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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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wieder.
    Raps
. Wer sollte es denken, daß ein alter Mann noch so fein sein könnte! Sobald er hört, daß ich Geld bei mir habe: husch! ist er Anselmo. Aber, mein guter Vater, so geschwind Sie sich anselmisiert haben, so geschwind werden Sie sich auch wieder entanselmisieren müssen.
    Anselmo
. Je nun! wer bin ich denn, wenn ich nicht der bin, der ich bin?
    Raps
. Was geht das mich an? Sein Sie wer Sie wollen, wenn Sie nur nicht der sind, der ich nicht will, daß Sie sein sollen. Warum waren Sie denn nicht gleich Anfangs der, der Sie sind? Und warum wollen Sie denn nun der sein, der Sie nicht waren?
    Anselmo
. O! so machen Sie doch nur fort – –
    Raps
. Was soll ich machen?
    Anselmo
. Mir mein Geld wieder geben.
    Raps
. Machen Sie sich nur weiter keine Ungelegenheit. Ich habe gelogen. Das Geld ist nicht in vollwichtigen Dukaten; sondern es steht bloß auf dem Papiere.
    Anselmo
. Bald werde ich mit dem Herrn aus einem andern Tone sprechen. – – Ihr sollt in allem Ernste wissen, Herr Rips Raps, daß ich Anselmo bin; und wenn Ihr mir nicht gleich die Briefe und das Geld einhändiget, das Ihr von mir bekommen zu haben vorgebt: so will ich gar bald so viel Leute zusammen rufen, als nötig sein wird, einen solchen Betrieger fest zu halten.
    Raps
. Sie wissen also ganz ohnfehlbar, daß ich ein Betrieger bin? und Sie sind ganz ohnfehlbar Herr Anselmo? So habe ich denn die Ehre, mich dem Herrn Anselmo zu empfehlen. – –
    Anselmo
. Du sollst so nicht wegkommen, guter Freund!
    Raps
. O! ich bitte, mein Herr – – Indem ihn Anselmo halten will, stößt ihn Raps mit Gewalt von sich, daß er rücklings wieder auf den Koffer zu sitzen kömmt. Der alte Dieb könnte wenigstens einen Auflauf erregen. Ich will dir schon einen schicken, der dich besser kennen soll. Geht ab.
    Anselmo
. Da sitze ich ja nun wieder? Wo ist er hin, der Spitzbube? Wo ist er hin? – – Ich sehe niemanden. – – Bin ich auf dem Koffer eingeschlafen, und hat mir das närrische Zeug geträumt, oder – – Den Henker mag es mir geträumt haben! – – Ich armer Mann! Dahinter steckt ganz gewiß etwas; ganz gewiß steckt etwas dahinter! Und Maskarill? – – Maskarill kömmt auch nicht wieder? Auch das geht nicht richtig zu! auch das nicht! – Was soll ich anfangen? Ich will nur gleich den ersten den besten rufen – – He da, guter Freund, he da!
    { ‡ }
Zwölfter Auftritt
    Anselmo. Ein andrer Träger.
    Der Träger
. Was steht zu Ihren Diensten, mein Herr?
    Anselmo
. Wollt Ihr Euch ein gut Trinkgeld verdienen, mein Freund?
    Der Träger
. Das wäre wohl meine Sache.
    Anselmo
. So nehmt geschwind den Koffer, und bringt mich zu dem Kaufmann Lelio.
    Der Träger
. Zu dem Kaufmann Lelio?
    Anselmo
. Ja. Er soll da in der Straße, in dem neuen Eckhause wohnen.
    Der Träger
. Ich kenne in der ganzen Stadt keinen Kaufmann Lelio. In dem neuen Eckhause, da unten, wohnt jemand ganz anders.
    Anselmo
. Ei nicht doch! Lelio muß da wohnen. Sonst hat er hier in diesem Hause gewohnt, welches ihm auch gehört.
    Der Träger
. Nun merke ich, wen Sie meinen. Sie meinen den lüderlichen Lelio. O! den kenn ich wohl!
    Anselmo
. Was? den lüderlichen Lelio?
    Der Träger
. Je nu! die ganze Stadt nennt ihn so; warum soll ich ihn anders nennen? Sein Vater war der alte Anselmo. Das war ein garstiger, geiziger Mann, der nie genug kriegen konnte. Er reisete vor vielen Jahren hier weg; Gott weiß, wohin? Unterdessen, daß er sichs in der Fremde sauer werden läßt, oder wohl gar darüber schon ins Gras gebissen hat, ist sein Sohn hier guter Dinge. Der wird zwar nun wohl auch allmählig auf die Hefen gekommen sein; aber es ist schon recht. Ein Sammler will einen Zerstreuer haben. Das Häuschen, höre ich, hat er nun auch verkauft – –
    Anselmo
. Was? verkauft? – – Nun ists klar! Ach, du verwünschter Maskarill! – Ach ich unglücklicher Vater! Du gottloser, ungeratner Sohn!
    Der Träger
. Ei! – Sie sind doch wohl nicht gar der alte Anselmo selber? Nehmen Sie mirs nicht übel, wenn Sie es sind; ich habe Sie wirklich nicht gekannt. Sonst hätte ich es wohl bleiben lassen. Sie einen garstigen, geizigen Mann zu nennen. Es ist niemanden an die Stirne geschrieben, wer er ist. Mögen Sie mich doch immerhin das Trinkgeld nicht verdienen lassen.
    Anselmo
. Ihr sollt es verdienen, guter Freund, Ihr sollt es verdienen. Sagt mir nur geschwind: Ist es wirklich wahr, daß er das Haus verkauft hat? Und an wen hat er es verkauft?
    Der Träger
. Der alte Philto hats

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