Werde mein in Luxor
dieselben Worte: Du bist ver dammt.
Du bist verdammt … verdammt … verdammt.
Es wurde viel zu schnell Morgen. Statt wie an den anderen Tagen erwartungsvoll aus dem Bett zu hüpfen, rollte Liv sich herum und drückte laut aufstöhnend ihr Gesicht ins Kissen.
Sie hatte miserabel geschlafen. Wie so oft war sie auch letzte Nacht wieder von Albträumen gequält worden. Khalid, der ihren Schrei gehört hatte, war in ihre Kabine gekommen und bei ihr geblieben, bis sie wieder ruhig schlief. Jetzt hatte sie Kopfschmerzen … und war ein Nervenbündel.
Dabei hatte sie Khalid an diesem Morgen noch nicht einmal gesehen.
Sie vergrub ihr Gesicht tiefer in ihrem Kissen und stöhnte laut auf. Sie hatte keine Kraft mehr. Der Stress war zu viel für sie. Aber was sollte sie tun?
Nachdem sie aufgestanden, geduscht und angezogen war, verdüsterte sich ihre Stimmung noch weiter.
Das weiße Kleid, für das sie sich heute entschieden hatte, wirkte mädchenhaft und unschuldig, ein Eindruck, der durch ihren Zopf und die Korallenkette noch unterstrichen wurde. Im Vergleich zu ihrer düsteren Stimmung hatte dieser unbeschwerte Aufzug fast etwas Groteskes.
Als ihr Blick auf ihre Hand fiel, zog sie den Brillantring ab. Sie war unfähig, die Scharade noch länger zu ertragen.
Sie verwahrte das Schmuckstück in ihrer Schatulle und verließ die Kabine. Während sie die Treppe zum Deck hinaufstieg, schien sich ihr Hals zusammenzuschnüren.
Sie konnte einfach nicht mehr so weitermachen, es war schlicht unmöglich. Sie musste für ihre Probleme eine Lösung finden, und zwar unverzüglich.
Als sie nach oben kam, saß Khalid bereits beim Frühstück und las. Auf dem Tisch standen Gläser mit Orangensaft, eine große Kanne Kaffee, ein Teller mit Blätterteiggebäck und Obst. Das alles wirkte so normal und alltäglich, dass Liv die Tränen in die Augen schossen.
Genau das war es, wonach sie sich so sehnte. Nach Normalität. Sie wollte, dass endlich alles wieder so war, wie sie es kannte.
Sie setzte sich an den Tisch und schaute auf die Computerausdrucke, die Khalid vor sich liegen hatte. „Hast du Neuigkeiten?“, erkundigte sie sich, während sie die Hand nach ihrem Saftglas ausstreckte.
„Ja“, gab er mit einem schwachen Lächeln zurück. „Und zwar mehr als erfreuliche.“
„Erfreuliche?“
Er stützte die Ellbogen auf den Tisch auf und beugte sich vor. „Sie haben Elsie gefunden.“
Liv fühlte sich einen Moment lang wie betäubt. „Was?“
„ Man hat sie heute früh festgenommen, und jetzt sollst du kommen, um sie zu identifizieren.“
Liv konnte immer noch nicht glauben, was sie da hörte.
„Das ist eine echte Überraschung“, ergänzte er. „Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“
Er sprach, und sie hörte wie vor den Kopf geschlagen zu. Eigentlich hätte sie einen Luftsprung machen müssen vor Freude, aber ihr lag nichts ferner als das. „Haben sie gesagt, wo man sie gefunden hat?“, fragte sie schließlich mit zitternder Stimme.
„Nein.“ Er schaute wieder auf die E-Mail.
„Oder wenigstens, mit wem sie unterwegs war?“
„Soweit ich weiß, nicht. Man hat nur sie verhaftet, und jetzt brauchen sie dich als Zeugin.“
Liv ballte die Hände in ihrem Schoß. Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr fast übel war. „Von wem hast du diese Neuigkeiten?“, fragte sie mit bebender Stimme.
Er schaute sie verwundert an. „Was ist los mit dir? Du siehst gar nicht gut aus. Ist alles in Ordnung?“
„Ja.“ Nein. Gar nichts war in Ordnung.
Khalid schob ihr das oberste Blatt hin. „Hier, lies selbst. Es ist von einem meiner Privatdetektive. Er hat mit der ägyptischen Polizei zusammengearbeitet, und da Elsie von den Ägyptern festgenommen wurde, nehme ich an, dass sie hier …“ Als sein Blick auf ihre Hand fiel, fragte er: „Wo ist dein Ring?“
Verlegen bedeckte sie ihre Linke mit der rechten Hand. „Unten.“
Er runzelte die Stirn. „Warum trägst du ihn nicht?“
„Wenn wir an Land gehen, stecke ich ihn wieder an.“
Sie versuchte, sich auf ihr Obst und ihren Joghurt zu konzentrieren, aber nach einigen Bissen stellte sie ihre Bemühungen wieder ein. Sie konnte im Augenblick einfach nichts essen. „Was glaubst du, was sie jetzt mit ihr machen?“, fragte sie. Plötzlich hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Khalid schaute sie an. „Sie werden sie nach Ozr schicken.“
Oh Gott … sie hatte es geahnt. Nicht nach Ozr. Nein!
Liv presste ihre Fingerspitzen an ihre Augenbrauen,
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