Werke
uns nun wieder dem Hofe. Da sahen wir einen Mann, welcher im unwegsamen Schnee ging. Er trug einen Sack auf der Schulter. Da wir ihm näher kamen, suchte er sich von uns zu entfernen. Ich gab meinen Leuten den Befehl, ihn zu fangen. Vier Männer liefen ihm in dem Schnee nach, sie erreichten ihn, und brachten ihn gebunden zu mir. Ich ließ den Sack öffnen. In demselben waren silberne Geschirre, Gewänder und Stoffe. Ich sagte zu dem Manne, ich werde ihn mit seinem Stricke auf einen Baum hängen lassen, wenn er uns nicht berichte, wie die Sache mitdem Hofe zu Moren sei, oder wenn er uns belüge. Sage er die Wahrheit, so werde ich ihm das Leben schenken. Der Mann sagte, er sei Dobrohost, und sei bei den Leuten des Herzoges Konrad gewesen. Da sie aber über die Beute stritten, und da er fürchtete, daß sie ihm die silbernen Geschirre nehmen, so sei er vor dem Anbruche des Tages heimlich fortgegangen, und habe das Land Österreich gewinnen wollen. Als ich ihn fragte, ob Krieger in dem Hofe seien, antwortete er, daß alle abgezogen sind, weil sie den Bischof und den Herzog Otto nicht gefunden haben. Wir nahmen den Mann in den Hof mit. An dem Hofe war alles, was brennen konnte, verbrannt. Was fortgebracht werden konnte, war fortgebracht. Wir fanden unsere Pferde und unsere Habschaften nicht mehr. Von den Bewohnern waren nur zwei Knechte da. Der Mann mußte erzählen, was er gesehen habe. Er sagte, daß die Scharen den Hof umringt haben, und daß ein kurzer Kampf gewesen ist. Dann ist der Hof mit Fackeln umstellt worden. Dann sind sie in den Hof gegangen, und haben den Bischof Zdik gesucht. Sie haben ihn mit Lichtern und Fackeln in allen Gemächern und Kellern, Ställen und Winkeln die ganze Nacht gesucht. Und da sie ihn nicht gefunden hatten, und da sie durch Martern von seinen Leuten nicht erfahren konnten, wo er sei, zündeten sie den Hof an. Und dann sind alle mit Beute fortgegangen. Als ich ihnfragte, wer den Überfall gemacht habe, nannte er die Männer: Slawibor, Kuno, Rodmil, Bogdan, Domaslaw, Hinek, Frowin, Jurata, und den alten Mikul. Ich sagte: Du hast die Führer nicht genannt. Da nannte er Konrad, den Herzog von Znaim, Wratislaw, den Herzog von Brünn, und er nannte den Bruder des hocherlauchten Herzoges Wladislaw, der jetzt in Jamnic hauset, Diepold.«
»Diepold«, riefen mehrere Stimmen.
»Diepold ist dabei gewesen«, sagte der Herzog.
In den Augen des Herzoges waren Tränen, da er diese Worte sprach.
Otto redete wieder weiter: »Ich fragte den Mann, welches Vorhaben die Herren mit dem hohen Bischofe gehabt haben. Er sagte, daß er es nicht wisse. Da wir noch redeten, kamen Leute des Bischofes. Sie sagten, daß sie geschlagen, gekneipt, bei den Haaren gerissen und angespien worden sind. Von ihrem Herrn wußten sie nichts. Sie forschten nach ihm. Ich sendete Männer in der Gegend herum, sie brachten keine Nachricht von ihm zurück. Da ging ich zu der Stelle, wo ich den hochehrwürdigen Bischof fortgehen geheißen hatte. Wir fanden die Spur eines einzelnen Mannes, und gingen ihr nach. Wir kamen nach einer Zeit in ein Gebüsch. Dort verwirrte sich die Spur. Wir sahen Tritte von einer andern Seite gegen das Gebüsch hin, sahen im Gebüsche viele Tritte, und dann von ihm weg Tritte von zweien oder mehreren Männern. Wir gingen den Tritten nach. Sie führten endlich auf einen Pfad, und waren nicht mehr zu erkennen. Wir suchten nun Häuser auf, um Nahrung zu erhalten. Ich forschte dann täglich nach dem hochehrwürdigen Bischofe. Am fünften Tage erhielt ich die Nachricht, ein hoher Herr sei krank in Leitomysl. Der Herr habe aber die Kleider eines Bauers gehabt. Ich ritt nach Leitomysl. Es war der hochehrwürdige Bischof Zdik, der dort krank war. Er konnte damals noch erzählen, und sagte, daß er sich in einem Gebüsche versteckt habe, daß er große Kälte gelitten habe, daß ein Bauer in das Gebüsch gekommen sei, daß ihm der Bauer einen Teil seines Gewandes gegeben, und daß er ihn dann auf abseitigen Pfaden nach Leitomysl geführt habe. Dort sei er krank geworden, und könne nicht weiter reisen. Er ist aber noch schwerer krank geworden, und hat sein Bewußtsein verloren. Ich sendete Botschaft an den hohen Herzog Wladislaw. Der hohe Herzog schickte zwei Ärzte nach Leitomysl, daß sie den Kranken nach Prag brächten. Er konnte aber nicht fortgebracht werden, und die Ärzte blieben bei ihm. Ich ritt nach Prag, um dem erlauchten Herzoge die genaue Nachricht über das, was sich ereignet hatte, zu bringen. Der
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