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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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hochehrwürdige Bischof ist noch in Leitomysl in schwerer Krankheit befangen. So habe ich die Dinge gesehen und gehört, und so habe ich siegeredet.«
    Er setzte sich nach diesen Worten wieder nieder.
    Da sprach der Herzog: »Es sind noch die Männer Hugo, Hroznata, Kunes, Sulislaw und Wot bei dem Überfalle gewesen. Von dem hochehrwürdigen Bischofe wissen wir noch nicht, ob er in dieser Krankheit am Leben bleiben werde oder nicht. Wir haben über alles Kundschaft holen lassen, und es ist so, wie der Herzog Otto gesagt hat. Nun sprich noch, was ist mit dem Manne geschehen, den du gefangen hast?«
    »Ich habe ihn frei gelassen, weil er die Wahrheit gesagt hat«, antwortete Otto. »Die Gefäße waren aus der Habschaft des hochehrwürdigen Bischofes, und sind jetzt bei ihm in Leitomysl.«
    Als er diese Worte geredet hatte, rief Odolen mit lauter Stimme: »Und wenn es zehentausendmal unziemlich ist, daß ich jetzt rede, der ich zu den jüngeren und Geringeren gehöre, so muß ich reden, weil ich nicht anders kann, so wahr mir Gott in meinem letzten Hauche gnädig sein wolle. Sitzen wir ungesäumt auf die Pferde, so viel wir nur Männer aufbringen können, reiten wir nach Znaim, und hängen wir den eidbrüchigen, ehrvergessenen, gewissenabtrünnigen Konrad auf die Zinnen seines Schlosses, und reiten wir dann nach Brünn, und hängen Wratislaw, der alles ist, was Konrad ist, auf den höchsten Turm der Stadt, und die Helfer lasse erschlagen, und in eine Grube werfen. Die Räuber und Diebe, die Menschen überfallen, und Kasten erbrechen, sind ehrlicher, als diese.«
    »Und Diepold?« fragte der Herzog.
    »Der tapfere, gute Diepold ist gar nicht dabei gewesen«, rief Odolen.
    »Er ist dabei gewesen«, sagte Wladislaw, »er hat es gestanden.«
    »Dann haben sie ihm Zauberei gegeben, daß er aberwitzig geworden ist«, rief Odolen.
    »Gegen diese Menschen muß das Äußerste unternommen werden«, rief Welislaw.
    »Der Himmel wird eine Strafe auf sie senden, die wir gar nicht ahnen können«, sagte Otto, der Bischof von Prag.
    »Ich habe an Diepold Botschaft geschickt, daß er komme«, sprach der Herzog, »er ist aber nicht gekommen. Dann habe ich Konrad und Wratislaw aufgefordert, sich zu verantworten, und sie haben es nicht getan.«
    »Mit welchem Rechte kann nun noch einer dieser Gebieter den Dieb, den Räuber, den Mörder strafen?« sagte Gezo, der Abt von Strahow.
    »Das schreit bis zu dem Himmel«, sprach Peter, der Abt von Brewnow.
    »Sie werden es Kriegführung gegen den Bischof nennen«, sprach Daniel, der Propst von Prag.
    »Das Maß mußte voll werden, wie es allemal voll geworden ist«, sagte der alte Bolemil.
    »Ich meine, es werden sich alle Umstände ergründen lassen, und dann muß ein Gericht gehalten werden«, sagte Lubomir.
    »Es wird der hocherlauchte Herzog das Gericht halten«, sprach Witiko, »und der heilige Vater wird auf die Handlung der Herzoge antworten; Konrad und Wratislaw haben das heilige Gelöbnis der Buße und Genugtuung, das den Bann von ihnen nahm, gebrochen.«
    Nun sprach der Herzog: »Hohe Herren und Freunde, ich habe euch die Kunde mitteilen lassen, und ihr habt gehört, was geschehen ist. Gegen das Recht des Herzoges hat keiner der Fürsten die Waffen erhoben. Ihre Sünde gegen den hochehrwürdigen Bischof und gegen die Kirche aber ist groß. Es ist jetzt noch nicht an dem, daß ein Krieg geführt werde; aber ich rüste mich, und ich bitte euch, rüstet eure Männer, daß die größte Bereitschaft ist, wenn sie notwendig wird. Vielleicht vermeiden wir so den Krieg. Ein Gericht über diese Gewalttat werde ich halten, und den Spruch den Fürsten und den Schuldigen verkündigen lassen. Über die Sünde wird der Heilige Vater richten. Halten wir die Kraft und die Gerechtigkeit und die Mäßigkeit aufrecht, daß aus dem Bösen das Gute werde.«
    »Hoher Herr«, sagte Bolemil, »lasse einen alten Mann noch ein Wort sprechen.«
    »Rede, Bolemil«, sagte der Herzog.
    »Wenn etwas gefunden werden kann, das der Sache zu Rechte ist«, sprach Bolemil, »ohne daß es Rache wird, so wäre es gut. Wenn auf die Rache die Rache geübt wird, so wird auf die zweite Rache die dritte geübt, und jede wird bitterer, und auf die dritte die vierte, und das geht fort, bis alle, die in diesem Saale sind, nicht mehr leben, bis ihre Enkel und die Enkel der Enkel nicht mehr leben. So ist es die Zeiten her gewesen, und so wird es sein. Zu allem aber, was not tut, rüsten wir uns.«
    »Wir rüsten uns«, riefen die

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