Werke
vertraue ich mir selbst. Und ich tue nichts mehr, als wenn ich es noch einmal für mich in den Gedanken wiederholte.
Damon
. Nein. Nein. Es soll Ihnen nicht verborgen sein. Könnten Sie sich wohl einbilden, zu was sich die Madam entschlossen?
Leander
. Worinne?
Damon
. Nun raten Sie einmal, auf was sie es will ankommen lassen, welchem sie von uns beiden ihre Hand geben solle?
Leander
. Und eben dieses, mein Damon, eben dieses hatte ich Ihnen auch zu sagen.
Damon
. Aufrichtig nun zu reden, ich bin über diesen niederträchtigen Entschluß erstaunet. Nein, Leander, ehe ich ihre Hand einer solchen schändlichen Ursache zu danken haben wollte, eher will ich sie Zeit Lebens ausschlagen.
Leander
. Und glauben Sie denn, daß ich sie annehmen würde? Wir haben die uneigennützigsten Absichten gegen sie. Wir würden sie lieben, wenn sie auch nichts besäße. Und sie ist gegen uns so eigennützig? Ist ein verachtungswürdiger Reichtum das einzige, was ihr an uns gefällt?
Damon
. Wie, wenn wir diesen Entschluß auf alle mögliche Art suchten zu nichte zu machen? Darf ich Ihnen wohl was vorschlagen? Was meinen Sie, wenn wir Schaden und Gewinst bei unserm Handel teilten?
Leander
. St! das ist Wasser auf meine Mühle. So könnte das Tauschen gar bleiben – – – Ja, Sie haben Recht. Nichts könnte sie leichter wieder auf den rechten Weg bringen, einen von uns aus Neigung und Verdienst zu wählen. Wohl! Ich bin es zufrieden.
Damon
. O wie vergnügt machen Sie mich durch Ihren Beifall wieder. Ich besorgte immer, ich besorgte. Sie würden mir ihn hier entziehen. Und Sie hätten Recht dazu gehabt.
Leander
. Wie wenig trauen Sie mir doch zu! So? Was könnte ich denn für Recht haben, hierinne nicht mit Ihnen einig zu sein? Alle Güter sind ja unter Freunden gemein. Was ich besitze, besitzen Sie. Und was Sie besitzen, darauf glaube ich auch ein kleines Recht zu haben. Verflucht sei der Eigennutz! wenn Ihnen das Unglück auch so sehr zuwider sein sollte, daß Sie alles, alles dabei verlören. Nicht die Hälfte meines Vermögens, mein ganzes Vermögen wäre allezeit so gut, als das Ihrige.
Damon
. Freund, Sie machen mich ganz beschämt!
Leander
. Was ich sage, würde ich auch tun. Und wenn ich es getan hätte, so würde ich doch nichts mehr getan haben, als was die Pflicht eines Freundes verlangt.
Damon
. Aber ich weiß nicht, was ich bei mir für eine geheime Ursache finde, selbst an der Wahrheit dieses Entschlusses zu zweifeln. Könnte mir wohl Lisette – –
Leander
. Und von der hab ich es auch. Doch dahinter wollen wir wohl kommen. Es liegt uns beiden nicht wenig dran. Erlauben Sie mir, daß ich Sie verlasse. Ich will selbst zu ihr gehen, und mich bei unserer Liebsten erkundigen.
Damon
. Aber, Leander, wie wird sich das schicken? Wird sie über diese Neugierigkeit nicht empfindlich werden?
Leander
. Sorgen Sie nicht, ich will es schon mit einer Art vorzubringen wissen – – – –
Damon
. Nun ich verlasse mich auf Ihre Geschicklichkeit. Kommen Sie bald wieder, mir Nachricht zu bringen.
Leander
. – – So komme ich doch unter einem guten Vorwande wieder von ihm.
{ ‡ }
Sechster Auftritt
Damon
. – – – Entweder, ich bin zur Freundschaft ganz ungeschickt, oder Leander hat sehr ausschweifende Begriffe davon. – – – – – – – – Ich bin unglücklich wenn das erste wahr ist – – – Ja – – die Freundschaft – – – sie ist allerdings das, was uns das Leben erst angenehm machen muß – – – So viel empfinde ich – – – Aber so viel empfinde ich doch nicht, als mein Freund zu empfinden sagt. – – – – Gesetzt ich würde von ihm beleidigt – – – ich würde so von ihm beleidigt – – – als er von mir sich wünschte, beleidiget zu werden – – – – würde ich wohl – – – nein – – ich mag mir nicht schmeicheln – – – ich würde – – ich würde viel zu schwach sein, es ihm zu vergeben – – – – – – – – Ja, ich würde es ihm verargen, wenn er mir bei einer solchen Gelegenheit verzeihen wollte – – – ich würde ihn selbst tadeln – – – – Doch – – ich halte ihn auch nicht einmal für fähig dazu – – – er mag sein, was er will – – – aber – – ich irre mich wohl auch – – ich beurteile ihn nach mir – – – – weil ich so schwach bin; folgt es denn daraus, daß ein anderer – – – Doch allerdings eine so vollkommene Freundschaft ist für diese Welt nicht – – – – – – Ob auch wohl
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