Werke
auch,« sagte der Großvater, »und ich bin euch für eure Liebe sehr dankbar. Ihr habt diese, und ihr gebt mir die, die ihr habt.«
»Ja, das tun wir«, sagte Katharina.
»Ich bin auch einmal so ein Kind gewesen, wie ihr seid,« entgegnete der alte Mann, »und bin herangewachsen und habe mir Gespielen gesucht, und habe ihnen Gutes getan, indem ich mich aufopferte, und sie haben gedankt und sind fröhlich gewesen, und sind in die weite Welt gegangen. Ich habe eure Großmutter kennen gelernt, welche die Mutter eures Vaters gewesen ist, sie ist meine Ehefrau geworden, und hat mich sehr geliebt. Ich hatte ihr alles gegeben, was ich gehabt habe, ich habe ihr aufgeopfert, was mir lieb war, sie war mir sehr dankbar, ich wurde ihr Teuerstes auf der Welt; aber sie konnte nie tun, was gegen ihren Sinn und ihr Gemüt war, sie wußte es nicht, und kränkte mich. Endlich starb sie und nahm noch mit brechenden Augen von mir Abschied. Euer Vater ging zu eurer Mutter und hing sein Herz an sie. Beide sind viel zu jung gestorben. In meinem Amte sagten die Vorsteher oft, dieses und jenes sollte ich anders und besser tun, bis ich von dem Amte fortging. Und dann begannet ihr heran zu wachsen und waret heiter und fröhlich um mich.«
»Und das hat dich doch nicht gekränkt, lieber Großvater?« sagte Katharina.
»Lasse das jetzt, mein Mädchen,« sagte der alte Mann, »und gehen wir nun zu dem Mittagessen. Sie werden euch etwas Gutes bereitet haben; denn ich habe es ihnen dringend aufgetragen.«
»Ja, gehen wir zu dem Essen«, sagte das Mädchen.
Und sie wendeten sich auf dem Raine um und betraten den Rückweg in das Gastbaus.
Nach einer Stunde waren auch die Pferde in Bereitschaft, sie wurden vor den Wagen gespannt, die Reisenden saßen ein, der Kutscher kletterte auf seinen Sitz, und sie fuhren auf der Straße weiter.
In einer kleinen Entfernung von dem Gasthause in Fendelsberg lenkte der Wagen von der großen Straße ab und fuhr rechts auf einem kleineren Wege gegen den Ort Waldkirchen. Sie fuhren durch Waldkirchen gegen Morgen, die Kinder bekamen in Jandelsbrunn die versprochene Milch, der Wagen rollte wieder weiter, abermals gegen Morgen, und nachdem noch zwei Stunden vergangen waren, hielt er vor einem Gasthause, auf welches der breite Wald in der Nachmittagssonne blau-schwarz dämmernd und viel größer als früher hiernieder sah.
»Wir sind an dem Ende unseres Fahrens, Kinder,« sagte der Großvater, »jetzt müssen wir ein wenig gehen.«
Sie stiegen aus. Der alte Mann machte die Anordnung, wohin das Gepäcke des Wagens gebracht werden sollte, und ging mit den Kindern fort. Sie gingen hinter dem Gasthause auf dem Pfade einer Wiese, die so weich wie Sammet war und in der Sonne glänzte, langsam empor. Sie gingen dem breiten Walde immer näher und sahen viele Wäldchen, welche wie Kinder des großen Waldes um ihn herum waren. Und hie und da stand ein Häuschen, welches weiß war, wie der Großvater gesagt hatte, oder ein größeres Haus, oder auch ein braunes Holzhäuschen, oder ein winziges, wie es der Großvater beschrieben hatte. Kirschbäume standen an dem Wege, und auch sonst hie und da, andere Bäume standen überall herum, besonders Ahorne und Tannen, die Wanderer sahen in Rinnen hinab, in denen Wässer rauschten, und auf einem sehr grünen Flecke stand ein weißes Häuschen mit breitem Giebel und flachem Dache, auf welchem große Steine lagen.
Der Großvater wies auf das Häuschen und sagte: »Dort werden wir wohnen. Ich werde in dem glänzenden weißen Häuschen ein Zimmer haben, Franz wird ein Zimmerchen haben, Katharina wird ein Zimmerchen haben, und die Frau, welche uns bedienen wird, hat jetzt schon die Hinterstube. Ich habe niemanden als euch mitgenommen, daß wir gar nichts von der großen Stadt bei uns haben. Das Wasser des Waldes und die Luft des Waldes werden gut wirken. Eure Wangen werden noch rosiger und eure Augen werden noch glänzender werden.«
»Großvater, wirst du dann auch noch jemand haben, der dich liebt?« fragte Katharina.
»Das weiß ich nicht, mein Mädchen«, antwortete der alte Mann.
Sie waren zu dem Häuschen gekommen und in dasselbe gegangen. Es war, wie der Großvater gesagt hatte; die drei Zimmer waren mit Geräten versehen, und waren nett und reinlich. Die Kinder freuten sich darüber, und freuten sich, daß sie in die Wohnung gehen konnten, ohne über eine Treppe zu steigen. Die Frau, welche hier ihre Magd sein sollte, stand schon in weißer Schürze da. Das Gepäcke der
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