Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
Das ist die fanatisch-narzisstische
Einzelhaft am Nullinger. Wirkliche Selbstliebe umfasst – gleichsam als Nebenwirkung – andere und anderes. Je exklusiver die
Liebe, desto begrenzter ist sie. Das geht so weit, dass wir nur noch uns selbst im anderen lieben, ihn also narzisstisch besetzen
und ihn in
seiner
Eigenart nicht wahrnehmen. Wenn ich nur mich in dir sehe,
sehe
ich weder dich noch mich, und wenn ich nur mich in dir liebe, liebe ich weder dich noch mich. Wenn ich jedoch erfahre, dass
es keinen Unterschied zwischen uns gibt, dann liebe ich mich und dich. Wir sind dann weder Opfer noch Objekt meiner Wahrnehmung,
sondern Subjekt eines Seins.
Unsere Skala lässt erahnen, wie viele Nuancen der Selbstliebe es gibt:
|131|
Eigene Position?
Wo auf der Skala erlebe ich die Liebe zu mir selbst?
Navigationssätze
Da, wo ich besonders empfindlich und verletzlich bin, bin ich besonders narzisstisch.
Mit allem, was ich narzisstisch besetze, reduziere ich meine Wirklichkeit.
Der Narzisst dreht sich nur um sich, ohne bei sich zu sein, ohne Gespür für das, was wirklich ist.
Je mehr wir kapieren, dass der andere anders ist, umso weniger narzisstisch sind wir.
Je mehr etwas verteidigt wird, umso narzisstischer ist es besetzt.
Solange ich den anderen und anderes als Aufhänger für meine Selbstliebe gebrauche, liebe ich mich nicht. Denn ich nehme den
Umweg über anderes. Und eine vermittelte Selbstliebe kann keine unmittelbare Selbstbejahung sein.
Wenn ich mich über meinen Supersportwagen definiere, dann haut es mich um, wenn jemand sagt: »Was ist das denn für eine Schrottkiste!«
Der Beweis, dass ich die Karre libidinös-narzisstisch besetzt habe, ist erbracht.
Narzissmus ist eine Form seelischer Aufblähung, die auf einem Defizit basiert. Je massiver der Narzissmus, desto geringer
ist das Selbstwertgefühl, sonst bräuchte ich nicht mein ganzes Umfeld mit Wert aufzublähen.
Narzissmus trennt mich von anderen; echte Selbstliebe verbindet mich mit anderen.
|132| Integrationsfragen
Was ist mir absolut wichtig oder sogar heilig?
Wie fühlte es sich an, wenn ich diese Wichtigkeit herunterschraubte?
Wie wäre mein Leben, wenn nichts mehr übertrieben wichtig, sondern nur noch in einem realistischen Rahmen wichtig wäre?
Ich überlege, was wirklich wichtig ist. Dann frage ich mich, welche Handlungskonsequenzen mein Glückspilot empfiehlt.
Flugsatz: Eigensinn ist selbstgenügsam, weshalb er Narzissmus ausschließt.
|133| Opfertum
Manche warten auf »rotes Licht«, um nicht
auf die andere Seite zu müssen.
Stanislaw Jerzy Lec
Bei jedem Opfer, das wir bringen, übergehen wir uns und werden uns untreu. Wir bringen es aus vermeintlicher Güte. In Wirklichkeit
manipulieren wir zunächst uns und dann andere, weil wir mit dem Opfer etwas erreichen wollen: dass die Götter Regen schicken,
dass unsere Kinder dankbar sind, dass die Partner in unserer Schuld stehen … Beim Opfern geben wir auf oder her, was wir eigentlich nicht auf- oder hergeben wollen – sonst wäre es kein Opfer, sondern
ein fröhliches Schenken ohne Schielen auf heimlichen Gewinn, ohne verdeckte Manipulation. Im Extremfall opfern wir nicht dies
und das, sondern uns komplett.
Es ist wieder unsere jeweilige Bewusstseinshaltung, die über die »Güte einer Gabe« entscheidet. Am Nullinger finden wir das
manipulative oder fanatische Opfer. Auf dem Weg Richtung Fullinger das selbstverständliche Geben eines freien Herzens und
schließlich eine grenzenlose Hingabe, in der wir nichts aufgeben oder opfern, weil Fülle nicht minimierbar ist.
|134|
Eigene Position?
Wie frei ist mein Kopf, wenn ich Kompromisse mache? Wo ist meine Befindlichkeitsposition, wenn ich Opfer bringe?
Navigationssätze
Mit jedem Opfer, das ich dir bringe, missachte ich deine Selbstständigkeit und Lebenstüchtigkeit.
Mit jedem Opfer, das ich dir bringe, missachte ich
auch meine
Selbstständigkeit und Lebenstüchtigkeit.
Ich hätte lieben können, hätte meine ganze Lebendigkeit einsetzen können, stattdessen habe ich Opfer gebracht.
Wer sich entschieden hat, das arme Opfer zu sein, braucht Unglück – wie sonst könnte er seine Rolle aufrechterhalten?
Kompromisse sind die kleinen Geschwister von Opfern.
Opferliebe schwächt alle Beteiligten.
Wir sind immer das erste Opfer unserer eigenen Kampfstrategien.
Der Grollgewinn des Opfers ist, den Täter ewig klein zu halten.
Das am Groll festhaltende Opfer ist heimlicher Täter. Es hätte
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