Werde mein in Luxor
wobei er von Freunden unterstützt wurde. Diese Freunde waren Leute wie Scheich Kalen Nuri, ein jüngerer Bruder des Königs von Baraka, Malik Nuri, und Scheich Tair, der Herrscher des unabhängigen Staates Ouaha.
Kalen und Tair hatten ihm in den vergangenen Jahren Dutzende von Malen geholfen. Und auch in Olivias Fall hatten sie ihre Unterstützung zugesagt.
„Wir können nicht in Kairo bleiben, sondern müssen heute noch nach Baraka“, informierte er sie knapp. „Und jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich muss noch ein paar Telefonate führen“, fügte er hinzu, während er sich erhob. „Am besten versuchen Sie, ein bisschen zu schlafen. Nach der Landung erfahren Sie mehr.“
Zwanzig Minuten später setzten sie so geschmeidig am Boden auf, dass Liv erst erwachte, als der Pilot die Maschine abbremste.
Scheich Fehz war nirgends zu sehen, der Pilot ebenfalls nicht. Als die Stewardess vorbeikam, hielt Liv sie auf. „Wird die Maschine aufgetankt?“, erkundigte sie sich.
Ehe die Frau antworten konnte, kam Scheich Fehz auf sie zu. „Wir übernachten in Kairo“, erklärte er kurz angebunden. „Draußen wartet ein Wagen auf uns. Gehen wir.“
Liv warf ihm einen verunsicherten Blick zu. Er war unübersehbar verärgert. Sie konnte seine Anspannung spüren. Offenbar war etwas Unerfreuliches vorgefallen.
„Was ist passiert?“, fragte sie, während sie ihren Sicherheitsgurt löste und aufstand. Durchs Fenster sah sie in der Nähe des Flugzeugs eine schwarze Limousine warten.
„Kommen Sie, schnell. Reden können wir später.“ Er reichte ihr die Hand. „Bestimmt herrscht viel Verkehr. Wir müssen uns beeilen.“
Sie legte ihre Hand in seine. Nach all den Wochen in dunkler Einsamkeit erschien die Berührung dieses Mannes, die Wärme seiner Haut ihr fast unerträglich. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, doch sie befürchtete, ihn zu verärgern.
Sobald sie im Wagen saßen, fuhr der Chauffeur los. Die Art, wie Scheich Fehz reiste, war für Liv ein Leben aus einer völlig anderen Welt.
Sie war noch nie jemandem begegnet, der ein eigenes Flugzeug besaß und eine eigene Crew beschäftigte. Für Liv bedeutete Fliegen, dass man bei einer Fluglinie ein Ticket buchte, sich am Abreisetag an einen überfüllten Flughafen begab und in eine lange Schlange einreihte, um endlose Sicherheitsüberprüfungen über sich ergehen zu lassen. Zumindest in den USA, doch vermutlich auch in anderen Ländern konnte man Fliegen heutzutage mit ausgefallenen Flügen, verpassten Anschlüssen, verloren gegangenem Gepäck, schlechtem Service und gestressten Flugbegleitern gleichsetzen. Fliegen war normalerweise alles andere als luxuriös, geschweige denn glamourös.
Die Tatsache, dass man Scheich Fehz in verschiedenen Ländern einen Fahrzeugkonvoi bereitstellte, warf für Liv die Frage auf, welche gesellschaftliche Stellung er innehatte und über wie viel Einfluss er verfügte.
Wie unermesslich reich musste er sein?
Warum riskierte er sein Leben für eine Fremde?
Machte er das alles für Geld?
Sie versuchte, sich ihre Beunruhigung nicht anmerken zu lassen, während sie ihm einen Blick zuwarf. War er vielleicht eine Art Söldner?
Bei diesem Gedanken überzog eine Gänsehaut ihren Körper, fast so stark wie in Ozr, als man ihr die Gefängniskleidung gegeben hatte.
Gedankenverloren streckte sie die Hand aus und berührte das Kopftuch, das sie immer noch trug. Die Stewardess hatte keines, und Liv überlegte, ob sie es überhaupt noch brauchte. „Kann ich das Kopftuch abnehmen?“, fragte sie Khalid.
„Bitte. In Jabal hatten Sie keine Wahl. Aber hier in Ägypten und auch in Sarq ist es jeder Frau freigestellt, ob sie es tragen will oder nicht.“
„Manche Frauen wollen es wirklich tragen?“
„Es gibt Frauen, die betrachten das Kopftuch als Schutz vor zudringlichen Blicken.“ Er musterte sie vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. „Sie brauchen unbedingt etwas zum Anziehen. Es ist zu offensichtlich, dass Sie Gefängniskleidung tragen.“
Liv zupfte an dem harten Stoff. „Ich trage es seit meinem ersten Tag in Ozr. Ich hasse es“, sagte sie leise.
„Das ist verständlich. Sobald wir im Hotel sind, werde ich dafür sorgen, dass Sie etwas anderes bekommen.“
„Danke.“ Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Wahrscheinlich war sie einfach nur übermüdet. Und völlig überwältigt von den Ereignissen des Tages. Es gab keinen Grund zu weinen … im Gegenteil. Nicht mehr lange, dann war sie wieder zu Hause. Sie
Weitere Kostenlose Bücher