Werde mein in Luxor
die Art Mädchen, die davon träumt, reich und berühmt zu sein.“
„Die Mutter ist Hausfrau, der Bruder Bautischler, also durch und durch solide Familienverhältnisse.“
„Khalid“, wandte Sharif behutsam ein. „Es kann nicht dein Ernst sein, dass du sie heiraten willst …“
„Warum nicht? Du hast eine Lehrerin geheiratet. Dann kann ich doch eine Reisebüroangestellte heiraten, oder etwa nicht?“
„Das ist nicht witzig, Khalid. Ich kenne Jesslyn seit vielen Jahren. Sie war eng mit unseren Schwestern befreundet. Und vor allem war sie nicht in kriminelle Machenschaften verwickelt.“
Khalid, dem die Erwähnung von Aman und Jamila Unbehagen einflößte, setzte sich auf und zog flüchtig das Laken hoch, um seine Blöße zu bedecken. „Olivia ist keine Verbrecherin.“
„Das weißt du nicht. Du willst sie heiraten, um sie zu retten. Du hast ein Helfersyndrom, Khalid, das ist mir bekannt. Aber jetzt reicht es mir wirklich bald. Du kannst nicht für so etwas deinen – unseren – guten Namen aufs Spiel setzen. Es wäre unserer Familie gegenüber ausgesprochen unfair …“
„Ich weiß.“ Khalid versuchte, seine Verärgerung in den Griff zu bekommen. Sharif war schon immer der Zweifler unter den Brüdern gewesen. „Gib mir eine Woche, um die Wahrheit herauszufinden. Und ich verspreche dir, alles in meiner Macht Stehende dafür zu tun. Dann werde ich mich entscheiden.“
„Und was ist, wenn eine Woche nicht ausreicht, Bruder?“
Khalid fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes Haar.
„Dann haben wir alle ein Problem.“
Liv, die sich heute für ein hübsches blau-weißes Kleid aus ihrer neuen Garderobe entschieden hatte, war bereits mit den Nerven am Ende, als Khalid in die Lounge kam. Sie saß am Esstisch und frühstückte eilig, dabei blätterte sie die englischsprachigen Tageszeitungen durch, die ihr der Hausdiener gebracht hatte.
Sie schaute auf, als sie Khalid eintreten hörte. „Es steht überall“, sagte sie zu ihm. „Und nicht nur auf der Titelseite, sondern auch noch im Innenteil. Ihre Verlobung ist die Sensation des Tages.“
„ Unsere Verlobung“, korrigierte er gelassen, während er sich eine der Zeitungen vom Tisch griff. Heute trug er wieder europäische Kleidung: eine lässige dunkle Freizeithose, kombiniert mit einem blütenweißen Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte.
„Wann ist das bloß alles endlich zu Ende?“, fragte sie mit erstickter Stimme.
„Wir müssen uns noch gedulden“, sagte Khalid, während er sie aus schmalen Augen taxierte. Er hatte offenbar eben erst geduscht, sein Haar war noch feucht. „Jetzt sitzen Sie erst mal hier fest, aber es könnte schlimmer sein. Immerhin sind Sie nicht mehr in Ozr.“
Ihr Magen rebellierte. Vielleicht fand er die Vorstellung einer Zwangsehe ja nicht weiter schlimm, aber für sie war diese Lösung des Problems undenkbar. Sie würde den Mann heiraten, den sie liebte, oder gar keinen.
Außerdem wünschte sie sich, wie fast jede Frau, eine richtige Hochzeit. Im Lauf der Jahre hatte sich Liv ihre Hochzeit bis aufs i-Tüpfelchen ausgemalt, angefangen von dem Kleid aus weißer Seide und Spitze bis hin zu den blassrosa Blütengirlanden, mit der die kleine weiße Kirche geschmückt sein sollte, in der sie heiraten wollte.
„Ich heirate keinen Mann, den ich nicht liebe“, sagte sie fast heftig mit brennenden Wangen. „Und wenn es eines Tages so weit sein sollte, heirate ich ganz bestimmt nicht ohne meine Familie.“
„Ihre romantische Ader in allen Ehren, sie nötigt mir aufrichtige Bewunderung ab“, erwiderte er, während er eine Zeitung zurücklegte und nach der nächsten griff. „Natürlich ist mir klar, wie wichtig Romantik für Frauen ist. Aber sie ist unpraktisch. Und vor allem werden Kleinmädchenträume Sie nicht retten. Deshalb schlage ich vor, wir klappen das Märchenbuch jetzt mal zu und konzentrieren uns auf die harte Wirklichkeit. Dabei fällt mir ein“, fuhr er fort, „wie haben Sie letzte Nacht geschlafen?“
„Ganz gut, nehme ich an“, erwiderte sie zögernd. „Warum?“
„Nicht schlecht geträumt?“
Sie schaute ihn fragend an, während sie nachdachte. „Ich kann mich nicht erinnern.“
„Gut. Sie sehen auch schon besser aus heute. Die dunklen Ringe unter Ihren Augen sind zwar noch nicht verschwunden, aber wenigstens haben Sie etwas Farbe bekommen. Gestern waren Sie schrecklich blass.“
„Ich war müde.“
„Haben Sie Ihre Familie noch erreicht?“
Sie nickte, während sie an das
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