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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wütend an die Beine, woraufhin sie sich schreiend aufrappelte und die Flucht ergriff.
    Abends war der dazugehörige Gatte da. Seine Frau habe sich noch immer nicht beruhigt, einen regelrechten Schock habe sie erlitten, und überhaupt sei der Hund eine Belästigung, weil er belle. »Erst vorgestern hat er siebenmal gekläfft, genau zwischen sechzehn und achtzehn Uhr. Draußen im Garten.«
    »Ja, und?« fragte Rolf verblüfft. »Die Mittagsruhe dauert bis fünfzehn Uhr.«
    »Das ist egal. Mein Sohn schläft immer nachmittags, wenn er abends Training hat.«
    »Dann ist das sein Problem.«
    Gleich darauf hatten wir auch eins. Es war Otto nicht entgangen, daß ihm dieser unfreundliche Herr nicht wohlgesonnen war, und sofort brachte er sein Mißfallen zum Ausdruck, indem er kurzerhand dessen Schuh füllte.
    Es erwies sich als vorteilhaft, daß er Sandalen trug und alles an den Seiten wieder hinausrinnen konnte, aber trotzdem bestand er auf Schadenersatz. Der Versicherungsvertreter meinte später, einen derartigen Fall habe er noch nicht in seinen Akten. Vorsichtshalber hatte er ein Schild für unsere Haustür mitgebracht, »Warnung vor dem Hund« stand darauf.
    »Finden Sie das nicht ein bißchen übertrieben?« fragte ich lachend.
    »Nein, gar nicht, sonst tritt doch noch mal jemand auf ihn drauf.«
    Inzwischen ist Otto beinahe vier Jahre alt und vollwertiges, von allen heißgeliebtes Familienmitglied.
    Seine kindlichen Unarten hat er abgelegt, sich mit den Nachbarn arrangiert, und seitdem ich unserem Briefträger empfohlen habe, dem Hund doch mal vom Sonntagsessen einen Knochen mitzubringen, genießt er dessen uneingeschränkte Sympathie. Otto hat seinen Stammbaum im Garten und zirka achtundsiebzig Lieblingsbäume auf den diversen Spazierwegen. Selten läßt er mal einen aus.
    Sein Verhältnis zu Katzen ist gespalten. Für ihn gibt es zwei Kategorien dieser Spezies: Die eine läuft vor ihm weg, kann also ohne Bedenken gejagt (und nie eingeholt!) werden, die andere bleibt sitzen, wodurch sie als in höchstem Grad gefährlich einzustufen und weitläufig zu umrunden ist. Da ich aus der Ferne nie erkennen kann, ob die hundert Meter vor uns sitzende Katze nun der ersten oder der zweiten Kategorie zuzuordnen ist, muß Otto bei Spaziergängen durch bewohnte Gegenden an die Leine.
    Steffi hat da liberalere Ansichten, besser gesagt, hatte!
    Es war an einem Frühlingssonntag, als sie telefonisch ihren Besuch ankündigte. »Wir wollen zum Kaffee kommen, ist euch das recht? Kuchen bringen wir mit, allerdings nur akademischen.«
    »Was ist denn das?«
    »Na, dieses Schnellzusammenrührzeug von Dr. Oetker.«
    Es dauerte auch nicht lange, dann standen sie vor der Tür: Steffi, Horst Herrmann und Jojo, ein Mischling, dessen Zusammensetzung bis heute noch nicht restlos entschlüsselt ist. In der Tierarztkartei wird er als Dackel geführt, doch von dieser Rasse hat er am wenigsten abgekriegt. Mit Sicherheit steckt ein bißchen Pudel mit drin, die Beine stammen von einem Terrier, die Ohren von einer Fledermaus, und Schwänze dieser Art findet man im allgemeinen nur in Schweineställen. Jedesmal, wenn Jojo aus dem Stand kerzengerade in die Höhe springt, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß zu seinen Vorfahren auch ein Känguruh gehört, und wenn er Männchen macht (seine Rekordzeit liegt bei 3,7 Minuten), erinnert er mich an die Braunbären im Zoo. Offenbar hat er von sämtlichen Ahnen nur die guten Eigenschaften geerbt, denn er ist eine Seele von Hund.
    Die Sonne schien, zum Kaffeetrinken war es sowieso noch zu früh, in den Wauwaus waren Frühlingsgefühle erwacht, sie wollten raus, frische Luft ist gesund und Spazierengehen fördert den Appetit. Rolf haßt Spaziergänge, sofern sie nicht an irgendeiner Pilzfundstelle im Wald enden, im März wachsen aber noch keine, also ließen wir ihn zu Hause und machten uns auf den Weg. Im Vorbeigehen sammelten wir noch Mäxchen ein, der grollend im Sessel lag und darauf wartete, daß Sascha und Vicky ihr Mittagsschläfchen beendeten.
    »Gehen wir durch den Schloßpark«, schlug Steffi vor.
    »Mal sehen, ob die Bäume schon Blätter kriegen.«
    Im Schloßpark steht ein altes Schloß, deshalb heißt er ja auch so, und um das Schloß herum zieht sich ein als See bezeichneter Tümpel, weshalb das Gemäuer in der Mitte in allen Prospekten unter dem Namen »Wasserschloß«
    abgebildet ist. Ein Teil des Sees ist durch eine Mauer vom Park abgetrennt, der andere Teil ist offen, damit die Enten

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