Werke
aufheben.
Damis
. Gib her, gib her! was fiel da heraus? Ganz gewiß wird es wieder etwas von mir sein.
Anton
. So wahr ich lebe, es ist nichts von Ihnen. An Sie könnte es eher noch etwas sein.
Damis
. Halte mich nicht auf; ich habe mehr zu tun.
Anton
. Halten Sie mich nur nicht auf. Sie wissen ja, daß ich nun bald wieder auf die Post gehen muß. Ich weiß, es sind Briefe da.
Damis
. Nun so geh, so geh! Aber durchaus zeige mir erst, was du so eilfertig aufhobst. Ich muß es sehen.
Anton
. Zum Henker! wenn das ist, so brauche ich nicht auf die Post zu gehen.
Damis
. Wie so?
Anton
. Nu, nu! da haben Sie es. Ich will hurtig gehen. Er gibt ihm den Brief, und will fortlaufen.
Damis
indem er ihn besieht. Je, Anton, Anton, das ist ja eben der Brief aus Berlin, welchen ich erwarte. Ich kenn ihn an der Aufschrift.
Anton
. Es kann wohl sein, daß er es ist. Aber, Herr Damis, werden Sie nur – – nur nicht ungehalten. Ich hatte es, bei meiner armen Seele! ganz vergessen –
Damis
. Was hast du denn vergessen?
Anton
. Daß ich den Brief, beinahe schon eine halbe Stunde, in der Tasche trage. Mit dem verdammten Plaudern! –
Damis
. Weil er nun da ist, so will ich dir den dummen Streich verzeihen – Aber, allerliebster Anton, was müssen hierin für unvergleichliche, für unschätzbare Nachrichten stehen! Wie wird sich mein Vater freuen! Was für Ehre, was für Lobsprüche! – – O Anton! – – ich will dir ihn gleich vorlesen – – – – Bricht ihn hastig auf.
Anton
. Nur sachte, sonst zerreißen Sie ihn gar. Nun da! sagte ichs nicht?
Damis
. Es schadet nichts; er wird doch noch zu lesen sein. – – Vor allen Dingen muß ich dir sagen, was er betrifft. Du weißt, oder vielmehr du weißt nicht, daß die Preußische Akademie auf die beste Untersuchung der Lehre von den Monaden, einen Preis gesetzt hat. Es kam mir noch ganz spät ein, unsern Philosophen diesen Preis vor dem Maule wegzufangen. Ich machte mich also geschwind darüber, und schrieb eine Abhandlung, die noch gleich zur rechten Zeit muß gekommen sein. – Eine Abhandlung, Anton, – – ich weiß selbst nicht, wo ich sie hergenommen habe, so gelehrt ist sie. Nun hat die Akademie, vor acht Tagen, ihr Urteil über die eingeschickten Schriften bekannt gemacht, welches notwendig zu meiner Ehre muß ausgefallen sein. Ich, ich muß den Preis haben, und kein andrer. Ich habe es einem von meinen Freunden daselbst heilig eingebunden, mir sogleich Nachricht davon zu geben. Hier ist sie; nun höre zu.
»Mein Herr,
Wie nahe können Sie einem Freunde das Antworten legen! Sie drohen mir mit dem Verluste Ihrer Liebe, wenn Sie nicht von mir die erste Nachricht erhielten, ob Sie, oder ein anderer den akademischen Preis davon getragen hätten. Ich muß Ihnen also in aller Eil melden, daß Sie ihn nicht – – Stotternd. bekommen haben, und auch – – Immer furchtsamer. nicht haben – – bekommen können. – –«
Was? ich nicht? und wer denn? und warum denn nicht? –
»Erlauben Sie mir aber, daß ich, als ein Freund, mit Ihnen reden darf.«
So rede, Verräter!
»Ich habe Ihnen unmöglich den schlimmen Dienst erweisen können, Ihre Abhandlung zu übergeben. – –«
Du hast sie also nicht übergeben, Treuloser? Himmel, was für ein Donnerschlag! So soll mich deine Nachlässigkeit, unwürdiger Freund, um die verdienteste Belohnung bringen? – Wie wird er sich entschuldigen, der Nichtswürdige? »Wenn ich es frei gestehen soll, so scheinen Sie etwas ganz anders getan zu haben, als die Akademie verlangt hat. Sie wollte nicht untersucht wissen, was das Wort Monas grammatikalisch bedeute? wer es zuerst gebraucht habe? was es bei dem Xenokrates anzeige? ob die Monaden des Pythagoras die Atomi des Moschus gewesen? etc. Was ist ihr an diesen kritischen Kleinigkeiten gelegen, und besonders alsdann, wann die Hauptsache dabei aus den Augen gesetzt wird? Wie leicht hätte man Ihren Namen mutmaßen können, und Sie würden vielleicht Spöttereien sein ausgesetzt worden, dergleichen ich nur vor wenig Tagen in einer gelehrten Zeitung über Sie gefunden habe. –«
Was lese ich? kann ich meinen Augen trauen? Ah verfluchtes Papier! verfluchte Hand, die dich schrieb! Wirft den Brief auf die Erde, und tritt mit den Füßen darauf.
Anton
. Der arme Brief! man muß ihn doch vollends auslesen! Hebt ihn auf. Das Beste kömmt vielleicht noch, Herr Damis. Wo blieben Sie? Da, da! hören Sie nur! »gelehrten Zeitung gefunden habe. – – Man nennt Sie ein junges
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