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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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sein, vorzeitig in Verwandtschaftforschungen hinein gezogen zu werden, was mir Herz und Stimmung für meine jetzige Arbeit gedrückt hätte. Für den Winter aber dachte ich mir, da ich an dem Lüpfbilde nicht arbeiten würde, könnte ich Ihnen die Sache sagen, wir könnten forschen, und Sie vielleicht einen anderen Roderer sehen.«
    Er lächelte und sagte: »So stammen Sie schon von dem nämlichen Friederich Roderer her, der sich den langen Bart hat wachsen lassen, und dann ist jener Sohn nicht von den Wölfen gefressen worden. Ich werde mich mit Ihrem Vater und seinen Brüdern in Verbindung setzen und die Sache heraus bringen. Ob Sie ein anderer aus den Roderern sind, muß sich erst zeigen, wenn das Siegel auf die Handfeste gedrückt ist. Das ist merkwürdig. Gehen wir zu meinem Frauenvolke, das uns erwartet.«
    Er stand auf, und führte mich durch mehrere Zimmer, in denen ich selbst in der Flüchtigkeit schöne Bilder sah, in das Wohnzimmer seiner Gemahlin. Es waren eigentlich zwei. In dem ersten, größeren saß sie, und Susanna stand neben ihr. Sie schienen nicht gerade beschäftiget zu sein, und machten uns eben erwartet haben. Daß die Zimmer würdig waren, sah ich, forschte aber nicht weiter. Mathilde stand auf, da wir kamen, ich grüßte sie ehrerbietig, sie dankte freundlich. Gegen Susanna neigte ich mich, sie sich auch gegen mich, und unsere Augen mochten für einen Augenblick gleichsam ihre Lichter getauscht haben.
    »Da bringe ich dir nun meinen jungen Freund aus der Lüpf, Mathilde,« sagte Roderer, »setzet euch nur alle um den großen Tisch, ich muß euch wichtige Geschichten erzählen.«
    Er drängte uns gegen den Tisch, wies uns die Plätze an, und da wir uns gesetzt hatten, sagte er: »Ich komme letzterer Zeit gar nicht aus den Roderer-Begebenheiten heraus, und bringe wieder eine. Ich habe schon große Angst gehabt, daß meine Tochter Susanna aus der Art der Roderer schlage, so ruhig, so vernünftig, so bescheiden, so einfach regelmäßig und so fast ohne Fehler war ihre Lebensweise. Ich schüttelte fast den Kopf. Aber jetzt ist es anders. Statt aus den Söhnen des Landes, die das ihrige bei einander haben, die leben, wie junge Leute leben, die achtbare Verwandte haben, die sich gut kleiden und schmucke Geberden zeigen, einen Bräutigam zu wählen, erlieset sie sich einen Geliebten, den niemand kennt, dessen Namen sie gar nicht weiß, der nur einen runden Hut und graue Leinwandkleider trägt, der gar nicht so außer ordentlich schön ist, als daß er braune Haare und braune Augen hat, den unsere Umwohner hier zu den reisenden Schauspielern zählen, der ein Narr ist und sich auf dem Lüpfhügel ein Blockhaus baut, um den Sumpf zu malen, der keinen Menschen ein Bild zeigt, der sich um niemand kümmert und mit niemanden umgeht, und der zuletzt und endlich auch noch ein Roderer ist. Staunt nur, ein Roderer ist es, der bewirkt hat, daß meine Tochter zeigt, daß sie nicht aus dem Stamme der Roderer hinausgeschlagen worden ist.«
    »Aber Vater,« sagte Susanna hierauf, »du hast selber von dem Manne auf dem Lüpfhügel erzählt und bist zu ihm hinausgegangen, und da ist es ja natürlich, daß ich ihn angeschaut habe, als er mir begegnete.«
    »Angeschaut,« entgegnete Roderer, »und dann?«
    »Du wirst schon sehen, Vater, daß er recht ist,« sagte sie, »wenn du der anderen gedenkst, wie sie sind.«
    »Ja, der Rechte ist immer der Rechte,« sagte Roderer, »und du hast dich mit der Mutter verschworen, daß ich sagen soll, liebt euch ewig; denn, nicht wahr, ewig, habt ihr gesagt, werdet ihr euch lieben? Nun, es wird schon recht sein.«
    »Mein Gatte hat mir von Ihnen erzählt,« sagte Mathilde, »gestern haben wir wieder von Ihnen gesprochen. Der Wille meines Gatten ist in allen Dingen immer der meinige gewesen, und ist es auch in diesen. Sie haben ihn und er hat Sie diesen Sommer kennen gelernt, wenn Sie nun auch uns ein wenig näher wollen kennen lernen, so wird es recht gut sein.«
    »Ich bin für diese Güte sehr dankbar,« antwortete ich, »was ich bereits kenne, hat mir Verehrung eingeflößt, und ich glaube die Hoffnung aussprechen zu können, daß mein Benehmen Sie Ihre Freundlichkeit nicht wird bereuen lassen.«
    »Gewiß nicht, gewiß nicht,« sagte sie, »sonst hätte Sie Roderer nicht hieher geführt. Und wenn Sie Susannas Herz beglücken und Susanna Ihr Herz beglückt, so werde ich meinen Segen dem Tage geben, der Sie in dies Haus geführt.«
    »Möge dieser Segen bald erscheinen,« sagte

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