Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
Welchen?
Lügen aus Verantwortungsgefühl
Kann vorliegen, wenn ich durch die Lüge ein Unglück verhindere oder wenn die Wahrheit missverständlicher und irreführender
wäre als die Lüge.
Flugsatz: Die eigene Wahrheit ist manchmal geborgener in der Lüge.
|121| Meinungen
Meinungen haben heißt,
sich an sich selbst verkaufen.
Fernando Pessoa
Es geht ihr gut. Sie gestaltet und entfaltet ihr Leben. Viel Schönes freut sie. Sie liebt, arbeitet gerne, erfüllt sich Wünsche.
Da kommt er und sagt mit ernster Stimme: »Du hast dich verändert. Früher warst du viel zugewandter. Du hast den Bezug zum
Leben und zur Realität verloren. Ich sehe dich spleenig abdriften. Also, du bist echt gefährdet. Und du bist so egoistisch
geworden. Du solltest mit der Studiererei aufhören und mehr Regelmäßigkeit in dein Leben bringen.«
Sie denkt, »Ja, ich war anders, jetzt geht’s mir gut, früher war ich angepasster, und jetzt habe ich Bezug zum Leben. Gefährdet
allenfalls, noch von ihm verletzt zu werden. Wie schade, dass er mich nicht versteht. Seine feste falsche Meinung über mich
lässt keine Verbundenheit zu – wie schade, wie weh.«
Sie hatte erläutert, was los war. Er hatte nicht für möglich gehalten, dass sie Recht haben könnte. Er »wusste« es besser.
Sie will nicht Gefangene seiner Meinungen sein. Jede feste Meinung ist wie ein doppeltes Gefängnis: Wer eine starre Meinung
hat, setzt sich selbst damit fest
und
diejenigen, über die er seine Meinung verhängt. Deshalb ist es ein entscheidender Beitrag für unsere Erweiterung und Ganzwerdung , feste Meinungen zu überprüfen und zu lockern.
Quatsch! Wer keine Meinungen hat, ist ein orientierungsloses Fähnchen im Wind. Meinungen sind ein Zeichen von Persönlichkeitsprofil.
Wir brauchen sie, um uns im Chaos der rasenden Veränderungen und Ungereimtheiten zurechtfinden zu können. Nein, durch Meinungen
entsteht erst das Chaos. Oder was meinen Sie? Eine Frage, hundert Antworten. So ist das mit |122| Meinungen. Wo kommen sie her? Helfen sie bei der Orientierung oder verwirren sie? Es ist immer dasselbe Spiel: Je bewusster
wir sind, umso umfassender ist unser Überblick und umso leichter können wir das vermeintlich Widersprüchliche ohne Irritation
im Gesamtzusammenhang platzieren. Je nach Thema, seelischen Altlasten und Erziehung variiert das Ausmaß unseres Überblicks.
Wenn wir emotional geladen an irgendeiner Meinung festkleben, haben wir keinen Überblick, sondern einen Stand
punkt
.
Sind Meinungen Orientierungshilfen, weichen sie geschmeidig dem besseren Argument, weil es ihnen eben um Orientierung und
nicht ums Rechthaben geht.
Da wir uns sekündlich in einem sich ändernden Bewusstseinszustand befinden, besteht die Möglichkeit, sekündlich eine andere
Spannweite an Überblick zu haben. Das zu illustrieren werde ich nicht müde. Es geht mir darum, eine Orientierung zu allen
Themen zu etablieren. Wie sieht sie zum Thema »Meinungen« aus? So:
Eigene Position?
Ich wende die fünf Beschreibungen von Meinungszuständen auf mein eigenes Erleben an und spüre, wie ich je nach Zustand tatsächlich
ein ganz anderes Bewusstsein habe.
Was passiert, wenn zwei Leute entgegengesetzte Meinungen haben und sich beide am Nullinger befinden? Genau! Leider. Weltverbessernd
wäre daher ein kollektives Dimmerskaten Richtung Fullinger.
Navigationssätze
Feste Meinungen helfen, eine illusionäre Welt stabil zu halten.
Jeder Standpunkt und jede Meinung beschneiden die Realität, weil sie immer nur einen Ausschnitt von Wirklichkeit repräsentieren.
Wo Überzeugung ist, braucht keine Sprache mehr zu sein.
Mit jeder Interpretation legen wir uns und andere fest.
Der Kopf erlöst uns nicht.
»Schweinskopfsülze kommt für mich nicht in Frage«: wie jede Meinung ist auch diese eine Festschreibung der Zukunft.
Jeder Glaube ist eine Erkenntnisblockade.
Rechthabenwollen ist Machtspiel.
Eine Meinung ist eine mentale Identifikation.
Meinungen sind verfestigtes Es-war.
Der Relativismus des Meinungskrams ist ein Kommunikationskiller.
Meinungsgedöns ist geistige Verschmutzung.
Wer auf seiner Meinung beharrt, beharrt auf einem Ausschnitt und das heißt auf seiner Beschränktheit.
Im radikalen Nicht-Glauben ist die gleiche Verbohrtheit wie im radikalen Glauben.
Je freier der Kopf, desto mehr Platz für Ideen.
|125| Integrationsfragen
Habe ich feste Meinungen?
– Über mich?
– Über andere?
– Über die Welt?
Was will ich durch
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