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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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erst Ende des Jahres vom Rechnungshof kommen würde. Bisher war das eigentlich immer so gelaufen. Aber offenbar hatte Stürmer den Finanzleuten die Anweisung gegeben, bei Wondraks Belegen genauer draufzuschauen.
    »Das ist die Ausstattung für einen Verhörraum«, räusperte sich Wondrak. »Eine Pumpe, die verhindert, dass die Espressomaschine durch den schwankenden Leitungsdruck kaputtgeht.« Das war natürlich geflunkert. »Schließlich hab’ ich die Faema dem Büro aus meinen privaten Beständen zur Verfügung gestellt. Da ist es doch nicht zu viel verlangt, als Gegenleistung dafür einen konstanten Wasserdruck zu bekommen.«
    »Wondrak!« Stürmer schäumte jetzt mehr als jede fettarme H-Milch, bevor sie in die Cappuccino-Tasse gegossen wird. »Dein Kaffeetick ist dein Privatvergnügen. Das Wasser stelle ich dir gratis zur Verfügung. Aber die Leitung nicht, den Filter nicht, die Pumpe nicht!«
    »Du schätzt meine Arbeit nicht?«, fragte Wondrak in ruhigem Ton und schaltete damit auf Angriff.
    »Doch, das tue ich, aber was hat denn das damit zu tun?«, beharrte Stürmer in unveränderter Lautstärke.
    Und so drehte auch Wondrak auf Krawall. »Du erwartest von meinem Team, jedes Jahr besser und besser zu werden, unsere Methoden zu perfektionieren, für dich die Statistiken zu polieren, und dann machst du wegen 135 Euro einen Aufstand?«
    »Du vermischst alles miteinander, so kann man nicht diskutieren.«
    »Ich vermische nichts, das gehört zusammen. Guter Kaffee heißt gute Arbeit.«
    »Weißt du, was du bist? Ein Kaffeehauskommissar!«
    »Immerhin bin ich Kommissar. Du bist ein Finanzbe-am-ter.«
    Das Schreikonzert stand nun kurz vor seinem Höhepunkt, noch fehlten die zwei Schlussakkorde:
    »Ka-ffee-haus-bu-lle!«
    »Er-bsen-zäh-ler!«
    Am Schluss der Aufführung fiel die Tür ins Schloss. Kein Applaus. Das Publikum, das aufmerksam gelauscht hatte, nickte nur anerkennend mit den Köpfen.

     
    Wondrak schwang sich aufs Rad und drehte seinem Kommissariat den Rücken zu. Dann bremste er noch einmal und suchte in seinem Handy-Telefonbuch nach einer Nummer. »Thomas hier. Bist du heute im Café? Ja? Dann komm ich vorbei, wenn’s dir nichts ausmacht. Bis gleich!«
      Als Wondrak die Tür zum Café Maschine, so hatte Hofer seinen Laden getauft, öffnete, staunte er nicht schlecht, als ihn nicht einer, sondern zwei bärtige Männer begrüßten: Alois Weißenbacher und Andreas Hofer saßen hinten an der Theke und ließen sich ihren Cappuccino schmecken.
    »Ja, Hochwürden, kämpfen Sie wieder einmal um ein neues Schäflein für Ihre Gemeinde?«
    »Nein, es ist wohl eher so, dass ich einer neuen Gemeinde beigetreten bin!«
    »Hat dir der Andreas Hofer den teuflischen Filterkaffee endlich ausgetrieben?«
    »So könnte man es sagen. Aber deiner Miene nach zu urteilen, scheint dich das nicht zu erfreuen. Ärger?«
    »Ärger ist überhaupt kein Ausdruck. Das ist noch viel ärger!«
    »So arg?«, fragte Pfarrer Weißenbacher besorgt.
    »Hilft dir vielleicht ein Espresso?«, erkundigte sich Andreas mit fürsorglicher Miene.
    Wondrak schüttelte den Kopf.
    »Kleiner Brauner, großer Brauner, Einspänner, Verlängerter … nix?«
    Nicht einmal die heimatlichen Klänge konnten Wondrak aufmuntern. Er bedankte sich mit einem müden Lächeln für die Anteilnahme, schüttelte aber den Kopf.
    »Was ist denn passiert? Magst du ein Glas Wasser?«
    »Okay«, Wondrak nickte. »Es ist zurück. Ich habe es lange verdrängt, aber jetzt ist es wieder da. Das Gefühl, dass ich in einer Behörde arbeite. Ich bin ein Beamter. Nichts weiter. Es macht keinen Unterschied, ob ich im Finanz-, Gesundheits- oder Kriminalamt arbeite. Ob ich umgepackte Tiefkühlhendl im Supermarkt aufspüre oder den Entführer einer Kurierfahrerin. Ich bin ein Beamter. Ich sollte mir morgens Käsebrote schmieren, und mit ihrem Gestank vormittags die Räume verpesten. Ich bin ein Beamter. Ich sollte durch die Gänge schlurfen und sorgsam darauf achten, dabei nicht zu viele Kalorien zu verbrauchen. Ich bin Beamter. Ich sollte mir nicht über das geheime Wesen des Verhörs Gedanken machen, sondern über die nächste Brotzeitpause.« Wondrak nahm einen Schluck aus dem Wasserglas, das Andreas ihm hingestellt hatte. »Die Freiheit, die ich mir in den letzten zehn Jahren erarbeitet habe, ist weg.
    Ich stehe nicht oben, am Feldherrnhügel.
    Ich bin ein Frontschwein.
    Ich bin Kanonenfutter.
    Ich bin tot.« Wondraks Handy klingelte. »Ja?«
    Stürmer war dran. »Es tut mir

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