Werde mein in Luxor
das er sich vorgestellt hatte. Er hatte die Wissenschaft und seinen Beruf geliebt. Erst der Tod seiner Schwestern hatte alles schlagartig geändert.
„Ich versuche nur, Ihnen zu helfen“, erklärte er ruhig.
„Dann lassen Sie mich nach Hause“, bat sie mit gebrochener Stimme.
Er presste die Kiefer aufeinander. Sie war hier nicht die Einzige, die sich in Geduld üben musste. Er wollte auch wieder nach Hause, zurück in die Wüste, die seine Heimat geworden war.
Normalerweise nahmen Rettungsaktionen wie diese nie mehr als vierundzwanzig Stunden in Anspruch. Dann konnte er wieder zurück in seine stille Welt aus Himmel und Sand, abtauchen in die Anonymität.
Heute jedoch war es anders. Alles an dieser Aktion war ungewöhnlich. Und das verhieß nichts Gutes, weder für sie noch für ihn.
3. KAPITEL
Eine halbe Stunde später erreichten sie das berühmte Mena House Hotel, ein historisches Hotel am Stadtrand von Kairo.
Liv beugte sich vor, um einen Blick auf das alte Gebäude zu erhaschen. Aber die Einfahrt war von Dutzenden schwarzer Autos blockiert.
„Das sieht ja fast aus, als ob eben der Präsident der Vereinigten Staaten eingetroffen wäre“, wunderte sie sich. „Für wen mag das bestimmt sein?“
„Für uns“, erwiderte er, während zwei Sicherheitsleute das Auto, in dem sie saßen, vorn und hinten bewachten.
Sie drehte sich überrascht zu ihm um. „Warum denn das?“
In diesem Moment wurde von außen die Tür geöffnet.
„Hoheit“, sagte einer der Männer mit einer tiefen Verbeugung. „Willkommen. Wir haben alles überprüft. Das Hotel ist sicher.“
Liv erstarrte. „Wer sind Sie?“
„Ich bin Scheich Fehz, ich sagte es bereits. Prinz von Great Sarq Desert.“
Und dann passten alle Puzzleteilchen plötzlich zusammen. Sarq. Fehz … der Familienname Fehz. „Ihr Bruder ist König Fehz“, flüsterte sie.
„Ja.“
„Sie sind … eine Königliche Hoheit.“
Er zuckte die breiten Schultern. „Ich habe mich um den Titel nicht beworben. Er wurde mir in die Wiege gelegt.“ Nach diesen Worten stieg er aus dem Auto.
Sie wurden durch die prächtige vergoldete Lobby zu einem privaten Aufzug begleitet, der geräuschlos hinauf in die Präsidentensuite schwebte, die das gesamte oberste Stockwerk einnahm.
Die Suite bestand aus zwei riesigen Schlafzimmern mit angrenzenden Bädern sowie einer großen Lounge in der Mitte. Schwere Vorhänge tauchten die Räume in ein bedrückendes Halbdunkel, bis der Hausdiener die Stores zurückzog und die Spätnachmittagssonne hereinließ. Durch die Fenster hatte man eine atemberaubende Aussicht auf die Cheopspyramide, die von den Sonnenstrahlen in goldenes Licht getaucht wurde.
„Unglaublich“, entfuhr es Liv bei dem Anblick.
„Jedes der Schlafzimmer verfügt über einen Balkon“, erklärte der Hausdiener. „Man kann dort morgens in aller Ruhe die erste Tasse Kaffee trinken oder abends gemütlich den Tag ausklingen lassen.“
Liv konnte nur wortlos nicken, so überwältigt war sie von all der Schönheit um sie herum. Sie wollte nicht abgelenkt werden, sondern einfach nur reglos hier stehen bleiben und den Anblick der Pyramide in sich aufnehmen, die sich so gigantisch, mystisch und atemberaubend aus der Landschaft erhob.
Die Cheopspyramide war der eigentliche Grund für ihre weite Reise gewesen. Um sie zu sehen, war sie hergekommen. Ein Weltwunder der Antike. Überbleibsel einer glorreichen Vergangenheit.
Doch dann brach Khalid Fehz das ergriffene Schweigen. „Die Ärztin ist eingetroffen, Olivia.“
Ihr wurde für einen Moment innerlich ganz kalt, bevor sie sich widerstrebend vom Fenster abwandte. Neben Khalid hatte eine dunkel gekleidete junge Frau den Raum betreten.
„Ich bin Dr. Nenet Hassan“, erklärte die Frau freundlich. „Scheich Fehz und ich sind seit unserer Studienzeit befreundet. Ich will Sie nur kurz untersuchen, und ich verspreche Ihnen, ganz vorsichtig zu sein. Am besten bringen wir es schnell hinter uns, einverstanden?“
Liv schaute Khalid nicht an, als sie mit Dr. Hassan in eines der Schlafzimmer ging. Sie wollte diese ärztliche Untersuchung nicht, aber was blieb ihr anderes übrig, als sich zu fügen?
Doch Dr. Hassan hielt ihr Versprechen: Nach kaum zehn Minuten packte die Ärztin ihre Instrumente wieder ein. „Es ist alles Ordnung“, sagte sie. „Ich weiß, dass Sie sich im Augenblick nichts mehr wünschen als ein heißes Bad, also sehen Sie zu, dass Sie in die Wanne kommen, und genießen Sie es. Ich werde nur noch
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