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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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dafür, daß er nicht hernach mit mehrern Gunstbezeugungen prahlen sollte, als er wirklich erhalten. – Ich empfehle mich Ihnen, bis auf Wiedersehen. Kommen Sie, Valer.
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Sechster Auftritt
    Laura. Lisette.
    Laura
. Was war das? Ich glaube Lelio und Hilaria müssen nicht klug sein. Woher weiß er es denn, daß ich ihn liebe? Und wenn er es auch wissen könnte, ist es nicht etwas sehr Nichtswürdiges, eine so nasenweise Schwester zur Vertrauten zu machen? Gut, mein Herrchen, gut, daß wir miteinander noch nicht so weit sind! – Aber wie stehst du denn da, Lisette? Bist du versteinert? Rede doch!
    Lisette
. Noch kann ich mich nicht recht besinnen, was ich gesehen und gehört habe. Lassen Sie mir ein klein wenig Zeit, daß ich mich von meinem Erstaunen erhole! Wer war das Frauenzimmer?
    Laura
. Hilaria. Du hast sie die ganze Zeit über ja steif genug angesehen. Sähe sie dem Lelio nicht ähnlich genug, daß du noch daran zweifeln wolltest?
    Lisette
. Sie sah ihm nur allzuähnlich; und so ähnlich, so vollkommen ähnlich, daß ich mich wundern muß, warum Sie nicht selbst auf einen Verdacht fallen –
    Laura
. Auf was für einen Verdacht?
    Lisette
. Auf einen Verdacht, den ich mir nicht mehr ausreden lasse. Hilaria muß entweder Lelio, oder Lelio muß Hilaria sein.
    Laura
. Wie meinst du das?
    Lisette
. Sie werden wohl tun, wenn Sie auf Ihrer Hut sind, Mamsell. Ich will bald hinter das Geheimnis kommen. Bis dahin aber denken Sie ja fleißig an den Hund, der mit einem Stücke Fleisch durchs Wasser schwamm. Sie haben einen Liebhaber, der Ihnen gewiß ist; kehren Sie sich an den Schatten von einem andern nicht.
    Laura
. Schweig mit deinen Kinderlehren! Lelio mag sein, wer er will, er hat es bei mir weg. Er soll es sehen; er soll es sehen, daß man ein Gesichtchen, wie das seine, leichter vergessen kann, als ein anders.
    Lisette
. Recht so! Besonders wenn sich bei einem andern Realitäten finden, die bei dem seinen ganz gewiß mangeln. Denn je mehr ich nachdenke, je wahrscheinlicher wird es mir. – Stille! da kömmt ja das andere Gesicht selbst! Zeigen Sie nunmehr, daß ein Stutzerchen, wie Lelio, uns nicht immer bei allen Zipfeln hat.
    { ‡ }
Siebenter Auftritt
    Wumshäter. Leander. Die Vorigen.
    Wumshäter
. Hier, Tochter, bringe ich dir den Mann, dem ich alle meine Rechte über dich abtrete. Es ist der Herr Leander.
    Leander
. Ich schmeichle mir, Mademoisell, daß Sie mich nicht völlig als einen Unbekannten betrachten werden.
    Laura
. Ich hätte nicht geglaubt, daß die wenigmale, die wir an öffentlichen Orten einander zu sehen Gelegenheit gehabt, einen Mann, von der feinen Denkungsart des Herrn Leanders, so zuversichtlich machen könnten. Sie haben sich in einer Sache an meinen Vater gewandt, wegen der Sie, ohne Zweifel, mit mir selbst vorher hätten einig werden sollen.
    Wumshäter
. Ei denkt doch! So hätte er wohl gar sein Wort eher bei dir, als bei mir anbringen sollen?
    Lisette
bei Seite. Als wenn er es auch nicht getan hätte! Schon recht! Verstellen müssen wir uns.
    Wumshäter
. Ich finde, daß du sehr unverschämt bist, und wenn ich dich nicht in Gegenwart deines Bräutigams schonen wollte, so würde ich dir jetzt eine recht derbe Lektion geben.
    Leander
. Es ist wahr, schönste Laura, daß meine Liebe viel zu ungeduldig gewesen ist, und daß Sie recht haben, sich über mich zu beschweren – –
    Wumshäter
. Sie wollen sich doch wohl nicht entschuldigen? –
    Laura
. Und die Art, Herr Leander, mit der Solbist um mich angehalten hat –
    Wumshäter
. An der Art war nichts auszusetzen. Und kurz, ich will, daß du mir folgen sollst. – Kann ich das nicht verlangen, mein Sohn?
    { ‡ }
Achter Auftritt
    Valer. Die Vorigen.
    Valer
. Wenn ich es getroffen habe, wovon die Rede ist, so will ich für den Gehorsam meiner Schwester fast stehen.
    Laura
. Du wagst sehr viel, Bruder. Weit eher könnte ich für deinen Ungehorsam stehen, und eine sichere Wette darauf eingehen, daß du mir gewisser eine Schwägerin geben wirst, als ich dir einen Schwager.
    Leander
. Ist es möglich, Madmoisell?
    Valer
. Lassen Sie sich nichts anfechten.
    Leander
. Aber ich höre –
    Valer
. Sie hören das Gesperre einer Braut –
    Wumshäter
. Und ich höre weiblichen Unsinn. Schweig Mädel! Dein Bruder hat viel zu viel Verstand, als daß er noch an das Heiraten denken sollte.
    Valer
. Verzeihen sie, Herr Vater. Da ich nunmehr auch des versprochenen Beistandes meiner Schwester entbehren muß, so ist es um so viel nötiger, bei

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