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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wohl noch reichen.«
    Es reichte sogar noch für ein Telefongespräch nach Hause. Nicki war am Apparat.»Wo steckt ihr denn jetzt?«
    »In Menton. Wieso bist du nicht in der Uni?«
    »Die Hälfte der Dozenten hat sich schon Pfingsturlaub bewilligt, und stell dir vor, es ist genau die Hälfte, bei der wir Vorlesungen haben.«
    »Wer’s glaubt, wird selig. Ist Papi nicht da?«
    »Nee. Seit dem Vatertag ist er nicht mehr hiergewesen.«
    »Waaas???«
    Sie kicherte. »Keine Angst, er ist in Düsseldorf. Onkel Felix hat gemeint, dort gäbe es mehr Kneipen als hier, deshalb sollte Papi lieber zu ihm fahren, statt umgekehrt.«
    »Hoffentlich hat er seine Kreditkarte zu Hause gelassen.
    Gibt es sonst noch was Neues?«
    »Nö, nur ’ne Rechnung vom Kundendienst, vierundachtzig Mark siebzig. Die Waschmaschine war im Eimer. Aber dafür habe ich jetzt das Geheimnis der fehlenden Socken gelöst. Sie kriegen schwarze Löcher und entschwinden durch sie in eine andere Welt.«
    »Hör auf mit dem … gleich ist das Geld alle … ich rufe wieder …« Klick machte es, dann war die Leitung tot.
    »Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?« wollte Steffi wissen.
    »Die Zwillinge schwänzen die Uni, euer Vater säuft sich durch Düsseldorfs Altstadt, die Waschmaschine ist kaputt, und Nicki hat keine Strümpfe mehr zum Anziehen. Aber sonst ist alles in Ordnung.«
    »Dann können wir ja beruhigt weiterfahren.«
    Es dämmerte schon, als wir die Grenze erreichten, und es war stockdunkel, nachdem wir sie endlich passiert hatten.
    Dabei hatten sich die Zöllner weder für unsere Pässe interessiert noch für Wagenpapiere oder Tierarztbescheinigungen, nein, sie hatten schlicht und einfach Langeweile gehabt. Wir waren die einzigen Grenzgänger und boten eine willkommene Abwechslung.
    Ob wir armi mit uns führen?
    Ob wir was??? Eine Sekunde lang war ich verunsichert, dann fiel der Groschen. Richtig, wir waren in Italien, da spricht man Italienisch. Hatte ich mal recht gut gekonnt, leider lag das auch schon dreißig Jahre zurück. Arma = Waffe, folglich mußte armi der Plural sein, aber wir hatten so etwas ja nicht mal in der Einzahl dabei, Brotmesser und Pfefferstreuer ausgenommen.
    Trotzdem wünschte der Zöllner, Typ Heintje nach dem Stimmbruch, den Wohnwagen zu besichtigen. Ich wußte zwar nicht, was er zu finden hoffte, doch wenn es ihn glücklich machte, bitte sehr. Nur Otto war damit nicht einverstanden. Er haßt Uniformhosen, und wenn er sich mit unserem Briefträger dank gelegentlicher Liebesgaben auch inzwischen angefreundet hat, so erstreckt sich diese Sympathie keineswegs auf andere Uniformträger.
    Bundeswehrsoldaten, Bahnbedienstete und Polizisten mag er ebensowenig wie Knöllchenkleberinnen, obwohl die meistens Röcke tragen.
    Steffi leinte die knurrenden Hunde an, dann durfte der Zöllner einsteigen. Trotz geöffneter Fenster stank es im Innern des Wagens noch immer wie in einer billigen Kneipe. Der Beamte rümpfte die Nase, warf mir einen beziehungsreichen Blick zu, einen zweiten auf den dreckigen Fußboden, öffnete den Kleiderschrank, aus dem ihm das erst vorhin gekaufte Baguette entgegenfiel, schloß die Tür, öffnete das linke Klappfach und bekam eine Handvoll zusammengerollter Tennissocken auf den Kopf.
    Er wußte ja nicht, daß man diese Fächer nur zentimeterweise aufmachen darf und ihren Inhalt mit der anderen Hand zurückhalten muß.
    Vorsichtshalber wandte er seine Aufmerksamkeit nun der weniger gefährlichen Bank zu. Da unsere Vorräte schon merklich geschrumpft waren, konnte er den restlichen Bestand mit einem Blick übersehen. Er fand nichts Verdächtiges.
    »Dopo de ehe Lei cerco?« Na bitte, das klang doch ganz gut, und der Mann hatte es sogar verstanden.
    »Stupefacente«, bekam ich zur Antwort. Aha, nun wußte ich wenigstens, wonach er suchte. Nach Stupefacente, was immer das auch sein mochte. Ich versicherte ihm, daß wir so etwas bestimmt nicht hätten, auch nicht zu kaufen gedächten, und was denn das überhaupt sei.
    »Cocaína.«
    »Koks? Bei uns???« Ich fing schallend an zu lachen, woraufhin Steffi ihren Kopf zur Tür hereinsteckte und sich nach dem Grund meiner Heiterkeit erkundigte. »Der sucht Rauschgift.«
    »Biete ihm doch mal das Mondamin an, vielleicht gibt er sich damit zufrieden.«
    Doch der Beamte hatte genug gesehen. Rückwärts kletterte er aus dem Wagen, legte die Hand an den Mützenschirm, wünschte gute Fahrt und verschwand in seiner Zollbude.
    Den unfreiwilligen Aufenthalt hatte Steffi zu

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