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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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entstehen, sagte er, wenn der Herr von einer andern Seite käme, fort fahren wollte, und du nicht dawärest. Dies sah ich ein und ließ das Suchen fahren. Als wir noch immer standen und die Sonne schon untergehen wollte, wurde uns bange. Jetzt meinte Robert selber, ich solle gehen und rufen. Ich lief in den Wald und schrie, aber es kam keine Antwort. Dann lief ich kreuz und quer und schrie immer, allein es kam keine Antwort. Als es schon stark Abend war, ging ich zu den Steinhäusern hinüber, die nicht weit von unserm Platze jenseits des Tales lagen, und holte Männer, welche in dem Walde suchen helfen sollten. Sie gingen mit, wir zündeten Pechfackeln an, und suchten und schrieen bis nach Mitternacht. Robert, zu dem ein Bote gekommen war, ist früher nach Hause gefahren, wir aber sind erst um drei Uhr zurückgekommen, da die Leute bis zu den ersten Häusern mit mir gegangen sind, wo ich sie bezahlte und zurück schickte.«
    »Es ist schon gut,« sagte Tiburius lächelnd, »du kannst wieder hinaus gehen.«
    Der Diener ging. Herr Tiburius aber stand nicht auf, sondern kehrte sich um, lächelte in sich hinein und war recht vergnügt, daß er in dem großen Walde gewesen sei und das Abenteuer bestanden habe.
    Endlich, nachdem noch eine ganze Stunde vergangen war, wollte er aufstehen. Er klingelte wieder, und der hereingerufene Diener half ihm aus dem Bette und kleidete ihn an. Herr Tiburius ließ heute schon das Baden aus, es war bereits zu spät und könnte nur Störungen verursachen. Aber etwas anderes tat er, was er kaum zu verantworten vermochte. Er konnte sich nämlich nicht erwehren, er frühstückte sehr viel Fleisch, und dann reute es ihn freilich. Aber es hatte keine üblen Folgen.
    Von nun an tat Herr Tiburius wieder alles in der Ordnung, wie es ihm in dem Bade vorgeschrieben war, nur daß die Müdigkeit der Füße, die er sich in dem außerordentlichen Gange zugezogen hatte, schier acht Tage anhielt und ihn selbst zu gewöhnlichem Gehen beinahe untauglich machte. Aber immer dachte er in der Zeit an den seltsamen Pfad und war begierig zu erforschen, wie es denn gekommen sei, daß er sich verirrt habe.
    Diesen Gedanken zu Folge fuhr er eines Tages, da er sich schon bedeutend erholt hatte, wieder an dieselbe Stelle, wo der feste, sonnige Haideboden war, und wo die schützenden Steinwände standen. Er stieg aus dem Wagen und sagte zu seinen Leuten, den nämlichen, die er damals mit hatte, sie sollten nur warten, er vergehe sich heute nicht. Er ging über den ersten Platz, wie damals, und kam auf den zweiten, der ihm so gefallen hatte, und der ihm heute wieder gefiel. Er ging über ihn und hatte auf alle Gegenstände wohl acht, die er sah. Dann ging er sogar in den Wald hinein. So wie er aber damals die Steinwand nicht hatte finden können, so konnte er sie heute nicht verlieren. Er mochte sich wenden, wohin er wollte, so sah er sie immer wieder stehen. Als er weiter auf dem Pfade fort ging und Ich eine Hölzlein, die er zu sich gesteckt hatte, auf ihn streute, um wieder zurück zu finden, erblickte er plötzlich auch die Ursache, welche ihn damals verlockt hatte. Zu seinem Wege nämlich, und zwar an einer Stelle, wo er über Steine ging und wenig bezeichnet war, gesellte sich sachte ein anderer, der viel deutlicher ausgetreten aus dem Walde seitwärts herauf ging. Sobald also Tiburius damals zurück gehen wollte, geriet er allemal in diesen deutlicheren Zweig des Weges und durch ihn in den ferneren Wald, der ihn von seinem Wagen ablenkte. Es erschien ihm unglaublich töricht, wie er das nicht auf der Stelle erkennen und sehen hatte können. Heute war alles gar so klar. Er wußte nicht, daß es allen, die Wälder besuchen, so gehe. Jedes folgende Mal sind sie klarer und verständlicher, bis sie dem Besucher endlich zu einer Schönheit und Freude werden. Auch das sah er heute, daß er, als er sich einmal entschlossen hatte, immer ohne Umkehr fort zu gehen, geradejene Richtung des Pfades eingeschlagen hatte, welche von seinem Wagen weg führte, und daß er also zu dem Bade zurück einen großen Bogen durch das Gebirge gemacht habe. Er ging eine Strecke auf dem Waldwege hinein, und erinnerte sich jetzt deutlich der Dinge, die er damals schon überall liegen und stehen gesehen hatte. Auf dem Rückwege waren sie noch freundlicher und bekannter als früher. Da er zu der Gabel des Weges gekommen war, ging er über die Steine, gelangte zu der Wand, die er jetzt zur Rechten hatte, und von derselben zu dem Wagen. Er stieg

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