Werden sie denn nie erwachsen?
auch mal an Land gehen können.
Kaum hatten wir den Park betreten, als Steffi auch schon die Hunde von der Leine ließ. »Die müssen sich mal richtig austoben.«
»Auf deine Verantwortung!« warnte ich, doch da war es schon zu spät. Wir hörten nur noch ein doppeltes Platschen, und dann sahen wir zwei Hundeköpfe, die sich zielstrebig den Enten näherten. Am Ufer trabte ein aufgeregter Jojo entlang, jaulte zum Steinerweichen, doch seine Angst vor dem Wasser war größer als seine Sorge um seine zwei Kumpel. Die hatten inzwischen das Entenrudel erreicht und räumten auf. Laut quakend flatterten die Vögel haarscharf über das Wasser, wohl wissend, daß sie für die Störenfriede unerreichbar waren, aber trotzdem verängstigt auf der Suche nach einem Fluchtpunkt. Wir schrien uns die Kehlen heiser, doch die Hunde hatte der Jagdeifer gepackt. Unermüdlich wechselten sie die Richtung, paddelten immer wieder hinter den Enten her und gaben erst auf, als sie keine Kraft mehr hatten. Erschöpft zogen sie sich an Land und ließen sich ins Gras fallen.
»Jetzt aber nichts wie nach Hause, sonst erkälten sie sich.«
»Eben nicht!« widersprach Steffi. »Die müssen laufen, damit sie wieder warm werden.« Sie rannte los und die erstaunlich schnell regenerierten Hunde hinterher. Und dann sahen sie die Katze! Kurzer Blickkontakt, leichter Schwenk nach links, weg waren sie. Wir hörten sie nur noch quieksen.
»Jetzt haben wir den Salat!«
»Ach was, die kriege ich schon.« Steffi spurtete los, und Horst Herrmann setzte sich ebenfalls in Trab. Bevor Jojo auf den Gedanken kommen würde, sich den Sprintern anzuschließen, nahm ich ihn an die Leine. »Seht zu, wie ihr klarkommt, ich gehöre jedenfalls nicht zu euch!«
brüllte ich noch, dann schlenderte ich langsam und mit betont desinteressierter Miene den Weg entlang. Mir schwante nämlich Fürchterliches.
Der Schloßpark grenzt an eine neu erbaute kleine Reihenhaussiedlung, deren Gärtchen damals noch mit frisch gepflanzten Hecken oder halbfertigen Zäunen abgeteilt waren, die den vom Jagdeifer gepackten Hunden keinerlei Hindernisse bieten würden. Taten sie auch nicht.
Ich hörte Schimpfen, wütendes Kläffen, es klirrte, Sekunden später plätscherte etwas, und dann war ich nahe genug heran, um das Spektakel auch sehen zu können, vorneweg die Katze mit Zielrichtung Mostapfelbaum, der den Baumaschinen versehentlich entgangen sein mußte.
Dahinter die zwei Hunde. Ihnen auf den Fersen eine dicke Frau mit drohend geschwungenem Schrubber, gefolgt von einem Mann, der sich mit einer Harke bewaffnet hatte.
Beide kreischten um die Wette. Und ganz hinten, schon ziemlich außer Atem, Steffi und Horst Herrmann.
Inzwischen hatte sich die Katze auf den Baum geflüchtet, umkreist von den wütend bellenden Hunden, die jetzt ihre Aufmerksamkeit zwischen dem fauchenden Zimmertiger und dem heruntersausenden Schrubber teilen mußten. Ich wollte gerade dazwischengehen, als Horst Herrmann der Frau in den Arm fiel. »So geht’s nun auch nicht!«
Während des folgenden Dialogs vergrößerte sich mein Repertoire an schwäbischen und hessischen Schimpfwörtern (Horst Herrmann stammt aus Darmstadt).
Doch endlich ging allen Kontrahenten die Puste aus. Mit der Drohung, das nächstemal »diese verdammten Köter zu ersäufen«, zogen sich die Gartenbesitzer schnaufend zurück.
Jetzt erst fing Steffi an zu lachen. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. »Es war zu kokomisch«, gluckste sie. »Erst ist die Alte zur Salzsäule erstarrt, als Mäxchen plötzlich vor ihren Füßen auftauchte, dann schoß Otto vorbei, und das war wohl zuviel. Zuerst hat sie mit dem Schrubber zuschlagen wollen, natürlich viel zu spät, sie hat bloß die Krokusse geköpft, und als die Hunde quer durch den Goldfischteich gerast sind, ist sie ihnen nach.
Auch durchs Wasser. Ich glaube, das hat sie gar nicht gemerkt.«
»Ich habe aber noch ein Klirren gehört.«
»Das war der Mann.« Wieder lachte Steffi los. »Der hat einen Stein nach Otto geworfen und dabei die Scheibe von seinem Frühbeet getroffen.«
Wir sammelten die Hunde ein, die hechelnd im Gras lagen und noch immer sehnsüchtig nach oben zu ihrer entgangenen Beute stierten, dann verließen wir umgehend die Stätte ihres Triumphes.
Otto hat nie mehr ohne Leine den Schloßpark betreten, und um die Siedlung machen wir noch heute einen großen Bogen.
Ob sich mein Gesundheitszustand seit Ottos Anwesenheit verbessert hat, weiß ich nicht, doch zum
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