Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
sie sahen dann später die Dinge an dem alten Weibe hängen.
    »Die Mutter und die Muhme des Mädchens«, sagte Katharina, »sind doch viel ehrbarer gekleidet als die alte Frau und das Mädchen.«
    »Weil sie auf sich mehr verwenden«, sagte Franz.
    Der Sommer war indessen immer älter geworden, die Leute taten stets andere Arbeiten auf den Feldern und Wiesen, das Fleckchen Korn vor dem Holzhäuschen war abgeerntet, fast jeder Mensch der Gegend kannte schon den alten Mann mit den zwei Kindern, der Herbst rückte herzu, und die Stunde des Abschieds schlug.
    »Centia,« sagte Stephan eines Morgens, da alles gepackt war, was fort mußte, und da es die Leute in das Wirtshaus im Klaffergrunde gebracht hatten, »behüte alles gut, was wir da gelassen haben, mit dem ersten Frühlinge kommen wir wieder.«
    Dann ging er mit den Kindern auf dem Pfade in das Klafferwirtshaus, um dort in den Wagen zu steigen. Der Lehrer der Waldhäuser war da und auch der Vorstand der Waldgemeinde und andere Leute, um Abschied zu nehmen, Crescentia war ihnen auch nachgelaufen, und da man sich verabschiedet hatte, und da die Kinder im Wagen saßen, und der alte Stephan den Fuß auf den Tritt stellte, um einzusteigen, flog hinter dem Schoppen das wilde Mädchen herbei, schlang beide Arme um den alten Mann, küßte ihn auf den weißen Stutzbart und rannte davon. Der alte Mann wischte sich mit dem Ärmel seines Rockes das Angesicht, man wußte nicht weshalb, er stieg ein, und der Wagen fuhr davon.
    In Jandelsbrunn bekamen die Kinder Milch, in Fendelsberg wurde das Mittagsessen verzehrt, und sie fuhren Passau zu.
    Und der wilde Winter kam. Von dem Fels der drei Sessel gingen die Winde über die Waldlehne nieder, durch die Wipfel der Bäume an den Waldbrunnen, auf die Schluchten und die Anger und die Talrinnen und die weißen Häuschen mit den Steindächern, und die braunen hölzernen, auf das Häuschen, das an dem kleinen Felde stand, um welches Gebüsche waren, auf das weiße Schreinerhäuschen, auf das Schulhaus mit den Schindelwänden, auf das Wirtshaus in der Klafferstraße, und weiter hin gegen den Berg, auf welchem die Kirche von Breitenberg stand, und gegen andere Kirchen, und gegen die weiten Länder hinaus. Und die Flocken kamen und jagten dahin, wohin der Wind zielte, und legten eine Hülle über alle Dinge, die immer wuchs und wuchs. Und die Tage waren kurz und finster, und die Nächte lang und stockend. Und die Kälte erschien und baute um die laublosen Zweige der Bäume das feine Weiß, und streute es auch auf alle jene Nadeln des Waldes, auf denen nicht ohnehin schon der Schnee lag. Und Crescentia heizte öfter in den Stuben und Kammern des weißen Schreinerhäuschens, und legte die Hüllen und Bettzeuge heraus, die der alte Stephan da gelassen, und die er geschickt hatte, daß sie sich in der Wärme lüfteten.
    Und als die Sonne immer höher kam und immer wärmer wurde, und als endlich an manchen Zweigen die Kätzchen hingen, an anderen die Blüten, und als der hohe Wald seine neuen, lichtgrünen Wedel ansetzte, ging der Wagen, in welchem der alte Stephan mit seinen Enkeln Franz und Katharina saß, nach Fendelsberg, nach Jandelsbrunn und in das Wirtshaus in der Klafferstraße, wo der alte Mann mit den Kindern ausstieg, und von wo er mit ihnen über den Anger und zwischen den zerstreuten Häuschen in die Schreinerwohnung ging, an der Crescentia stand, und an der andere Leute standen, die die Ankommenden begrüßten. Männer brachten die Sachen nach, welche von dem Wagen in das Schreinerhäuschen mußten.
    Und die drei Reisenden nahmen gleich von allem Besitz, wie sie es im vorigen Sommer getan hatten, um wieder zu leben wie im vorigen Sommer.
    Des nächsten Morgens kam der Gemeindevorsteher zu dem alten Stephan, um ihn zu begrüßen, es kam der Lehrer der Waldhäuserschule, und Nachbarn und Bekannte kamen, und einige von denen, welchen Stephan im vorigen Jahre Gutes getan hatte.
    Und hierauf ging Stephan in dieses und jenes Haus und Häuschen und besuchte die Bewohner.
    Und den übrigen Teil des Tages gingen sie an verschiedene Plätze, bis es Abend wurde.
    In den kommenden Tagen war es dann schon so, als seien sie nie von dem Schreinerhäuschen fort gewesen.
    Crescentia besorgte das Haus, liebte die Kinder, arbeitete, und nahm Leute zur Arbeit, wenn es not tat.
    Die Kinder lernten, machten ihre Aufgaben mit der Anweisung und der Hilfe des Großvaters, und genossen, was zu genießen war.
    Von dem Hause des Herrn Rosenau, das mit Wiesen

Weitere Kostenlose Bücher