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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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Aufmerksamkeit auf seinen Merino-Schal: »Das ist wirklich ein toller Schal. Hast du den von Ludwig Beck?«
    »Nein, von Selena.«
    »Wunderschön, den will ich auch haben. Wo bekommt man denn die – was sagtest du – Selena-Kollektion?«
    »Gar nicht mehr, leider. Selena gibt’s nicht mehr. Das … war das letzte Stück.« Timo sagte es mit dem Gleichmut, mit dem man feststellt, dass eine Tankstelle zugesperrt hat. War das nicht unendlich grob, Selena gegenüber? Kein bisschen. Er wusste, dass sie bei ihm war.
    »Oh, dann ist das aber ein kostbarer Schal.«
    »Das Kostbarste, was ich besitze.«
    Er spürte, wie ihm Selena zulächelte.

18. Fünf Päckchen
    Sophie Stengler kam herein: »Wir haben ihre letzten Telefonanrufe. Willst du sie hören?«
    »Ich weiß nicht. Zuerst möchte ich ein › SeRRRvus WondRRRak ‹ hören, wenn’s geht.«
    Sophie sah ihn einen Moment unschlüssig an, dann sagte sie: »GRRRRüß dich, WondRRRRak, NoRRRwegeRRR, ÖsteRRReicheRRR, BRRRuckeRRR!«
    Wondrak strahlte. »Danke, Sophie. Jetzt weiß ich auch, was das ist, warum mir das so guttut. Charlotte ist weg.«
    »Deine – Frau?«, fragte Sophie stirnrunzelnd.
    »Viel schlimmer! Meine Katze. Seit drei Wochen ist sie weg und jetzt fehlt mir was. Ihr Schnurren.« Eigentlich hätte er jetzt noch leichthin nachsetzen wollen: Darf ich dich kraulen? Komm, zieh bei mir ein, ich füttere dich mit Filet. Doch irgendetwas sagte ihm, dass Sophie diese Art von Humor zwar mitmachen konnte, ihn aber nicht wirklich schätzen würde. »Also, was ist mit den Telefonanrufen?«
    »Nun ja, das sind alles 0900er-Nummern.«
    »Ich dachte, die Frau war Kurierfahrerin?«, stellte Wondrak fest.
    »Nun ja, entweder sie war Nebenerwerbs-Kurierfahrerin oder Nebenerwerbs-0900erin.«
    »Also was immer das sein mag, Nebenerwerbs-0900erin, das kenne ich nicht, das interessiert mich, hören wir uns das an. Magst einen Caffè Latte?«
    »Gern. Dann lerne ich deinen berühmten Kaffee auch endlich mal kennen.«
    Bewaffnet mit einem Cappuccino und einem Caffè Latte marschierten sie in den Technikraum, wo eine CD, beschriftet mit ›Clara Braunstätter, 0900-6996111‹, auf sie wartete. Sie legten sie in den CD-Player, schalteten ein und setzten sich.
    »Komm her, du Sau, mach’s mir so richtig dreckig!«
    Wondrak räusperte sich und drückte auf die Stopptaste. »Ganz ehrlich, Sophie, das ist mir zu intim. Mir ist bei dem Gedanken unwohl, dass dir diese Situation vielleicht unangenehm ist. Magst du das lieber mit einer Kollegin abhören, soll ich die Vroni holen?«
    Sophie: »Ganz ehrlich (das rollende R ließ sie diesmal weg), das macht mir nichts aus. Da bin ich Profi genug, das lass ich nicht an mich ran.«
    Da war er wieder, dieser schnippische, misstrauische Ton, diese Rivalität, von der Wondrak nicht sagen konnte, woher sie rührte. Irgendwann würde sich bestimmt die Gelegenheit ergeben, das zu klären. Aber eher nicht zwischen Fesselungsspielchen und multiplen
Orgasmen. Wondrak übersprang die › dreckige Sau ‹
und drückte wieder auf die Taste.
    »Ich fahre durch Paris in einem offenen Wagen. Meine Haare sind zu einer strengen glänzenden Frisur hochgesteckt. Es ist heiß. Ich habe schwarze Seidenhandschuhe an und einen dünnen Seidenschal um den Hals – sonst nichts. Du bist ein Anhalter und stehst mit deinem Rucksack am Straßenrand.«
    Diese Stimme wie ein Lambswoolpulli nahm beide sofort gefangen. Wondrak kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    »Ich sehe, wie dich mein Anblick erregt. Du legst deinen Rucksack auf die Rückbank und steigst ein. Wir fahren los. Ich bitte dich, das Handschuhfach zu öffnen. Darin liegt ein längliches, silbernes Etui. Mach’ es auf! Was ist drinnen?«
    Eine stotternde Männerstimme antwortete: »Äh – ein Vibrator.«
    »Danke«, sagte der Lambswoolpullover. »Schalte ihn ein, auf höchste Stufe, und dann schiebe ihn mir bitte langsam hinein. Aber sonst nix anfassen! Ist das klar! Ja, so ist es gut.«
    Wondrak rieb sich nochmals am Kinn und Sophie malte Kringel auf ihren Block.
    »Und jetzt klapp deine Lehne nach hinten, rechts am Ledersitz ist ein elektrischer Schalter, der Sitz klappt sich ganz langsam nach hinten. Hast du ihn?«
    »Jjjaa«, war auf der anderen Seite zu hören.
    »Und, liegst du schon? Was kannst du sehen?«
    »Ich sehe dich von schräg hinten. Deinen Busen, deine nackten Schenkel, wie du dich auf dem Vibrator hin und her windest. Über mir der Himmel von Paris.«
    »Gut, und jetzt machst du den

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