Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
Gelehrtchen, welches überall gern glänzen möchte, und dessen Schreibesucht –«
    Damis
reißt ihm den Brief aus der Hand. Verdammter Korrespondent! – Das ist der Lohn, den dein Brief verdient! Er zerreißt ihn. Du zerreißest mein Herz, und ich zerreiße deine unverschämte Neuigkeiten. Wollte Gott, daß ich ein Gleiches mit deinem Eingeweide tun könnte! Aber – Zu Anton. du nichtswürdige, unwissende Bestie! An alle dem bist du Schuld!
    Anton
. Ich, Herr Damis?
    Damis
. Ja du! wie lange hast du nicht den Brief in der Tasche behalten?
    Anton
. Herr, meine Tasche kann weder schreiben noch lesen; wenn Sie etwa denken, daß ihn die anders gemacht hat –
    Damis
. Schweig! – Und solche Beschimpfungen kann ich überleben? – – O ihr dummen Deutschen! ja freilich, solche Werke, als die meinigen sind, gehörig zu schätzen, dazu werden andre Genies erfordert! Ihr werdet ewig in eurer barbarischen Finsternis bleiben, und ein Spott eurer witzigen Nachbarn sein! – Ich aber will mich an euch rächen, und von nun an aufhören, ein Deutscher zu heißen. Ich will mein undankbares Vaterland verlassen. Vater, Anverwandte und Freunde, alle, alle verdienen es nicht, daß ich sie länger kenne, weil sie Deutsche sind; weil sie aus dem Volke sind, das ihre größten Geister mit Gewalt von sich ausstößt. Ich weiß gewiß, Frankreich und Engeland werden meine Verdienste erkennen –
    Anton
. Herr Damis, Herr Damis, Sie fangen an zu rasen. Ich bin nicht sicher bei Ihnen; ich werde jemand rufen müssen.
    Damis
. Sie werden es schon empfinden, die dummen Deutschen, was sie an mir verloren haben! Morgen will ich Anstalt machen, dieses unselige Land zu verlassen – –
    { ‡ }
Sechzehnter Auftritt
    Chrysander. Damis. Anton.
    Anton
. Gott sei Dank, daß jemand kömmt!
    Chrysander
. Das verzweifelte Mädel, die Lisette! Und Zu Anton. du, du Spitzbube! du sollst dein Briefträgerlohn auch bekommen. Mich so zu hintergehen? schon gut! – Mein Sohn, ich habe mich besonnen; du hast Recht; ich kann dir Julianen nun nicht wiedernehmen. Du sollst sie behalten.
    Damis
. Schon wieder Juliane? Jetzt da ich ganz andre Dinge zu beschließen habe – – Hören Sie nur auf damit; ich mag sie nicht.
    Chrysander
. Es würde unrecht sein, wenn ich dir länger widerstehen wollte. Ich lasse jedem seine Freiheit; und ich sehe wohl, Juliane gefällt dir –
    Damis
. Mir? eine dumme Deutsche?
    Chrysander
. Sie ist ein hübsches, tugendhaftes, aufrichtiges Mädchen; sie wird dir tausend Vergnügen machen.
    Damis
. Sie mögen sie loben oder schelten; mir gilt alles gleich. Ich weiß mich nach Ihren Willen zu richten, und dieser ist, nicht an sie zu gedenken.
    Chrysander
. Nein, nein; du sollst dich über meine Härte nicht beklagen dürfen.
    Damis
. Und Sie sich noch weniger über meinen Ungehorsam.
    Chrysander
. Ich will dir zeigen, daß du einen gütigen Vater hast, der sich mehr nach deinem, als nach seinem eignen Willen richtet.
    Damis
. Und ich will Ihnen zeigen, daß Sie einen Sohn haben, der Ihnen in allen die schuldige Untertänigkeit leistet.
    Chrysander
. Ja, ja; nimm Julianen! Ich gebe dir meinen Segen.
    Damis
. Nein, nein; ich werde Sie nicht so erzürnen – –
    Chrysander
. Aber was soll denn das Widersprechen? Dadurch erzürnst du mich!
    Damis
. Ich will doch nicht glauben, daß Sie sich im Ernste schon zum drittenmal anders besonnen haben?
    Chrysander
. Und warum das nicht?
    Damis
. O, dem sei nun, wie ihm wolle! Ich habe mich gleichfalls geändert, und fest entschlossen, ganz und gar nicht zu heiraten. Ich muß auf Reisen gehen, und ich werde mich, je eher je lieber, davon machen.
    Chrysander
. Was? du willst ohne meine Erlaubnis in die Welt laufen?
    Anton
. Das geht lustig! Der dritte Mann fehlt noch, und den will ich gleich holen. Damis will Julianen nicht, vielleicht fischt sie Valer. Gehet ab.
    { ‡ }
Siebzehnter Auftritt
    Chrysander. Damis.
    Damis
. Ja, ja; in zweimal vier und zwanzig Stunden, muß ich schon unter Wegens sein.
    Chrysander
. Aber was ist dir denn in den Kopf gekommen?
    Damis
. Ich bin es längst überdrüssig gewesen, länger in Deutschland zu bleiben; in diesem nordischen Sitze der Grobheit und Dummheit; wo es alle Elemente verwehren, klug zu sein; wo kaum alle hundert Jahr ein Geist meines gleichen geboren wird – –
    Chrysander
. Hast du vergessen, daß Deutschland dein Vaterland ist?
    Damis
. Was Vaterland!
    Chrysander
. Du Bösewicht, sprich doch lieber gar: was Vater! Aber ich will es dir zeigen: du

Weitere Kostenlose Bücher