Werden sie denn nie erwachsen?
ob du überhaupt jemals mit euren Reiseplänen herausrückst.«
»Woher weißt du denn …?«
Er schmunzelte nur. »Ich wollte mir im Reisebüro einen Prospekt vom Schwarzwald holen, schließlich muß ich doch wissen, welche eventuellen Freizeitgestaltungen mein Gesundheitsghetto zu bieten hat.«
Alles klar! Frau Erlemann hatte ihren Mund nicht halten können, und ich hatte versäumt, sie zum Schweigen zu verdonnern. Wahrscheinlich vermutete sie schon eine bevorstehende Trennung, denn im allgemeinen pflegen Ehepaare gemeinsam ihre Ferien zu verbringen, und wenn dann noch Herr Konzel seine eben erst gewonnenen Erkenntnisse beisteuern würde … Vor unserer Abreise mußte ich unbedingt noch einmal ins Reisebüro!
Die Zwillinge waren selig, daß sie endlich von der Schweigepflicht entbunden waren und ihre Vorfreude offen zeigen durften. Sie holten die Koffer aus dem Keller, packten ein, packten um, packten wieder aus, wollten wissen, ob es in Kenia auch frische Milch gäbe und ob man bei eingeschalteter Klimaanlage überhaupt schlafen könne, welchen Lichtschutzfaktor das Sonnenöl haben müsse und ob es wahr sei, daß »da unten« geröstete Schlangen als Delikatesse gelten. Bettina habe das mal gelesen.
Dabei hatte ich doch selbst keine Ahnung, was uns in dem schwarzen Erdteil erwartete. Im übrigen war mir das auch ziemlich egal. Bei der Hitze hatte man sowieso keinen großen Appetit, das Essen interessierte mich also herzlich wenig, ich wollte Sonne haben und Meer, wollte faulenzen oder nur das tun, wozu ich gerade Lust hatte.
Für den Bücherstapel, den ich schon parat gelegt hatte, würden drei Wochen Urlaub allerdings kaum reichen.
Endlich waren auch die letzten Tage herum. Rolf verstaute sein Gepäck im Auto und fuhr, wohlversehen mit guten Ratschlägen und der Telefonnummer unseres Hotels, in sein Sanatorium.
»Was glaubst du, Marni, ob er sich einen Kurschatten zulegt? Zutrauen würde ich es ihm«, sagte Katja nachdenklich, als der Wagen hinter der Ecke verschwunden war.
»Blödsinn, dazu ist er doch schon zu alt«, widersprach Nicki, die alle Leute ab dreißig als UHUs bezeichnete – also Unter Hundert –, »und außerdem müßte er dann immer seinen Bauch einziehen. Das hält doch keiner lange durch.«
»Nun mach dir mal keine Sorgen, Määm«, versuchte Katja ihren voreilig geäußerten Verdacht etwas abzuschwächen. »Paps behauptet doch immer, er könne keiner Fliege was zuleide tun. Und weißt du, warum? Er ist ja gar nicht mehr imstande, eine zu fangen.«
Es dauerte eine Weile, bis ich den vermutlich tieferen Sinn dieser Feststellung verstanden hatte.
3
Reisen bildet, wird behauptet, und wenn man schon in einem fremden Erdteil Urlaub macht, hat man sich gefälligst auch zu bilden. Fanden zumindest die Zwillinge, weil sie sich gleich am zweiten Tag einen Sonnenbrand geholt hatten und für die nächste Zeit zu einem Schattendasein verdonnert waren. Also fuhren wir nach Mombasa, um dort Kultur zu besichtigen. Zwischen den Häusern war es aber noch heißer als auf dem Hotelgelände, wo vom Meer immer eine kühle Brise herüberkam, und so hatten die Mädchen von ihrem Bildungstrip ziemlich schnell genug.
»Können wir nicht mal ’ne Pause machen«, stöhnte Nicki, nachdem wir die Elfenbeinzähne beguckt und auch noch einen Blick in den angeblich entzückenden kleinen Park gleich nebenan geworfen hatten, in dem das einzig Sehenswerte die Abfallhaufen gewesen waren, »mir ist so warm.«
»
Ihr
wolltet doch hierher, also jammert nicht«, sagte ich wütend, denn ich hätte auch viel lieber unter meiner schattenspendenden Palme gelegen, statt durch staubige Straßen zu laufen und die auf der Karte angekreuzten Sehenswürdigkeiten zu suchen. »Auf zum Fort Jesus! Die zwei Kilometer schaffen wir spielend in einer halben Stunde.«
»Müssen wir denn unbedingt dorthin?« An ein Stück Mauer gelehnt, wischte sich Katja den Schweiß von der Stirn. »Sooo doll soll das gar nicht sein, habe ich gehört, weil bloß noch die Außenmauern stehen.«
»Und die berühmten Kanonen.«
»Na und? Die werden auch nicht anders aussehen als die verrotteten Dinger auf dem Heidelberger Schloß. Können wir nicht lieber in die Moschee gehen? Da ist es wenigstens kühl.«
Also besichtigten wir die Moschee, die stand auch viel näher und war wirklich sehenswert. Leider konnte Nicki hinterher ihre Schuhe nicht wiederfinden, die wir seitlich der Tür zurückgelassen hatten, und nachdem wir zwanzig Minuten lang von
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