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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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ein Leben zu führen, das Selena gefallen würde. Es sieht ja ganz danach aus, als wären Sie auf dem besten Weg dahin. Ich hab’ die Geschichte über Sie im ›Spiegel‹ gelesen. Sie sind ja jetzt ein …Celebrity sagt man, glaub’ ich, in Ihrem Geschäft. Und was werden Sie mit Ihrer Berühmtheit jetzt machen? Zu einer ebenso berühmten Agentur gehen?«
    »Ach, die können mich mal«, erwiderte Timo. »Erst sind sie sich zu fein, überhaupt deine Mappe in die Hand zu nehmen, und kaum stehst du in der Zeitung, wollen sie dich alle haben. Nein danke, ich bleib erst mal hier, bis sich der Wirbel gelegt hat. Nichts ist so falsch wie falsche Freunde.« Er griff zu einer Klarsichthülle, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Herr Kommissar, ich hab’ etwas für Sie.« Und er überreichte ihm ein dünnes, fotokopiertes Schwarzweiß-Heftchen. »Mein letzter Comic. Damit wollte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich glaube, Sie haben für Selena mehr getan, als Sie mussten.«
    »Nein, nein, ich tue, was ich muss«, antwortete Wondrak achselzuckend, Lob aus so jungem Mund machte ihn ratlos.
    Timo hörte den Satz und wog ihn ab: »Ein schönes Motto. Darf ich mir das ausleihen? Ich tue, was ich muss.«
    Wondrak fühlte ein leichtes Unbehagen und widerwillig sagte er ja. Als er hinausging, wurde ihm klar, dass Timo vorhatte, dieses Motto nicht für seine weitere Karriere einzusetzen, sondern um Selena zu rächen. Er drehte sich noch einmal um. »Timo, ich mag Sie. Aber wenn Sie Olanger töten oder töten lassen, muss ich Sie hinter Gitter bringen.«
    »Sie tun, was Sie müssen. Ich tue, was ich muss. Leben Sie wohl, Kommissar Wondrak.«
    »Passen Sie auf sich auf, Timo.«

     
    Wondraks Handy piepste auf eine Weise, die ihm signalisierte, dass eine SMS eingegangen war. ›MIAUU!‹, stand auf dem Display. Marianne Thamm! Mensch Wondrak, was ist denn jetzt los? Neun Monate Enthaltsamkeit und plötzlich hast du an jedem Finger – nun ja, an jeder Hand – eine Frau!
    Er überlegte kurz, was nun zu tun war. Dann rief er sie an, schließlich hatte er auf ihren ersten Anruf nicht reagiert, und er wollte nicht, dass sie böse auf ihn war. Überhaupt konnte er es nicht recht aushalten, dass jemand böse auf ihn war. Sogar bei seinen Verhören wollte er gemocht werden. Die Kriminalistikforschung hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Wondraks Verhörmethode an Eis und Espresso festzumachen. Das war natürlich nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit war, dass Wondrak gemocht werden wollte. Er unterschied dabei nicht zwischen Gut und Böse. Und deshalb kochte er seinen famosen Kaffee, servierte sein berühmtes Eis und entwickelte so eine Atmosphäre, die Vertrautheit widerspiegelte. Wondrak hatte nichts Bedrohliches an sich, er war nicht der Bulle, der Geständnisse herauspresste. Abgesehen davon hatte er auch nicht die Nerven, tagelange Verhöre durchzuhalten, in denen die Verdächtigen so lange geknetet wurden, bis sie einfach nur noch gestehen wollten. In seinen Augen war das die dümmste Methode überhaupt. Denn sie war für die Ermittler mindestens so anstrengend wie für die Verhörten.
    Wondraks Prinzip war das Gegengeschäft der Wertschätzung. Er schenkte seinem Gegenüber Aufmerksamkeit und erhielt sie im Gegenzug zurück. In Form von Geständnissen, sachdienlichen Hinweisen und neuerdings auch Liebesnächten.
    »Marianne, bitte verzeih, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber mein Fall hat mich fest im Griff gehabt…«, nun ja, das war nicht ganz mit offenen Karten gespielt, denn wer ihn ab neun Uhr abends fest umklammert hielt, das war die junge Frau mit dem Pagenkopf, den Sommersprossen und den blonden Wimpern mit diesem Anflug von Rot an den Spitzen, »… wenn du Lust hast, haben Charlotte und ich heute Zeit für dich.«
    »Das wäre mir ein Vergnügen«, antwortete Marianne, und nahm zunächst vom Köder Lust, den Wondrak ihr gleich zur Eröffnung hingelegt hatte, keine Notiz. Und als hätte sie den Gedanken aufgeschnappt, setzte sie nach: »Ich hätte Lust auf ein paar geräucherte Renken, magst du Fisch?«
    Das hatte Wondrak eigentlich nicht mit Lust gemeint, aber er sagte trotzdem ja, außerdem mochte er Renken ganz gut leiden, seit er wusste, dass sie die gleichen Fische waren wie die österreichischen Reinanken.
    »Heute Abend um acht?«, fragte Marianne.
    »Ich bring Weißwein mit. Und freu mich!«

     
    »Was wissen wir eigentlich über Hubert Wallberg?«, rief Wondrak ins Zimmer.
    »Liegt seit gestern auf deinem

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