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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Mir ist das schon öfter passiert, ihr noch nie.
    »Ich fahre jetzt einfach mal weiter, irgendwo wird schon ein Wegweiser auftauchen.«
    Auf der Suche nach einem solchen konzentrierten wir unsere Aufmerksamkeit mehr auf das, was in Augenhöhe zu sehen war, und deshalb entgingen uns die niedlichen kleinen Hindernisse auf der Fahrbahn. Mit fünfzig Stundenkilometern bretterten wir über die eingebauten Bodenwellen (die deutsche Übersetzung stand auch nicht im Wörterbuch!).
    »Au weia, hoffentlich haben die Achsen nichts abgekriegt.« Ganz langsam fuhr sie weiter, wartete auf ein verdächtiges Knacken, auf ein Auseinanderdriften der Räder, bemerkte nichts Außergewöhnliches, atmete auf.»Noch mal gutgegangen. Das hätte uns auch gerade noch gefehlt.«
    Es muß kurz vor Monaco gewesen sein, als ich mich aus dem Beifahrersitz zwängte, um etwas zu trinken zu holen.
    »Um Himmels willen, Steffi, halt bloß schnell an, da hinten fährt unser Abendessen spazieren.«
    »Was?«
    »Der Kühlschrank ist auf und alles schwimmt.«
    »Ich kann erst an der nächsten Parkbucht halten.«
    Na gut, auf die paar Minuten kam es auch nicht mehr an.
    Zu retten war ohnedies nichts mehr. Die Schüssel mit Gulasch, wegen der bevorstehenden Fahrt schon gestern gekocht, war kopfüber aus dem Kühlschrank gekippt und hatte sich mit dem Inhalt der ausgelaufenen Weinflasche vermischt. Mittendrin schwammen einige Wurstscheiben, und das klebrige Zeug mußte der übriggebliebene Himbeersaft vom Grießpudding sein. Obenauf schaukelte ein halbes Baguette. Nicht mal die Hunde hatten sich an diese unappetitliche Pampe herangewagt. Zusammengerollt lagen sie auf den beiden Bänken und sahen interessiert zu, wie ich breitbeinig zum Kühlschrank stakste, um erst einmal die Tür zu schließen.
    »Hast du denn noch immer keinen Parkplatz gefunden?«
    »Da hinten kommt einer.«
    Und dann standen wir mit hochgekrempelten Hosenbeinen barfuß in der Brühe und versuchten, die schlimmsten Spuren zu beseitigen.
    »Ich verstehe gar nicht, wie das passieren konnte.«
    Mit den Resten einer alten Illustrierten schaufelte Steffi das Fleisch in den Abfalleimer. »Vor der Abfahrt habe ich extra noch den Verschluß vom Kühlschrank kontrolliert.«
    »Die Konstrukteure dieses Mechanismus’ haben vermutlich nicht mit einer Fahrt über Sprungschanzen gerechnet. Kommst du an den Küchenkrepp ran?«
    »Der ist alle, aber hier ist noch eine Klorolle.« Sie warf den eingewickelten Packen herüber. Wieder einmal stellte ich fest, daß Toilettenpapier an den perforierten Stellen am haltbarsten ist. Als Scheuerlappen ist es auch nicht geeignet. »Ein Glück, daß nur das Brot aus dem Schrank gefallen ist. Stell dir bloß vor, die Hosen wären auch alle im Gulasch gelandet.«
    »Das stelle ich mir lieber nicht vor, ich habe sowieso nur noch zwei saubere.« Zweifelnd betrachtete Steffi den oberflächlich gereinigten Boden. »Das gibt Ärger! Die Rotweinflecken kriegen wir von diesem Plastikparkett bestimmt nicht runter.«
    »Abwarten! Heute abend versuchen wir es mal mit Chemie. Wir müssen sowieso noch unsere Francs loswerden, ab morgen zahlen wir in Lire.«
    Am liebsten hätten wir nun auch noch Monte Carlo großzügig umrundet, doch dazu war es zu spät, wir mußten mitten durch. Eine nicht enden wollende Autoschlange, nur unterbrochen von Touristenbussen, schob sich durch die engen Straßen, die meisten auf der Suche nach einem Parkplatz (pro halbe Stunde sechzig Mark!). Rundherum Hochhäuser, irgendwo rechts unten ein bißchen Meer, lediglich durch eine Häuserlücke zu erspähen, das Grüne davor mußte wohl der Botanische Garten sein, anscheinend nur noch per Hubschrauber zu erreichen.
    »Bloß raus hier!« sagte Steffi, die eigentlich beabsichtigt hatte, zwanzig Mark im Spielkasino zu riskieren, weil sie noch niemals in einem gewesen war, und den riesigen Gummibaum daneben hatte sie auch sehen wollen.
    Jedesmal hatte ich von ihm geschwärmt, wenn unser kümmerliches Pendant im Wohnzimmer mal wieder ein Blatt verloren hatte. Wer weiß, ob der Baum nicht schon längst einem lukrativeren Appartementhaus hatte weichen müssen. Dreißig Jahre sind eine lange Zeit.
    Menton, letzter Ort vor der Grenze nach Italien. Hier fanden wir nicht nur bequem einen Parkplatz, sondern auch ein hübsches Bistro, in dem wir heiße Schokolade trinken und die Reste unseres französischen Kapitals zählen konnten. Viel kam nicht mehr zusammen, doch:
    »Für eine Hasche Fußbodenreiniger wird es

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