, da wir bald zusammenkommen, denke ich vorausschauend.
    Dieses positive Denken habe ich neuerdings aus dem Buch meiner Schwester Birgit gezogen. Someday Mrs. Right will come along ist tatsächlich einer dieser tollen Hardcoverbände, die nicht nur zum Ausgleichen eines wackelnden Stuhls taugen. Der positive Vibe des Werks hat mich ganz und gar eingenommen und ich bin voll der Zuversicht. Jeden Tag während meiner Morgentoilette lese ich ein Kapitel.
    Wobei mich der esoterisch angehauchte Abschnitt Warum Frauen im Kühlschrank immer die Mayonnaise finden sehr verstört hat. Was, bitte schön, hat denn Mayonnaise mit dem Kinderkriegen gemein? Man sieht, ich habe den Sinn wohl doch nicht verstanden.
    Kurz vor Mittag bekomme ich eine E-Mail von Lea …

    Hallo Andy!
    Bin gleich nicht da. Wollte in der Pause zum Friseur. Wie geht es eigentlich Deinem Freund Chris? Habe gestern mit Jasmin telefoniert. Sie meinte, es gehe ihm wohl ganz gut. Stimmt das?
    LG Lea
    Ach ja. Das LG – liebe Grüße – geht runter wie warmes Frittenöl. Lea ist einfach ein Prinzesschen, wie es sonst nur Lady Diana war. Immer macht sie sich Sorgen um andere Leute. Fragt sogar nach Chris.
    Geschwind wie ein Hase, der hinter einer Möhre her ist, schreibe ich ihr eine Antwort. Ich berichte ihr, dass es Chris gut gehe und er über Jasmin hinweg sei. Ihr Fortsein in unserer Pause hingegen kommentiere ich mit …

    Hatte eh was Aufregenderes vor.
    Wollte mich mit Moss Man treffen.
    MfG Andy

    Das ist zwar gelogen, aber laut meiner Alphamännchen-Theorie sollte man nie zu viel Interesse an einer Frau zeigen. Ab und zu muss man ein Arschloch sein und laut brüllen. Eben wie die Rudel- und Sippenführer in der Tierwelt.
    Aber, um Lea nicht wirklich

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