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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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auf den Tellerrand verlagerte, woraufhin der Pudding, garniert mit grünen Erbsen, teils auf ihrem Schoß und teils auf dem Boden landete, verlief das Essen ohne Zwischenfälle. Der Waschraum befand sich übrigens, nur über eine hühnerleiterartige Stiege zu erreichen, ein Stockwerk höher, hatte kein Fenster, aber dafür eine kaputte Lampe.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Steffi, als wir die gastliche Stätte verlassen hatten. »Was tut man denn hier sonntags?«
    »Dos siagst doch, ma schlooft!« Grinsend deutete Thomas auf die umliegenden Häuser, vor deren Fenstern zum großen Teil die Rolläden herabgelassen waren.
    »Warum gehen wir nicht mal an den Strand?« schlug ich vor. »Angeblich ist das hier ein Seebad, bloß vom Meer habe ich noch nichts gesehen.«
    »Richtig, das gibt’s ja auch noch«, erinnerte sich Nicole.
    »Nichts wie hin! Ich bin noch nie an der Nordsee gewesen.«
    »Du bist hier nicht an der Nordsee, sondern am Ärmelkanal«, korrigierte ihr Bruder.
    »Meer ist Meer! Wo geht’s denn lang?«
    Eine knappe Viertelstunde brauchten wir, dann hatten wir die niedrigen Klippen erreicht und liefen zum Wasser.
    Was heißt überhaupt laufen? Wir balancierten über die mehr oder weniger großen Steine, die den halben Strand bedeckten und erst weiter unten in grobkörnigen Sand übergingen. »lihhh, ist das kalt!« Nicki hatte einen Schuh ausgezogen und die Zehenspitzen ins Wasser gestreckt.
    »Die Steine pieken auch. Nee, da hat es mir in Kenia besser gefallen. Hier kriegste ja Frostbeulen!«
    »Dabei hat die Saison bereits angefangen.« Steffi deutete auf die gar nicht so wenigen Badegäste, die zum Teil schon im Bikini am Strand lagen, aber sofort nach einem Handtuch griffen, sobald die milchige Sonne hinter einer Wolke verschwand. »Die müssen Eskimos unter ihren Vorfahren haben.«
    »Hatten sie ja auch«, bestätigte Katja. »Soviel ich weiß, waren hier doch mal die Wikinger zugange, Erich der Rote, Hägar der Schreckliche …«
    »… verheiratet mit Katja der Dußligen!« ergänzte Sascha. »Bist du jetzt fertig? Dann könnten wir nämlich auf die Suche nach einer Teestube gehen, mir ist kalt.«
    So weit kamen wir gar nicht. Auf halbem Weg befand sich ein großer Vergnügungspark, und damit war der Nachmittag gelaufen. Plötzlich befand ich mich in Begleitung einer Horde quiekender und kreischender Kinder, die mit Hallo das Kettenkarussell stürmten, das Gesicht mit Zuckerwatte beschmierten, Papierhütchen aufsetzten und paarweise einen Wettbewerb im Schiffschaukeln austrugen. Die Sieger durften umsonst aufs Riesenrad. Nichts ließen sie aus, weder den Gespensterzug noch die Wahrsagerin, die Vicky prophezeite, sie werde im nächsten Jahr den Mann ihres Lebens kennenlernen. Sogar Grant quetschte sein – hm, sagen wir Bäuchlein – in die Achterbahn, obwohl er doch immer gleich seekrank wird und es auch prompt wurde.
    Thomas schoß seiner Jill einen Teddybären, Sascha schaffte nicht mal eine Papierblume.
    »Der Himmel gebe, daß uns der Weltfrieden erhalten bleibt«, meinte Nicole, »wenn die Bundeswehr lauter solche Blindgänger produziert, sehe ich schwarz.«
    Als sie schließlich vereint das Kinderkarussell mit seinen wunderschön lackierten Holzpferdchen enterten und der Antriebsmechanismus daraufhin seinen Geist aufgab, komplimentierte man uns höflich, aber bestimmt vom Platz. Es war sowieso beinahe dunkel. Kichernd und gackernd, behängt mit allem möglichen Krimskrams, zogen wir nach Hause. Es gab auch keine Sprachprobleme mehr, Nicole unterhielt sich angeregt mit Jill, Steffi hatte Leigh untergehakt und redete lebhaft auf ihn ein, Katja kabbelte sich mit Gaynor, und ich fand mich neben meiner Schwiegertochter wieder, die mir laufend versicherte, wie froh sie sei, in such a splendid family geheiratet zu haben.
    Um diesen Eindruck aufrechtzuerhalten, würden wir unser künftiges Leben wohl auf einem Rummelplatz verbringen müssen.
    Nach
London fährt man mit dem Zug.
In
London fährt man Taxi. Oder U-Bahn, das ist billiger. Auf keinen Fall jedoch fährt man mit dem eigenen Wagen, weil es keine Parkplätze gibt. Wo es welche geben könnte, darf man nicht, und wo man darf, parken die Anwohner. Deshalb werden die Londoner Straßen auch überwiegend von jenen schwarzen Autos bevölkert, die alle ein bißchen so aussehen, als seien sie zwischen zwei Möbelwagen geraten. Dafür kann man aber problemlos mit Hut einsteigen.
    Sascha und Vicky hatten sich bereit erklärt, uns durch London zu

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