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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht breit genug, aber billig. Wird eben gestückelt.
    Rechts soll sowieso der Kleiderschrank hin, da sieht man das gar nicht.«
    Katja suchte etwas in Lila. »Die hat doch ’ne Meise, nicht wahr, Määm? Jetzt hat sie schon so einen winzigen Raum, und dann verkleinert sie ihn auch noch optisch.«
    »Ich will eine fliederfarbene Tapete, also brauche ich einen passenden Teppichboden. Ist ja mein Bier, oder?«
    Für den Wohn-, Eß-, Fernseh- und Aufenthaltsraum fanden wir etwas Preiswertes, das ein bißchen nach Heidschnuckenfell aussah, aber auch noch für die Diele reichte, und in die Küche sollte ein auf Parkett getrimmter Kunststoffboden kommen. Die sechs Quadratmeter Frotteebelag für das Bad stiftete Sascha.
    »Mein Einzugsgeschenk und gleichzeitig Äquivalent für nicht geleistete Hilfe. Ich hab’ einfach keine Zeit. In den kommenden zwei Wochen haben wir zwei Hochzeiten, vier Konfirmationen und einmal Omas Fünfundsiebzigsten. Gar nicht zu reden von den Rotariern, die drei Tage lang ihre Vereinskasse verfressen wollen.
    Auf mich müßt ihr also verzichten. Aber zur Einweihungsparty komme ich bestimmt.«
    Die Malerarbeiten schritten zügig voran. Aus verschiedenen Farbresten, die von früheren Renovierungsarbeiten übriggeblieben waren, hatte Steffi eine Soße zusammengerührt, von der sie behauptete, in trockenem Zustand würde sie den gewünschten mattvioletten Ton bekommen. Frisch aufgetragen sah sie aus wie Hustenbonbon.
    »Was hast du denn da alles reingekippt?« Zweifelnd betrachtete Katja die frischgetünchte Decke. »Wenn jetzt noch die lila Tapete rankommt, sieht’s ja aus wie ein Mausoleum.«
    »Ich hab’ erst mal Weiß genommen und Schwarz, Rot natürlich und etwas Blau, ein ganz klein wenig Grün …«
    »Klingt toll! Ich könnte jetzt auch einen vertragen. Wie heißt der Cocktail?« Sven wischte seine Hände an einer alten Unterhose ab und begutachtete Steffis Werk. Erst sagte er gar nichts, suchte vielmehr krampfhaft nach einem Grund, Lobendes auszusprechen, und meinte schließlich gönnerhaft: »Schön gleichmäßig hast du gestrichen, richtig professionell.«
    Als die Farbe endgültig trocken war, wurde sie tatsächlich um einiges heller, doch die drei verschiedenfarbigen Lämpchen direkt über Katjas Schreibtisch hängen bestimmt nicht nur aus Dekorationsgründen dort. Glücklicherweise hatte sie keine lila Auslegeware gefunden, die hellgraue paßte später auch viel besser. Doch die Tapeten waren schon da. Violette.
    Selbstklebend. Angeblich nur durchs Wasser zu ziehen und an die Wand zu klatschen. Das ging schnell. Nach zwei Stunden waren wir fertig. Kaum klebte die letzte Bahn, da fiel die erste wieder runter. Steffi holte Wassereimer und Schwamm, feuchtete die Tapete nochmals an, klebte sie fest. Die dritte Bahn löste sich, und die unterm Fenster rührte sich auch schon.
    »Irgendwas müssen wir falsch gemacht haben«, seufzte Katja, als der nächste Streifen herunterfiel.
    »Erfahrung ist, was man gewinnt, wenn man die Gebrauchsanleitung erst hinterher liest.« Grinsend hielt uns Sven einen bedruckten Zettel unter die Nase. »Hier steht’s doch! Ihr müßt die Tapeten zwei Minuten lang einweichen, damit sich der Kleister lösen und mit dem Wasser verbinden kann.«
    Das taten wir denn auch, und als wir genauso naß waren wie die Tapeten, hatten wir es geschafft. Alles saß bombenfest, nirgends ging auch nur ein Zipfelchen ab – bis auf den Teppichboden war Katjas Zimmer fertig. Im Bewußtsein vorbildlicher Arbeit legten wir uns provisorisch trocken, knipsten die nackte Glühbirne aus und fuhren nach Hause.
    Am nächsten Tag sammelten wir die Tapeten alle wieder vom Fußboden auf. »Jetzt langt’s mir aber!«
    Wutschnaubend klemmte sich Steffi die noch verbliebene Rolle »Clarissa violett« unter den Arm, nahm vorsichtshalber auch noch ein Stück der schon zweimal eingeweicht gewesenen Tapete mit und fuhr zusammen mit Katja in das Heimwerkergeschäft. »Jetzt sollen die uns mal zeigen, mit welchen Tricks sie ›Clarissa‹ an die Wand kriegen. Vielleicht muß man sie nageln.«
    Zurück kamen sie mit einem Eimer Kleister (»Haben wir gratis gekriegt!«) und der ernüchternden Auskunft, daß es sich just bei dieser Tapete um ein relativ schweres Papier handele, bei dem der schon serienmäßig aufgetragene Klebstoff offensichtlich nicht ausreiche. »Während Steffi mit dem Geschäftsführer noch palaverte, habe ich mir die aufgezogenen Muster mal genauer angesehen«, sagte Katja.

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