Werke
Sie, liebster Vater, daß ich durch dieses Mittel versuchen wollen, ob Ihr Herz gegen mich noch einiges Mitleids fähig ist. Das Traurigste, was Sie meinetwegen besorgten, geschieht gewiß, wenn ich, ohne Vergebung von Ihnen zu erhalten, von Ihren Füßen aufstehen muß. Ich bekenne, daß ich Ihrer Liebe nicht wert bin, aber ich will auch ohne dieselbe nicht leben. Jugend und Unerfahrenheit können vieles entschuldigen. – –
Philto
. Laß dich bewegen, Anselmo.
Staleno
. Auch ich bitte für ihn. Er wird sich bessern.
Anselmo
. Wenn ich das nur glauben dürfte. Steh auf! Noch will ichs einmal versuchen. Aber wo du noch einen lüderlichen Streich machst, so habe ich dir nichts vergeben, und die kleinste Ausschweifung, die du wieder begehst, soll die gewisse Strafe für alle andre nach sich ziehen.
Maskarill
. Das ist billig.
Anselmo
. Den nichtswürdigen Maskarill jage nur gleich zum Henker!
Maskarill
. Das ist unbillig! – – Doch jagen Sie mich, oder behalten Sie mich, es soll mir gleichviel sein; nur zahlen Sie mir vorher die Summe aus, die ich Ihnen schon sieben Jahr geliehen habe, und aus Großmut noch zehn Jahr leihen wollte.
Ende des Schatzes.
{ ‡ }
Gotthold Ephraim Lessing
Miß Sara Sampson
Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen
Schriften, Berlin (Voss) 1755. Uraufführung am 10.7.1755 in Frankfurt/Oder.
sampson
{ ‡ }
Erster Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebender Auftritt
Achter Auftritt
Dritter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Vierter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Fünfter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Eilfter Auftritt
Personen
Sir William Sampson
Miss Sara
, dessen Tochter
Mellefont
Marwood
, Mellefonts alte Geliebte
Arabella
, ein junges Kind, der Marwood Tochter
Waitwell
, ein alter Diener des Sampson
Norton
, Bedienter des Mellefont
Betty
, Mädchen der Sara
Hannah
, Mädchen der Marwood
Der
Gastwirt
und einige Nebenpersonen
Erster Aufzug
Erster Auftritt
Der Schauplatz ist ein Saal im Gasthofe.
Sir William Sampson und Waitwell treten in Reisekleidern herein.
Sir William
. Hier meine Tochter? Hier in diesem elenden Wirtshause?
Waitwell
. Ohne Zweifel hat Mellefont mit Fleiß das allerelendeste im ganzen Städtchen zu seinem Aufenthalte gewählt. Böse Leute suchen immer das Dunkle, weil sie böse Leute sind. Aber was hilft es ihnen, wenn sie sich auch vor der ganzen Welt verbergen könnten? Das Gewissen ist doch mehr, als eine ganze uns verklagende Welt. – Ach, Sie weinen schon wieder, schon wieder, Sir! – Sir!
Sir William
. Laß mich weinen, alter ehrlicher Diener. Oder verdient sie etwa meine Tränen nicht?
Waitwell
. Ach! sie verdient sie, und wenn es blutige Tränen wären.
Sir William
. Nun so laß mich.
Waitwell
. Das beste, schönste, unschuldigste Kind, das unter der Sonne gelebt hat, das muß so verführt werden! Ach Sarchen! Sarchen! Ich habe dich aufwachsen sehen; hundertmal habe ich dich als ein Kind auf diesen meinen Armen gehabt; auf diesen meinen Armen habe ich dein Lächeln, dein Lallen bewundert. Aus jeder kindischen Miene strahlte die Morgenröte eines Verstandes, einer Leutseligkeit, einer – –
Sir William
. O schweig! Zerfleischt nicht das Gegenwärtige mein Herz schon genug? Willst du meine Martern durch die Erinnerung an vergangne Glückseligkeiten noch höllischer machen? Ändre deine Sprache, wenn du mir einen Dienst tun willst. Tadle mich; mache mir aus meiner Zärtlichkeit ein Verbrechen; vergrößre das Vergehen meiner Tochter; erfülle mich, wenn du kannst, mit Abscheu gegen sie; entflamme aufs neue meine Rache gegen ihren verfluchten Verführer; sage, daß Sara nie tugendhaft gewesen, weil sie so leicht aufgehört hat es zu sein; sage, daß sie mich nie geliebt, weil sie mich heimlich verlassen hat.
Waitwell
. Sagte ich das, so würde ich eine Lüge sagen; eine
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