Werke
ein der Wahrheit und dem Christentume so nachteiliges Verbot geschwind aufheben, geschwind den Porphyrius in meinem herzoglichen Palaste drucken lassen, und geschwind das Großherzogtum, welches mir itzt schon im Gedanken zur Last ist, geschwind wieder an seine Behörde abgeben könnte. –
Abälard ist der Mann, den ich oben (12) in Gedanken hatte, als ich sagte, daß selbst in jenen barbarischen Zeiten mehr Einwürfe gegen die Religion gemacht worden, als die Mönche zu beantworten Lust hatten, die beliebter Kürze und Bequemlichkeit wegen, den nur gleich zu allen Teufeln zu schicken bereit waren, der sich mit seinen Einwürfen an das Licht wagte. Denn sollte man wohl glauben, daß Trotz den Streitigkeiten, welche der h. Bernhardus dem Abälard gegen verschiedene seiner Schriften erregte; Trotz der Sammlung, welche Amboise mit seiner nicht geringen Gefahr von den Schriften des Abälards machte; Trotz den Nachlesen, welche Martene und Durand und B. Petz zu dieser Sammlung gehalten haben, uns doch noch dasjenige Werk des Abälard mangelt, aus welchem die Religionsgesinnungen desselben vornehmlich zu ersehen sein müßten. D’Achery hatte es, ich weiß nicht in welcher Bibliothek gefunden, hatte eine Abschrift davon genommen, und war Willens, es drucken zu lassen. Aber D’Achery ging oder mußte mit andern Gelehrten – auch Benediktinern ohne Zweifel – vorher noch darüber zu Rate gehen, und so konnte aus dem Druck nichts werden; die glücklich aufgefundene Schrift des Abälard, in quo, genio suo indulgens, omnia christianae religionis mysteria in utramque partem versat, ward zu ewigen Finsternissen verdammet (13) . Die Abschrift des D’Achery kam in die Hände des Martene und Durand; und diese, welche so viel historischen und theologischen Schund dem Untergange entrissen hatten, hatten eben so wenig das Herz, noch ein bißchen Schund mehr der Welt aufzubewahren; weil es doch nur philosophischer Schund war. – Arme Scharteke! Gott führe dich mir in die Hände, ich lasse dich so gewiß drucken, so gewiß ich kein Benediktiner bin! – Aber wünschen einer zu sein, konnte ich fast, wenn man nur als ein solcher mehr dergleichen Manuskripte zu sehen bekäme. Was wäre es, wenn ich auch gleich das erste Jahr wieder aus dem Orden gestoßen würde?
Und das würde ich gewiß. Denn ich würde zu viel wollen drucken lassen, wozu mir der Orden den Vorschub verweigerte. Der alte Lutheraner würde mich noch zu oft in den Nacken schlagen; und ich würde mich nimmermehr bereden können, daß eine Maxime, welche der päbstischen Hierarchie so zuträglich ist, auch dem wahren Christentume zuträglich sein könne.
»Doch das alles heißt ja nur eine Missetat durch das Jucken entschuldigen wollen, welches man, sie zu begehen, unwiderstehlich fühlet. Wenn es denn deine Schwachheit ist, dich verlassener Handschriften anzunehmen, so leide auch für deine Schwachheit. Genug, von dieser Handschrift hätte schlechterdings nichts müssen gedruckt werden, weil sie wenigstens eben so schlimm ist, als das Toldos Jeschu. «
Wohl angemerkt! Und also hätte auch wohl Toldos Jeschu nicht müssen gedruckt werden? Also waren die, welche es unter uns bekannt, und durch den Druck bekannt machten, keine Christen? Freilich war der, welcher es den Christen zuerst gleichsam unter die Nase rieb, nur ein getaufter Jude. Aber Porchetus? Aber Luther? Und Wagenseil, der sogar das Hebräische Original retten zu müssen glaubte! O der unbesonnene, der heimtückische Wagenseil! Sonst bekam unter tausend Juden kaum einer Toldos Jeschu zu lesen: nun können es alle lesen. Und was er auch sonst noch einmal vor dem Richterstuhl Gottes schwer wird zu verantworten haben, der böse Wagenseil! Aus seiner Ausgabe hat der abscheuliche Voltaire seine skurrilen Auszüge gemacht, die er zu machen wohl unterlassen haben würde, wenn er das Buch erst in den alten Drucken des Raimundus oder Porchetus hätte aufsuchen müssen. –
Nicht wahr, Herr Hauptpastor? Ich setze hinzu: die er zu machen auch wohl gar hätte müssen bleiben lassen, wenn Wagenseil das Lästerbuch anstatt hebräisch und lateinisch, hebräisch und deutsch hätte drucken lassen. Das wäre denn ein kleines Exempelchen, von welchem allgemeinen Nutzen es ist, wenn die Schriften wider die Religion nur lateinisch zu haben sind. Nicht wahr, Herr Hauptpastor?
Indes, Herr Hauptpastor, hat doch Wagenseil, in der weitläuftigen Vorrede zu seinen Telis igneis Satanae, sein Unternehmen so ziemlich gut
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