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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Männer.
    »So tun wir es, und benützen wir die Zeit des Winters«, sagte der Herzog, »und jeder der Herren und Männer, die in dieser Zeit zu unserem Rate kommen wollen, wird uns eine Ehre erweisen, und einen Dienst tun.«
    Darauf ging die Versammlung aus einander.
    Witiko ritt wieder in seine Heimat, verkündete dort, was geschehen ist, rüstete seine Männer, und rief die Männer des Waldes auf, bereit zu sein, wenn sie zu der Sache des Herzoges stehen wollten.
    Indessen ließ der Herzog immer genauere Kundschaft über das, was geschehen ist, einbringen, damit alles geordnet wäre, wenn die Männer des Gerichtes zusammen gerufen würden.
    Da die Krankheit des Bischofes Zdik milder wurde, ließ ihn der Herzog nach Prag bringen, und dort pflegen.
    Als der Frühling kam, konnte er seine Reise zu dem Heiligen Vater wieder beginnen. Er zog mit dem Kardinal Guido und mit Daniel, dem Propste von Prag, gegen Italien. Sie gelangten an den Hof des heiligen Vaters Eugenius nach Viterbo. Der Heilige Vater sprach in der Kirche den Bann über Konrad, Wratislaw, Diepold und ihre Helfer aus. Er sendete ein Schreiben an den Herzog Wladislaw mit kirchlichem Lobe des Herzoges und der Herzogin und mit dem Auftrage, den Bann zu verkündigen, und mit Macht zu vollführen.
    Der Bann wurde verkündiget.
    Der Herzog sendete in alle Teile der Länder Botschaft, daß die Männer bereit seien, den Bann in Wirklichkeit zu bringen.
    Er schickte auch Boten an Diepold, und ließ ihn bitten, nach Prag zu kommen.
    Diepold kam.
    Er wurde zu dem Herzoge und der Herzogin geführt.
    Er fiel vor beiden auf die Knie, faßte eine Hand des Herzogs und eine Hand der Herzogin, und sprach nicht.
    Der Herzog sprach: »Deine Augen sehen wieder auf unsere Angesichter, und unsere Augen sehen auf dein Angesicht, Diepold.«
    »Du hast gesagt«, sprach Diepold, »als du mir die Verteidigung von Prag übertrugest: Du wirst eher das Leben lassen, als deine Ehre und deinen Ruhm auf dieser Erde und deine Seligkeit im Himmel. Wie kann ich nun in dein Angesicht schauen, und in das der Frau, die dazumal als ein Krieger an meiner Seite gestanden ist?«
    »Diepold, erhebe dich«, sagte der Herzog.
    »Ich kann es nicht«, rief Diepold.
    Die Herzogin beugte sich zu Diepold, faßte mit ihrer andern Hand auch noch nach ihm, und zog ihn empor.
    Er stand vor dem Herzoge und der Herzogin.
    »Diepold, du Glanz der Männer«, sagte der Herzog.
    »Wie ich es tun konnte?« antwortete Diepold. »Es war Streit mit dem Bischofe über Höfe und Liegenschaften, mir zitterte das Herz, daß du, den ich so liebte, ihn vorzogest. Da kamen die Zwischenträger, und die Ohrenbelagerer, und die zwei Fürsten sagten: er hat den Bann schon einmal über uns gebracht, jetzt geht er nach Italien, und wird den Bann wieder über uns und über dich bringen. Wir müssen ihn fangen, daß er uns Gewähr gibt. Und ich willigte ein. Wir fingen ihn nicht, und es geschah Übles.«
    »Weshalb wurde der Morenhof angezündet?« fragte Wladislaw.
    »Sie sagten, jetzt werde der Bischof aus dem Feuer fliehen, und wir können ihn fangen«, antwortete Diepold.
    »Wenn er aber im Feuer umgekommen wäre?« fragte Wladislaw.
    »Ich weiß es nicht, ob einer die Absicht gehabt hat«, sagte Diepold; »aber als ich den Brand tadelte, sprach ein jeder, er habe den Befehl nicht gegeben; aber der Bischof werde jetzt kommen. Mich faßte Abscheu.«
    »Ich wußte es«, sagte die Herzogin.
    »Und nun ist alles so geworden«, sprach Diepold.
    »Wußtet ihr alle denn nicht, daß ein erzwungenes Versprechen nicht bindet?« fragte der Herzog. »Ihr durftet den hochehrwürdigen Bischof nicht fangen, um von ihm etwas zu erreichen, so wie ich keinen von euch fangen ließ, um ihn nach Prag zu bringen. Ich habe nur jeden gerufen.«
    »Ich war ohne Sinne«, sprach Diepold.
    »So hat Odolen gesagt«, antwortete der Herzog. »Diepold, ich habe dich nie zurückgesetzt, so hoch ich auch Zdik achte. Du hast schon meine Stelle vertreten, er nie.«
    »Ich weiß es«, sagte Diepold.
    »Du wirst wieder mit uns handeln, wie du auf den Zinnen von Prag mit mir gehandelt hast«, sagte die Herzogin, »und wie du mit meinem Gatten in dem Kriege gegen die Fürsten gehandelt hast.«
    »Diepold«, sprach der Herzog, »du bist in deiner Zornmütigkeit gegen einen Mann aufgestanden, wie sie jetzt zuweilen auch in andern Ländern tun, um ihn zu zwingen, und die andern haben gewollt, daß du mit ihnen seiest, daß sie mehr Ansehen gewinnen. Keiner ist gekommen,

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