Werden sie denn nie erwachsen?
existierten, nämlich seine und die falsche, gab ich nicht viel auf seine Unschuldsbeteuerungen. Dann wollte er von mir wissen, ob ich eine Rechtsschutzversicherung hätte.
»
Ich
ja, die nützt dir bloß nichts.«
»Hat Steffi nicht auch …«
»So siehst du aus«, fauchte sie los, »du baust den Crash, und ich soll dafür geradestehen! Außerdem hast du ja selbst bei der Polizei den Wisch unterschrieben, also laß mich gefälligst aus der Sache heraus.«
»Habt ihr eine Kopie von dem Protokoll?« fragte Nicki.
Aus der Hemdentasche zog Sascha ein zerknittertes Stück Papier. »Meinst du das hier?«
Die Zwillinge beugten sich über den Zettel und buchstabierten an dem Text herum. »Eine Schrift hat der Kerl … ist das hier ein n oder ein u?«
»Ich glaube, das soll ein n sein, dann heißt das nämlich Je conviens de …«
»Und was bedeutet das?« forschte Sascha mißtrauisch weiter.
»Daß du zugibst, den Milchwagen nicht gesehen zu haben«, triumphierte Katja, während Nicole zögernd weiterübersetzte: »… und daß du für den entstandenen Schaden aufkommst. Datum. Unterschrift.«
»Wetten, daß der Bulle ein Kegelbruder von dem Milchmann ist?« giftete Sascha.
»Bestimmt nicht«, widersprach Katja trocken, »in Frankreich spielt man Boule.«
Eine Stunde später saßen wir – immer noch ungewaschen – zu viert zusammengedrängt auf dem Sofa unterm Erkerfenster und kamen uns sehr überflüssig vor.
Unentwegt wuselten irgendwelche Leute durch das nebenan liegende große Eßzimmer, schoben Tische hin und her, gruppierten Stühle, debattierten die Großwetterlage, von der die zusätzliche Möblierung des Gartens abhängig gemacht wurde, und immer wieder steckte jemand seinen Kopf durch die Schiebetür, um einen Blick auf die deutschen Gäste zu werfen. Sascha war mit Vicky zum Bahnhof gefahren, um Thomas abzuholen, es gab also niemanden, dem wir klipp und klar sagen konnten, was wir wollten: Nichts wie weg! Wir standen, beziehungsweise saßen allen im Weg, obwohl Janet permanent das Gegenteil behauptete, die angebotene Hilfe ablehnte und meinte, wir sollten uns lieber ausruhen.
Ausruhen wovon? Nicht mal Sir Henry hatte ein Einsehen.
Die ganze Zeit hatte er auf Katjas Schoß gesessen, doch als sie sich von Janet die Hundeleine geben ließ, um mit ihm spazierenzugehen und auf diese Weise der entnervenden Betriebsamkeit zu entkommen, kroch er unters Sofa.
Endlich fiel mir eine glaubhafte Ausrede ein: Die Koffer! Sie befanden sich samt unseren Hochzeitskleidern noch im Wagen, mußten also in Mrs. Hamiltons Herberge transportiert werden. Wieso nicht jetzt und gleich?
»Sascha hat den Autoschlüssel in der Tasche«, war alles, was Steffi dazu zu sagen hatte.
Also wieder nichts! Wir tranken weiter Tee und guckten aus dem Fenster, obwohl es gar nichts zu sehen gab.
Ein Wagen hielt. Ihm entstiegen außer Sascha und Vicky ein junger Mann mit dunklem Kraushaar über der schon etwas gelichteten Stirn sowie ein junges Mädchen mit unzähligen Sommersprossen im Gesicht. »Endlich mal eine, die nicht ganz so hübsch ist«, stellte Nicole befriedigt fest, vorsichtig die Gardine wieder zusammenschiebend, »mit der können wir gerade noch Schritt halten.«
Erneute Begrüßungsarie, frischer Tee, lebhafte Unterhaltung natürlich in Englisch –, und dann endlich schien sich Sascha zu erinnern, daß wir ja auch noch da waren.
»Was mache ich denn jetzt mit euch?«
»Überhaupt nichts«, sagte ich kurz. »Du gibst Steffi die Autoschlüssel, damit wir endlich mal an unser Gepäck kommen, und dann verschwinden wir.«
»Wollt ihr nicht erst noch was essen? Leigh ist gerade beim Chinesen.«
Doch, Hunger hatten wir, der Plastiklunch im Rugzeug hatte genauso geschmeckt, wie er ausgesehen hatte, nämlich nach gar nichts, deshalb hatten wir ihn auch kaum angerührt, aber wie, um alles in der Welt, sollte inmitten der ganzen Hochzeitsvorbereitungen ein Essen stattfinden?
Es fand statt! Der ganze Küchentisch stand voller Pappschachteln, angefüllt mit allen erdenklichen chinesischen Gerichten, daneben Teller und Besteck. Im Gänsemarsch zogen wir an dem improvisierten Büfett vorbei.
»Hat das etwa alles Janet gekocht?« Katja schaufelte sich Nudeln auf die Bambussprossen, goß rote Soße darüber und krönte das Ganze mit Entenbrust und Sojabohnenkeimlingen. »Ich weiß ja nicht, wie sie englisch kocht, aber chinesisch kann sie!«
Weshalb Sascha grinste und Thomas verstohlen lächelte, bekam ich erst später
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