Werde mein in Luxor
zu verstricken. Er war gern allein, er mochte sein Leben so wie es war. Auch wenn er sich jetzt eingestehen musste, dass ihm die Ehe plötzlich als eine sehr reale Möglichkeit erschien.
Dabei hatte er sich geschworen, nie zu heiraten.
Khalid fuhr sich mit der Hand über die Augen, wie um Olivias Bild aus seiner Erinnerung zu löschen und die reglose Stille der Wüste heraufzubeschwören, doch vergebens.
Als Stunden später ein durchdringender Schrei ertönte, lag er immer noch wach. Er war sofort auf den Beinen und riss die Verbindungstür zwischen der Lounge und ihrem Schlafzimmer auf.
Sobald er Licht gemacht hatte, sah er, dass Olivia fest schlief.
Er blieb reglos auf der Schwelle stehen. Sie schien im Traum geschrien zu haben. Er wartete noch eine Weile, aber sie rührte sich nicht. Ihr langes blondes Haar ergoss sich über das Kissen, die linke Hand hatte sie unter ihre Wange geschoben.
Im Schlaf wirkte ihr Gesicht entspannt, alle Angst war wie ausgelöscht. Fast schien sie wie ein Kind mit all seinen Hoffnungen und Träumen.
Er hatte eben das Licht gelöscht und wollte die Tür wieder schließen, als Olivias verschlafene Stimme an sein Ohr drang.
„Gute Nacht, Jake.“
Jake. Der große Bruder.
Er biss die Zähne zusammen, wie um den jähen Schmerz, den er verspürte, abzuwehren. Einst war auch er der große Bruder gewesen.
Aber seine Schwestern waren seit über zehn Jahren tot, und es gab absolut nichts, was er noch für sie hätte tun können.
Vielleicht setzte er ja deshalb so viel für Olivia aufs Spiel. Weil sie eine kleine Schwester war, wenn auch nicht seine.
„Gute Nacht, Olivia“, sagte er leise und schloss die Tür hinter sich. Dabei wurde ihm plötzlich klar, warum er so unruhig war.
Es lag an Olivia. Sie weckte Gefühle in ihm. Das war das Letzte, wonach er sich sehnte. Gefühle machten ihn verletzlich, doch für sein gefährliches Leben musste er unverwundbar sein.
5. KAPITEL
Khalid wurde vom eindringlichen Klingeln des Handys auf seinem Nachttisch geweckt. Stöhnend streckte er die Hand danach aus. Als er die Nummer auf dem Display sah, entfuhr ihm ein zweites Stöhnen. Sein ältester Bruder Sharif versuchte, ihn zu erreichen.
Er wälzte sich auf den Rücken und meldete sich mit heiserer Stimme. „Du bist König und jung verheiratet. Was willst du schon so früh?“
„Du hast geschworen, dich an bestehende Gesetze zu halten.“
Khalid verdrehte die Augen. „Habe ich das etwa nicht?“
„Der Präsident von Jabal will sie zurück.“
„Er ist kein rechtmäßiger Präsident, sondern ein übler Diktator, der die Menschenrechte mit Füßen tritt.“
„Khalid, die Sache ist äußerst ernst.“
„Das ist mir bewusst“, erwiderte Khalid in verbindlichem Ton, obwohl er normalerweise der Kompromisslosere der beiden Brüder war. „Aber Olivia geht nicht zurück. Unter gar keinen Umständen.“
Sharif seufzte schwer. „Du hast unerlaubte Mittel angewandt, um sie da rauszuholen.“
„Ozr ist die Hölle, das weißt du selbst.“
„Du hast behauptet, sie sei deine Verlobte.“
„Stimmt.“
„Das ist eine Lüge …“
„Wenn ich sie heirate, nicht.“ Als Khalid hörte, wie Sharif scharf Atem holte, huschte ein spitzbübisches Lächeln um seine Mundwinkel.
„Mach dich nicht lächerlich“, protestierte Sharif verstimmt. „Du hast in den vergangenen zehn Jahren keine Gelegenheit ausgelassen, deutlich zu machen, dass du an einer Ehe nicht interessiert bist. Du hast …“
„Sie ist in Schwierigkeiten.“
„Die ganze Welt ist in Schwierigkeiten, Khalid. Das heißt nicht, dass du alle Menschen retten kannst.“ „Das will ich auch gar nicht.“ „Nein?“ „Nein.“ Sharif brummte irgendetwas Unverständliches, bevor er hinzufügte: „Die Regierung in Jabal glaubt, dass Miss Morse einem international operierenden Drogenring angehört.“
„Das ist völliger Quatsch“, widersprach Khalid entschieden.
„Und wenn es doch stimmt?“
Khalid schwieg einen Moment. Dieselbe Frage hatte er sich auch schon gestellt. Was war, wenn Olivia log? Wenn sie tatsächlich auf frischer Tat ertappt worden war?
„Ich habe sie durchleuchten lassen“, erklärte er schließlich. „In ihrer Vergangenheit gibt es absolut nichts, was auch nur annähernd den Schluss zuließe, dass sie in so eine Sache verwickelt sein könnte. Sie lebt in einem kleinen Nest irgendwo in den Südstaaten – dreizehntausend Einwohner. Und sie arbeitet als Angestellte in einem Reisebüro.“
„Genau
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