Werke
trennten, fuhr ich auf der Straße gegen Holland. Ich war schon geraume Zeit vor dem Petrustage wieder zurück, und hatte auseigenem Antriebe noch ein Land hiezugefügt, nämlich die Schweiz.
Da ich meine zukünftigen Angehörigen in Firnberg begrüßt hatte, ging ich in mein Blockhaus.
Dort blieb ich zwei Tage vor meinem Bilde sitzen. Dann ging ich zu Susanna, bat sie um eine Unterredung, und sagte zu ihr: »Meine geliebte Braut, du höchstes Gut meines Herzens hienieden! höre mich an. Mein großes Bild, welches bis auf Kleinigkeiten fertig ist, kann die Düsterheit, die Einfachheit und Erhabenheit des Moores nicht darstellen. Ich habe mit der Inbrunst gemalt, die mir deine Liebe eingab, und werde nie mehr so malen können. Darum muß dieses Bild vernichtet werden, und keines kann mehr aus meiner Hand hervorgehen. Wenn du sagst, ich werde dich verlieren, wenn ich mein Streben aufgebe, so muß ich dich mit dem ungeheuren Schmerze verlieren, aber meinen Entschluß ausführen. Jetzt rede.«
»Nein, du verlierst mich nicht,« antwortete sie, »mein Vater hat mich von Kindheit an im Kennen von Bildern geübt. Deine Bilder sind außerordentlich schön; wenn aber deine Gedanken höher sind, und du dich durch deine Hervorbringungen gedemütigt fühlst, vertilge sie. Ich liebe dich noch mehr. Wir werden unsere Herzen verbinden, sie werden etwas vollführen, und klein und niedrig und unerheblich wird es nicht sein.«
Und wir schlossen uns in die Arme und drückten die heißen Lippen an einander, und drückten sie noch einmal an einander, dann schüttelte ich ihr die Hand und sagte: »Erzähle deinem Vater, was ich dir gesagt habe. Ich gehe jetzt in das Blockhaus.«
Wir trennten uns.
Im Blockhause nahm ich das Bild aus dem Rahmen, zerlegte den Rahmen und verpackte ihn in seine Kiste. Dann schnitt ich die Leinwand des Bildes aus ihren Hölzern, zerschnitt sie in kleine Teile, und verbrannte diese Teile langsam im Ofen. Dann zerlegte ich die Hölzer und verbrannte auch sie. Dann verbrannte ich alle meine Entwürfe, und zuletzt die Farben, die Pinsel und die Malerbrette. Was sonst noch an Geräten war, bestimmte ich späterer Zerteilung. Daß in dieser Sommerszeit Rauch aus meinem Rauchfange ging, befremdete meine Nachbarn, die Wirtsleute, nicht; denn ich hatte öfter im vergangenen Sommer zu meinen Zwecken Feuer in meinem Ofen gehabt.
Ich fühle nun eine Freiheit, Fröhlichkeit und Größe in meinem Herzen wie in einem hell erleuchteten Weltall.
Ich reiste nach Wien zu Vorbereitungen.
Am Peter-Paulustage war die Hochzeit. Sie wurde in Firnberg gefeiert. Alle Roderer, die im Frühlinge an dieser Stelle gewesen waren, kamen noch einmal, um die Feier mit zu feiern und die Stammesgefühle nur noch fester zu binden. Die Trauung geschah in Lüpfing unter großem Zusammenlaufe von Menschen. Meine Wirtin schlug die Hände zusammen, als sie sah, daß ich Susanna heirate. Ihr Mann Christian trug einen großen Blumenstrauß von der Lüpf nach Firnberg. Als wir bei dem Mahle saßen, stand Peter Roderer, mein Schwiegervater, mit dem Rheinweinglase auf und sprach: »Der hier anwesende Friedrich Roderer, der jüngste dieses Namens, hat in der letzten Zeit gezeigt, daß er ein ganzer Roderer ist. Meine Tochter Susanna hat auch nicht ermangelt, sich als Rodererin darzutun; heute haben wir beide ehelich zusammengefügt, es muß also von ihnen noch Rodererischeres kommen, als von anderen Roderern, – möge es so groß sein, wie nie ein Roderer etwas zuwegen gebracht hat, und möge es mir erlaubt sein, ihr Wohl auf grenzenlose Zeit hinaus auszubringen.«
»Das Doppelrodererwohl auf grenzenlose Zeit!« riefen mehrere Gäste; alle aber standen auf und stießen an.
Wir dankten auf das verbindlichste.
Und es war an diesem Tage auch große Fröhlichkeit in Firnberg. Die Roderer tranken, als müßten sie wahr machen, was mir die Wirtin geweissagt hat, wenn ich auf Susannas Hochzeit mit dem Grafen wäre, und als müßte sie Peter Roderer endlich klärlich auf Wägen nach Hause bringen lassen.
Der Waldbrunnen
Ich habe zu zwei verschiedenen Malen ein Menschenbild gesehen, von dem ich jedes Mal glaubte, es sei das schönste, was es auf Erden gibt.
Das eine Mal ist es ein Zigeunermädchen gewesen, das andere Mal eine junge Frau. Die Sache ist so gekommen. Da ich schon in einem Amte war und eines Tages in Dienstessachen nach dem kleinen Orte Neukirchen fahren mußte, fand ich, da ich auf der Wirtshausgasse des Ortes aus dem Wagen stieg, dort
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