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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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gekauft.
    Anselmo
. Philto? – O du ehrvergeßner Mann! Ist das deine Freundschaft? – Ich bin verraten! Ich bin verloren! – Er wird mir nun alles leugnen. – –
    Der Träger
. Die Leute haben es ihm übel genug ausgelegt, daß er sich mit dem Kaufe abgegeben hat. Hat er nicht sollen in Ihrer Abwesenheit bei Ihrem Sohne gleichsam Vormunds Stelle vertreten? Ein schöner Vormund! das hieß ja wohl den Bock zum Gärtner setzen. Er ist alle sein Lebtage für einen eigennützigen Mann gehalten worden, und was ein Rabe ist, das bleibt wohl ein Rabe. – – Da eben seh ich ihn kommen! Ich will gern mein Trinkgeld im Stiche lassen; die Leute sind gar zu wunderlich, wenn sie hören, daß man sie kennt. Geht ab.
    { ‡ }
Dreizehnter Auftritt
    Anselmo. Philto.
    Anselmo
. Unglück über alle Unglücke! Komm nur! Komm nur, du Verräter!
    Philto
. Ich muß doch sehen, wer hier das Herz hat, sich für den Anselmo auszugeben. – – Aber was sehe ich? Er ist es wirklich. – – Laß dich umarmen, mein liebster Freund! So bist du doch endlich wieder da? Gott sei tausendmal gedankt. – Aber warum so verdrüßlich? Kennst du deinen Philto nicht mehr?
    Anselmo
. Ich weiß alles, Philto, ich weiß alles. Ist das ein Streich, wie man ihn von einem Freunde erwarten kann?
    Philto
. Nicht ein Wort mehr, Anselmo. Ich höre schon, daß mir ein dienstfertiger Verleumder zuvorgekommen ist. – – Hier ist nicht der Ort, uns weitläuftiger zu erklären. Komm in dein Haus.
    Anselmo
. In mein Haus?
    Philto
. Ja; noch ist es das deine, und soll wider deinen Willen nie eines andern werden. Komm; ich habe zu allem Glücke den Schlüssel bei mir. – Ohne Zweifel ist dieses dein Koffer? Fasse nur an; wir wollen ihn selbst hinein ziehen; es sieht uns doch niemand. – –
    Anselmo
. Aber meine Barschaft? – –
    Philto
. Auch diese wirst du finden, wie du sie verlassen hast. Sie gehen in das Haus, nachdem sie den Koffer nach sich gezogen.
    { ‡ }
Vierzehnter Auftritt
    Lelio. Maskarill.
    Maskarill
. Nun? haben Sie ihn gesehen? War er es nicht?
    Lelio
. Er ist es, Maskarill!
    Maskarill
. Wenn nur der erste Empfang vorüber wäre!
    Lelio
. Nie habe ich meine Nichtswürdigkeit so lebhaft empfunden, als eben jetzt, da sie mich verhindert, einem Vater freudig unter die Augen zu treten, der mich so zärtlich geliebt hat. Was soll ich tun? Soll ich mich aus seinen Augen verbannen? oder soll ich gehen, und ihm zu Fuße fallen?
    Maskarill
. Das letzte taugt nicht viel; aber das erste taugt gar nichts.
    Lelio
. Nun! so rate mir doch! Nenne mir wenigstens einen Vorsprecher. – –
    Maskarill
. Einen Vorsprecher? eine Person, die bei Ihrem Vater für Sie sprechen soll? – – Den Herrn Stiletti.
    Lelio
. Bist du toll?
    Maskarill
. Oder – die Frau Lelane.
    Lelio
. Verräter!
    Maskarill
. Die eine von ihren Nichten. –
    Lelio
. Ich bringe dich um!
    Maskarill
. Ja! das würde vollends eine Freude für Ihren Vater sein, wenn er seinen Sohn als einen Mörder fände.
    Lelio
. An den alten Philto darf ich mich nicht wenden. Ich habe seine Lehren, seine Warnungen, seinen Rat allzu oft verachtet, als daß ich auf sein gutes Wort einigen Anspruch machen könnte.
    Maskarill
. Aber fallen Sie denn gar nicht auf mich?
    Lelio
. Sieh du dich nur selbst nach einem Vorsprecher um.
    Maskarill
. Das habe ich schon getan; und der sind Sie.
    Lelio
. Ich?
    Maskarill
. Sie! und zwar zur Danksagung, daß ich Ihnen einen Vorsprecher werde geschafft haben, den Sie in alle Ewigkeit nicht besser finden können.
    Lelio
. Wenn du das tust, Maskarill –
    Maskarill
. Kommen Sie nur hier weg; die Alten möchten wieder herauskommen.
    Lelio
. Aber nenne mir doch den Vorsprecher, den ich in alle Ewigkeit nicht besser finden könnte.
    Maskarill
. Kurz, Ihr Vater soll Ihr Vorsprecher bei dem Herrn Anselmo sein.
    Lelio
. Was heißt das?
    Maskarill
. Das heißt, daß ich einen Einfall habe, den ich Ihnen hier nicht sagen kann. Nur fort! Gehen ab.
    { ‡ }
Funfzehnter Auftritt
    Anselmo. Philto, welche aus dem Hause kommen.
    Anselmo
. Nun! das ist wahr, Philto: ein getreuerer und klügrer Freund, als du bist, muß in der Welt nicht zu finden sein. Ich danke dir tausendmal, und wollte wünschen, daß ich dir deine Dienste vergelten könnte.
    Philto
. Sie sind vergolten genug, wenn sie dir angenehm sind.
    Anselmo
. Ich weiß es, daß du meinetwegen viel Verleumdungen hast über dich müssen ergehen lassen.
    Philto
. Was wollen Verleumdungen sagen, wenn man bei sich überzeugt ist, daß man

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