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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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einzusehen.
    Wo sich denn die Wohnung befinde, wollte ich wissen.
    In Dossenheim, von Heidelberg gesehen gleich am Ortsanfang, keine zehn Minuten von der Uni entfernt.
    »Ihre Töchter können sogar mit dem Rad fahren, da gibt es eine Abkürzung durch die Schrebergärten.«
    Der Mann wurde mir immer sympathischer. »Ab wann wäre denn die Wohnung frei?«
    »Das ist sie schon. Es gibt nur einen kleinen Haken bei der Sache.«
    Aha, jetzt kam der Pferdefuß. »Und welchen?«
    »Es müßte ein bißchen renoviert werden.«
    Na, wenn’s weiter nichts war. Im Renovieren waren wir inzwischen Experten. Steffi konnte bereits tapezieren wie ein Maler-Azubi im zweiten Lehrjahr, Sven hatte die Erfahrung gemacht, daß das Verlegen von Steinplatten, was auch zu seiner Ausbildung gehört hatte, wesentlich komplizierter war als das Kleben von Teppichböden, und mit Pinsel und Farbe konnte sogar
ich
schon umgehen.
    »Kein Problem«, sagte ich denn auch zuversichtlich.
    »Wann können wir uns die Wohnung ansehen?«
    »Wann Sie wollen.«
    »Schon morgen?«
    »Aber sicher. Paßt Ihnen fünfzehn Uhr?«
    Natürlich paßte es uns, wir wären auch mitten in der Nacht gekommen. »In Ordnung, dann warte ich vor dem Haus auf Sie. Schillerstraße 42.«
    Auf dem Weg nach Dossenheim stellten wir Vermutungen an. »Eins ist mal sicher, die Wohnung liegt unterm Dach, sonst hätte sie keine schiefen Wände«, folgerte Katja.
    »Schräge Wände«, verbesserte Nicki. »Ob sie auch schief sind, stellt sich spätestens dann heraus, wenn die Tassen im Schrank immer nach einer Seite rutschen.«
    »Hat der Herr – wie heißt der eigentlich? Propkowicz? Wer soll sich denn das merken? – also hat der nicht was von verkehrsgünstiger Lage gesagt? Paß auf, Nicki, da geht unten entweder die Autobahn lang, oder wir haben den Bahnhof vor der Nase.«
    »Nun wartet doch erst mal ab!«
    Das Haus Schillerstraße 42 erwies sich als vierstöckiger Kasten aus der zweiten Adenauer-Ära, direkt an der vierspurigen Durchgangsstraße nach Heidelberg gelegen.
    Ich sah an der dunkelgrünen Fassade empor. »Ganz oben hört man bestimmt nicht mehr soviel von dem Krach. Und wenn euer Auto mal wieder nicht anspringt, könnt ihr wenigstens die Straßenbahn benutzen.« Die fuhr nämlich auch noch vorbei.
    Herr Propkowicz erwartete uns schon. »Na, dann wollen wir mal«, sagte er nach der Begrüßung und schloß die Haustür auf. »Hoffentlich sind Ihre Töchter gut zu Fuß, einen Fahrstuhl gibt es leider nicht.«
    Nach sechsundachtzig Stufen waren wir oben angekommen. »Uff«, stöhnte Nicki, »und das mit ’m vollen Einkaufskorb und drei Aktenordnern unterm Arm.
    Oder mit ’ner Sprudelkiste.«
    »Ach was«, winkte Katja ab, »du mußt mal die positive Seite sehen! Was meinste, wie viele Kalorien wir dabei loswerden.«
    Im Gegensatz zum Treppenhaus, das frisch gestrichen worden war und einen gepflegten Eindruck machte, schien die Wohnung zum letztenmal während der Regierungszeit von Kanzler Kiesinger renoviert worden zu sein. Das konnte man an den Tapetenresten erkennen. Damals hatten wir auch solche großgemusterten Scheußlichkeiten an den Wänden kleben. Die Linoleumböden waren auch nicht viel jünger.
    »Ich hatte Sie ja vorgewarnt.« Klang Herrn Propkowicz’ Stimme nicht etwas kleinlaut? Kopfschüttelnd öffnete er nacheinander die Zimmertüren. »So schlimm hatte ich das gar nicht mehr in Erinnerung.« Zwei Pärchen hätten bis vor kurzem hier gewohnt, Musiker oder Schauspieler, so genau wüßte er das nicht mehr, doch da sie bei ihrem Einzug die Wohnung im damaligen Zustand übernommen hatten, durften sie sie auch ohne Renovierung wieder verlassen. »Allerdings hat sie vor zwei Jahren noch etwas anders ausgesehen.« Mit spitzen Fingern zog er ein Stück Sonnenblume von der Wand. »Ursprünglich ist die Tapete mal gelb gewesen.«
    Während ich noch fassungslos in der Diele stand, hatten die Mädchen schon die drei Zimmer besichtigt.
    »Komm mal her, Määm, von hier hat man einen phantastischen Blick.«
    »Wenn ich mein Bett direkt unter das Fenster stelle, kann ich nachts immer in die Sterne gucken«, sagte Nicki träumerisch.
    »Sofern welche da sind. Aber wenn du es aufläßt und es fängt zu regnen an, kannste dir morgens das Duschen sparen.«
    Anscheinend störte der ramponierte Zustand dieser Kleinstwohnung die beiden überhaupt nicht. Insgeheim betete ich, sie mögen einen Rückzieher machen, doch sie richteten sich bereits in Gedanken ein. »Wer das größere

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