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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Badedoktor schaute ihn an, und gab ihm dann einige Dinge. Er muß ein närrischer Mann sein, denn nach einer Zeit sagte er, der Vater solle nur viele Erdbeeren essen, er werde schon gesund werden. Was sollen denn Erdbeeren helfen, dachte ich, sie sind ja nur ein Nahrungsmittel, keine Arznei. Weil man es aber doch nicht wissen konnte, ging ich in den Wald und suchte Erdbeeren. Der Vater aß sie gerne, und ich nahm immer einen Teil mehr aus dem Walde mit, daß auch einige für mich blieben; denn ich liebe sie auch. Der Vater ist schon lange gesund, ich weiß nicht, haben es die Erdbeeren getan, oder wäre er es auch ohne ihnen geworden. Weil sie aber so gut sind, so gehe ich noch immer und suche uns einige.«
    »In dem Bade sind schon lange keine mehr zu haben, weil bereits Herbst ist«, sagte Tiburius.
    »Wenn Ihr viele Erdbeeren wollt,« erwiderte das Mädchen – – »wie heißt Ihr denn, Herr?«
    »Theodor heiße ich«, antwortete Tiburius.
    »Wenn Ihr in dieser Jahreszeit viele Erdbeeren wollt, Herr Theodor,« fuhr das Mädchen fort, »so müßt Ihr in die Urselschläge hinüber gehen; denn da werden sie erst im Spätsommer reif. Jetzt sind sie noch schön genug. Geht einmal hin und pflückt Euch einige. In andern Zeiten sind sie wieder an andern Plätzen gut.«
    Tiburius war unterdessen mit allen seinen Erdbeeren fertig geworden, und er legte das Schüsselchen mit den grünen Blättern neben sich auf den Stein.
    »Ich habe an diesem Platze nur ein wenig gerastet, und gehe jetzt fort«, sagte das Mädchen.
    »Ich gehe mit«, sagte Tiburius.
    »Wenn Ihr wollt, so geht«, antwortete das Mädchen.
    Sie beugte sich auf das weiße Linnen, das das Körbchen umhüllte und zu ihren Füßen auf dem Wege stand, nieder, faßte die vier Zipfel geschickt in ihre Hand, hob sie auf und ging, das Körbchen an ihrer Seite tragend, fort. Tiburius hob sich von seinem Sitze, streifte die auf den Stein gefallenen Waldnadeln von seinem grauen Rocke und ging mit.
    Sie führte ihn auf dem Wege, der zu der Steinwand und zu seinem Wagen ging, hinaus. Als sie aber zu der Gabel kamen, die Herrn Tiburius zum ersten Male verführt hatte, bog sie in den wohlbetretenen Pfad ein und ließ den zu ihrer Rechten liegen, der zu der Wand und zu Tiburius' Pferden hinaus führte. Er ging neben ihr her, der Pfad lenkte in schönen, dicht bestandenen Wald ein und ging in ihm fort. Das Mädchen schritt, von den tanzenden Lichtern des Waldes bald besprengt, bald gemieden, in einem mäßigen Tritte fort, daß Tiburius ohne Beschwerde neben ihr gehen konnte. Als sie eine Strecke zurück gelegt hatten, glaubte Tiburius den großen Stein zu erkennen, zu dem er damals gerannt war, und auf dem er stand, da er nach seinem Wagen und nach seinen Leuten gerufen hatte.
    »Ich muß Euch doch um etwas fragen, das ich nicht verstehe«, sagte das Mädchen, da sie so mit einander gingen. »So frage«, antwortete Tiburius.
    »Ihr habt gesagt, daß Ihr mir die Erdbeeren ablaufen wolltet, daß Ihr kein Geld an jener Stelle hättet, wenn ich aber bis auf die Straße hinausginge, wolltet Ihr mir sie dort gut bezahlen. Wie ist nun das zu verstehen? Liegt Euer Geld auf der Straße?«
    »Nein, das ist nur so,« antwortete Tiburius, – »aber sage mir auch, wie heißest denn du?«
    »Maria heiße ich«, erwiderte das Mädchen.
    »Also siehst du, Maria, das ist so: ich gehe nur öfter ganz allein in den Wald herein, um da spazieren zu gehen, mein Diener wartet auf der Straße. Da nun er alles einkauft, was wir bedürfen, und da er auch das bezahlt, was ich kaufe, so trage ich nie ein Geld mit mir, sondern er hat mein Geld und verrechnet es mir zu gesetzten Zeiten.«
    »Das ist ja sehr unangenehm und ein großer Umweg,« versetzte das Mädchen, »sein Geld muß man ja selbst bei sich haben, und selbst kaufen und zahlen; dann braucht man keinen andern und keine Rechnung.«
    »Das ist wohl wahr,« sagte Tiburius, »und du hast recht, aber es ist auch schon so Sitte geworden.«
    »Eine Sitte, die närrisch ist,« antwortete das Mädchen, »würde ich gar nicht mehr befolgen.«
    So gingen sie unter verschiedenen Fragen und Antworten fort. Sie gingen eine geraume Weile in dem Walde. Endlich lichtete er sich, die Bäume standen dünner, Wiesen zeigten sich hie und da, und der Pfad lief durch dieselben hin, dem tiefern Gebirge zu. An einer schönen Stelle, wo Laubbäume standen und mehrere sonnenbeglänzte Steine lagen, bog Maria von dem Pfade ab, und auf ein dünnes feines Weglein, das

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