Werke
Seitdem ist Frieden.«
Der Scharlachreiter schwieg nun ein Weilchen, Witiko auch.
»Nun du Ledermann«, sagte der Scharlachreiter hierauf, »du hast von den Herzogen gesagt, du hast um die Herzoge gefragt, jetzt habe ich dir Herzoge genug genannt, und habe dir von Herzogen viel erzählt. Und weil ich dir von Herzogen viel erzählt habe, und weil ich dir von Geschlechtern viel erzählt habe, und von ihren wilden Sitten, und von uns und unsern guten Sitten, so könntest du jetzt auch von dir und deinem Wesen etwas offenbaren, das uns freut.«
»Ich habe dir ja schon gesagt, daß ich vom Mittage komme, und nach Mitternacht reite«, entgegnete Witiko.
»Das hast du gesagt, weiser Mann«, antwortete der Scharlachreiter, »und das ist sehr merkwürdig; aber da du nicht immer das Ledergewand anhaben wirst, und es vielleicht einmal mit einem andern vertauschen wirst, so kann ich dich ja nicht beschreiben, wenn ich zu jemanden von dir spreche, und ich kann nicht wissen, daß du gemeint bist, wenn jemand von dir zu mir redet. Du wirst doch ein Ding haben, das ein Name ist, und das Ding wird unschuldig sein, daß man es nennen kann.«
»Ich heiße Witiko«, antwortete Witiko, »stamme aus dem Mittage des Landes, und habe keine Angehörigen mehr als eine Mutter, die edlen Blutes ist.«
»Nun, Witiko«, sagte der Scharlachreiter, »wenn du aus dem Mittage unseres Landes stammst, so bist du vielleicht auch schon in Baiern gewesen, und hast den stolzen Heinrich gesehen, der jetzt das Gerede aller ist.«
»Ich habe ihn nicht gesehen«, sagte Witiko. »Im Randshofe, der nahe an dem Flusse Inn steht, und wo schon vor dem großen Kaiser Karl und seinen Söhnen die Herrscher des Frankenlandes öfter gewohnt haben, war einmal in den Klöstern, die an dem Hofe sind, eine große Kirchenfeierlichkeit. Da hieß es, daß der Herzog Heinrich mit seiner Gattin Gertrud und seinem kleinen Söhnlein, das auch Heinrich heißt, kommen werde. Ich ging hin. Der Herzog kam nicht. Otto der Pfalzgraf war da, Konrad der Erzbischof von Salzburg, Regimbert, der Bischof von Passau, die Herren von Rote, von Mosebach, von Poren, Meisaha, Hagenau, und viele andere.«
»Nun der gute Herzog mag jetzt auch viele Bitterkeit haben, wie mancher hochfahrende Herr«, rief der Scharlachreiter, »er hat ja nicht anders gemeint, als er wolle dem deutschen Reiche die Gnade tun, wenn es ihn zum Könige gewählt haben wird, die Wahl anzunehmen. Und da sitzt nun das Schwäblein Konrad auf dem deutschen Stuhle, und sagt, der große Herzog möge sich beugen. Und der große Herzog will sich nicht beugen, und da werden sie sich bei den Bärten nehmen. Sachsen ist ihm schon abgesprochen, und Baiern wird das Schwäblein seinem Halbbruder dem jungen Markgrafen Leopold von Österreich geben, der nun ein guter Bundesgenosse würde, wenn jemand um ihn wirbt.«
»In Baiern sagen sie, daß der Herzog sich nicht fügen wird, und noch weniger Welf«, entgegnete Witiko.
»So wird es Funken geben«, sagte der Scharlachreiter, »und Feuer werden aufsprühen. Unser Herzog baut indessen Burgen an den Marken seiner Länder, und sorgt, daß alle Ämter die Leute zu ihrer Arbeit haben, und harret seiner Zeit.«
»Er wird vielleicht das Rechte tun«, sagte Witiko.
»Ja, vielleicht errätst du es, du Ledermann«, sagte der Scharlachreiter. »Vor drei Monaten ist er zu dem neuen Könige Konrad nach Bamberg geritten, und hat seinen jungen Sohn Wladislaw, den er im vorigen Jahre zum Herzoge von Olmütz gemacht hatte, mit der böhmischen Fahne belehnen lassen, und vor zwei Monaten hat er die Herren von Böhmen auf einen Landtag nach Sadska berufen, und dort haben alle die hohen und die niederen den jungen Wladislaw anerkannt, und ihm Folge gelobt. Du siehst also, du weissagender Mann, daß bei uns alle Sachen geordnet und befestigt sind, und daß es uns, die wir da reiten, nichts hälfe, wenn wir auch, wie du sagtest, das Gelüste hätten, in diesen Ländern zu schalten. Wir können nur Hirsche erlegen, und können nur die schönen Augen der Jungfrauen loben, wenn wirklich schöne Augen irgend wo vorhanden sind, höchstens, daß man uns verwendet, das ausführen zu helfen, was die hohen und niederen Herren ersonnen haben.«
»Und wenn auch alles fest geordnet ist, und wenn auch ein Herzog auf dem Stuhle sitzt, und recht und rechtlich waltet«, sagte Witiko, »so hindert das gar nicht, daß ein anderer sich denke, er möchte Herzog sein, und was er täte, wenn der Stuhl in seiner Macht
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