Werde mein in Luxor
kurz mit Scheich Fehz sprechen.“
Khalid wartete bereits auf Nenet. „Nun?“, fragte er.
„Sie hat ein paar Blutergüsse, aber nichts Besorgniserregendes, keine Krankheiten oder ernsthaften Verletzungen.“
„Wurde sie geschlagen?“, fragte Khalid unumwunden.
„Sie hat blaue Flecken, Schürf- und Schnittwunden, aber das ist unter diesen Umständen kein Wunder. Wir wissen aus Erfahrung, dass weibliches Aufsichtspersonal nicht selten noch grausamer ist als männliches, obwohl die Misshandlungen in diesen Fällen eher psychischer als körperlicher Natur sind.“
„Was ist mit Drogen?“, fragte er.
Nenet hob den Kopf und musterte ihn ernst. „Glaubst du, sie nimmt Drogen?“
„Eigentlich nicht. Aber man kann nie wissen.“
Die Ärztin zuckte die Schultern. „Ich habe nirgends Einstichspuren entdeckt oder sonst etwas, das auf Drogenmissbrauch schließen ließe.“
„Gut“, antwortete er und wandte sich ab, um dieselbe Aussicht in sich aufzunehmen, die vorher schon Liv in den Bann geschlagen hatte.
„Planst du wirklich, sie zu heiraten, oder ist das nur ein Gerücht?“
Khalid wandte sich abrupt vom Fenster ab und warf Nenet einen finsteren Blick zu. „Woher hast du diese Information?“
„Na, was glaubst du wohl? Du meine Güte, Khalid, die Spatzen pfeifen es von allen Dächern! Ein hochrangiger jabalesischer Regierungsvertreter hat es heute offiziell verkündet. Er hat erklärt, dass du nach Jabal gereist bist, um deine Verlobte abzuholen.“ Nenet schluckte schwer. „Und diese … diese Amerikanerin … sie ist wirklich deine Verlobte?“
Nichts von all dem war vorhersehbar gewesen. Öffentliche Aufmerksamkeit war das Letzte, was er sich gewünscht hatte. Khalid hatte Olivia eigentlich nur aus dem Gefängnis holen, ärztlich untersuchen lassen und dann unverzüglich in ein bereitgestelltes Flugzeug setzen wollen. Jetzt drohte die Sache, gründlich aus dem Ruder zu laufen.
„Ich weiß nicht, ob wir das weiter erörtern sollten“, sagte er schroff.
Während ihrer Studienzeit hatten sie sich nahegestanden. Doch als er sich nach dem Tod seiner Schwestern in die Wüste zurückgezogen hatte, war er entschlossen gewesen, die Beziehung zu beenden. Nenet hatte ihm lange Zeit Briefe geschrieben und versprochen, auf ihn zu warten, bis seine Seele geheilt war. Aber er wollte nicht geheilt werden. Er wollte einfach nur in der Wüste leben und sein altes Leben hinter sich lassen.
„Verzeih mir, Khalid. Ich weiß, dass ich kein Recht habe, mich einzumischen“, fuhr Nenet eilig fort. „Trotzdem kann ich über das, was du vorhast, nicht einfach hinwegsehen. Es wäre falsch.“
„Was habe ich denn vor?“, fragte er, noch verstimmter jetzt.
„Du weißt es. Und ich weiß es auch. Also hör auf damit. Du darfst dich nicht für sie opfern.“ Ihre Augen waren dunkel geworden vor Traurigkeit. „Du bist nicht nur ein guter Mensch, sondern auch ein wunderbarer Mann, Khalid. Und du hast genug gelitten. Du bist niemandem etwas schuldig, auch ihr nicht. Opfere nicht deine Zukunft oder deine Freiheit.“
Liv stand bereits eine halbe Ewigkeit mitten in dem mit Marmor ausgekleideten Bad.
Die Ausstattung war purer Luxus, die Kacheln in warmen Gold-, Sand-und Elfenbeintönen boten eine faszinierende farbliche Übereinstimmung mit der Cheopspyramide draußen vor dem Fenster.
Auf dem Rand der tiefen Wanne standen drei verschiedene Badezusätze. Als Liv die Flakons öffnete, stieg ihr der Duft von Eisenkraut, Orangenblüten und Hyazinthen in die Nase. Plötzlich schien ihr Hals wie zugeschnürt, sie hatte Schwierigkeiten zu atmen. Wochenlang war sie in der Hölle gewesen und hatte die Hoffnung praktisch aufgegeben, jemals wieder ein Leben in Freiheit zu führen. Wie durch ein Wunder war sie gerettet worden. Und jetzt stand sie hier, in dieser palastartigen Suite, in einem riesigen Bad mit herrlich flauschigen Frotteetüchern, duftenden Badezusätzen und teuren Shampoos.
Es war verrückt. Unfassbar. Überwältigend.
Der Wechsel kam zu plötzlich, ihre Seele konnte nicht Schritt halten.
Sie drehte den vergoldeten Wasserhahn auf. Während sich die Wanne mit sprudelndem, glasklarem Wasser füllte, zog sie den verhassten Umhang und das kratzige Unterkleid aus, knüllte beides angewidert zusammen und warf es in den Müllschlucker.
Sie betrachtete ihren nackten Körper im Spiegel. Sie hatte in den letzten Wochen so stark abgenommen, dass sie dünn, ja mager war. Die Blutergüsse schillerten violett an Armen und
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