Werke
Leander so denkt, als er redet? – – Halt – – – ich will – – – ja wenn ich ihm berede, ich hätte Nachricht erhalten, daß mein Schiff untergegangen – – – Da will ich sehen, ob seine Großmut – – – es wird mich ein wenig kützeln, wenn ich ihn bestürzt – – – – Doch nein – – das war ein niederträchtiger Einfall – – – Seinen Freund auf die Probe setzen, heißt, seinen Freund gern verlieren wollen – – – – – Nein – – aber wenn nun die Witwe auf ihrem törichten Entschlusse blieb – – Gesetzt, Leander würde durch sie glücklich – – – werde ich sein Freund bleiben können? – – – Ich zittere – ja – ich fühle meine Schwäche – – – ich würde auf ihn zürnen – – – – ich würde neidisch werden – – – ach – – ich schäme mich recht vor mir selbst – – –
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Siebenter Auftritt
Oronte. Damon.
Oronte
. Nun, da ist Er ja. Versteh Er mich! Vetter, habe ich Ihn doch müssen in zehn Häusern suchen. Versteh Er mich! Und ich hätte Ihn eher sonst wo zu finden geglaubt als bei der jungen Witwe. Versteh Er mich.
Damon
. Je was führt Sie denn hieher, Herr Vetter?
Oronte
. So? sieht Er mirs nicht an, versteh Er mich, was ich will? Mache Er sich nur parat, versteh Er mich, eine Nachricht von mir zu hören, die Ihn halb tot, versteh Er mich, und wenn Er noch ein klein wenig Vernunft übrig hat, versteh Er mich, die Ihn rasend machen wird.
Damon
. Sie erschrecken mich. Was ist es denn?
Oronte
. Habe ichs Ihm nicht gesagt, versteh Er mich, daß es Ihm mit Seinem Kapitale würde unglücklich gehen? Versteh Er mich. Da seh Er, lese Er – – Sein Schiff ist untergegangen. Da, lese Er nur, versteh Er mich – – Er wird alle Umstände finden, versteh Er mich.
Damon
. So?
Oronte
. Nun, hab ichs Ihm doch vorher gesagt, versteh Er mich. Aber ihr jungen Leute, laßt euch doch niemals sagen, versteh Er mich. Alles, alles wollt ihr besser einsehen. Schon recht! versteh Er mich, schon recht!
Damon
. Dieses Unglück hätte ich mir nicht versehen – – –
Oronte
. Ist das das Ganze, was man sagen kann, versteh Er mich, wenn man sein Vermögen verliert? O Leichtsinnigkeit! o gottlose Leichtsinnigkeit! versteh Er mich. Auf 12000 Rtlr. versteh Er mich. Auf zwölf tausend! Nun, Vetter, sag Er, was will Er nun anfangen? versteh Er mich. Er ist von der ganzen Welt verlassen, verlassen, und mit Recht. Versteh Er mich. Kann Ers leugnen, daß ichs Ihm vorher verkündigt habe? Kann Ers leugnen? Versteh Er mich. Wie vielmal habe ich Ihm die güldne Regel gegeben: Was aufs Wasser kömmt, versteh Er mich, ist so gut, als halb verloren.
Damon
. Ach! möchte doch das Geld sein, wo es wollte – – – – wenn nur – – –
Oronte
. Ach! Schade um das Geld! Das sind gescheute Reden. Versteh Er mich. Damon, Damon, ein Mensch, der so denken kann, ist nicht wert, daß er mein Vetter sei. Versteh Er mich. Ach! schade ums Geld! Nein, Gott sei Dank, versteh Er mich, so albern und gottesvergessen bin ich in meiner Jugend nicht gewesen. Denkt Er, versteh Er mich, daß Ihn die junge Witwe nun heiraten wird? versteh Er mich. Sie müßte eine Närrin sein. Versteh Er mich.
Damon
. Ja, Herr Vetter, dieses besorge ich. Und dieses ist auch das einzige, was mir mein Unglück empfindlich macht.
Oronte
. Der Narr, versteh Er mich. Als wenn es nicht so schon empfindlich genug wäre. Versteh Er mich. Doch Vetter, daß Er sehn soll, versteh Er mich, wie gut ich es mit Ihm meine, so will ich Ihm, versteh Er mich, bei den Umständen raten: mache Er banquerout.
Damon
. Wie, so niederträchtig – – –
Oronte
. Was? Was? Niederträchtig? versteh Er mich. Das nennt Er niederträchtig, versteh Er mich, Vetter, wenn man banqueroute macht? Zum Henker! versteh Er mich, habe ich nicht fünf mal banqueroute gemacht? Und bin ich niederträchtig gewesen? versteh Er mich. Habe ich mich mein ganzes Vermögen dem Banqueroute zu danken? versteh Er mich. Zu dem ersten brachte mich meine Frau! versteh Er mich. Das war eine stolze verschwenderische Närrin! Gott habe sie selig, versteh Er mich. Aber das vergelte ihr noch Gott im Himmel, wo sie ohne Zweifel sein wird, versteh Er mich, denn sie war allezeit gern, wo es fein lustig und fein prächtig zuging, versteh Er mich; das, sage ich, vergelte ihr der liebe Gott, daß sie mir auf den so kurzen Weg zum Reichtume zu gelangen geholfen hat. Versteh Er mich. Denkt Er, Vetter, daß ich mit fünf Banquerouten, versteh Er
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